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Gärtnerei Munder in Stuttgart-Bad Cannstatt

Ostern im Gewächshaus

Der Gartenbaubetrieb der Familie Munder war über Jahrzehnte ein Ort der Innovation und Kreativität. Wirtschaftliche Überlegungen führten zum Ausstieg aus dem Gartenbau. Dann ergab sich für die Gewächshäuser eine neue Perspektive: Dort findet mit vielen Tausend Besuchern jährlich der Ostergarten Stuttgart statt.

von Christoph Killgus erschienen am 08.04.2025
Wer den Ostergarten Stuttgart in den Gewächshäusern der Gärtnerei Munder besucht, findet sich mitten im Geschehen wieder. © Ostergarten Stuttgart
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Die Gärtnerei Munder hat ihre Wurzeln in einer Weingärtnerfamilie, die seit 1568 in Bad Cannstatt ansässig ist. 1960 gründete der Vater von Andreas Munder eine Obst- und Gemüsegärtnerei. Er selbst stieg 1983 als Meister in den Betrieb ein und übernahm ihn 1987 gemeinsam mit seiner Frau.

In den 1980er- und 1990er-Jahren verkauft der Betrieb Äpfel auf Wochenmärkten. Das Obst wurde auf sechs Hektar selbst erzeugt. Der Name „Apfeltankstelle Munder“ war bekannt. Jährlich verkauften Munders rund 150 Tonnen Äpfel an Privatkunden.

Zunehmend wurde das Sortiment um Zierpflanzen und Balkonblumen erweitert. Die Inhaber entwickelten ihre Gärtnerei zu einem Endverkaufsbetrieb, der hauptsächlich von April bis Juni öffnete. Auf einer Fläche mit 5.000 Quadratmetern Gewächshäusern bedienten sie in der Saison bis zu 10.000 Kunden.

Eine Idee nach der anderen

„Ich bin schon immer Freund von Innovationen gewesen“, sagt Andreas Munder. Und kann zahlreiche Beispiele nennen. In den 1980er-Jahren und nach dem Besuch der Meisterschule begann er mit der Produktion von Basilikum, das zu dieser Zeit ansonsten teuer aus Italien importiert wurde. Der Erfolg war enorm: Wöchentlich wurden bis zu 20.000 Bündel Basilikum verkauft. Das funktionierte so lange, bis sich Topfbasilikum am Markt etablierte. Der Anbau von Romana-Salat in den 1990er war eine weitere erfolgreiche Innovation. „Das haben wir hektarweise für italienische und türkische Abnehmer auf dem Großmarkt gemacht.“

Eine weitere Pflanzenidee Mitte der 2000er-Jahre war dem Zufall zu verdanken: Ein Düngefehler führte zur Entwicklung außerordentlich großer Primeln mit riesigen Blättern. „Meine Lehrlinge sind zu mir gekommen und haben gefragt: Ist das Kopfsalat oder sind das wirklich Primel?“ Munder brachte sie als XXL-Primeln auf den Markt. „Fünf Tage später haben wir zwei Kölle-Gartencenter beliefert. Ein paar Tage später haben fünf andere Kölle-Märkte angerufen und die gleichen Primel bestellt.“ Die großen Blüten in größerer Zahl als sonst machten die Innovation über Jahre hinweg erfolgreich. „So haben wir den Düngefehler 25 Jahre wiederholt“, schmunzelt er.

Später folgten extra große Pelargonien. Das kam gut an. Munder stand für eine selbstbewusste Preispolitik: „Wir haben immer einen Euro mehr verlangt als andere im Endverkauf.“ Auch Ampeln mit acht verschiedenen Arten und Sorten pflanzte Munder – bevor solche Kombinationen von Jungpflanzenanbietern ins Programm genommen wurden.

Die städtische Lage der Gärtnerei machte Felder lohnend, auf denen die Kunden Erdbeeren selbst pflücken konnten. Auf vier Hektar baute der Betrieb Erdbeeren an. Ein Rekordtag ist Munder in Erinnerung: „1.400 Kunden haben 3,8 Tonnen Erdbeeren geerntet.“

Auch mit Kürbissen war Munder ideenreich: Mit der „Fünf-Minuten-Terrine fürs Büro“ entwickelte er ein Kürbisprodukt, das über große Ketten vertrieben wurde. Im Endverkauf sorgten Blumenampel-Wettbewerbe für zusätzliche Aufmerksamkeit und Kundenbindung.

Öffentlichkeitswirksam waren Kinder- und Schulprojekte. In einem Jahr wurden Wasserspeicherkästen an Schulen verteilt. Kinder gestalteten und bepflanzten die Kästen. Ihre Ergebnisse wurden in der Gärtnerei ausgestellt und bewertet. Die Aktion führte zu einem enormen Besucherandrang und großem Kaufinteresse an den Wasserspeicherkästen.

Der Ideenreichtum des Betriebs wurde in der Fachöffentlichkeit gewürdigt: 2009 erhielten die Munders den Taspo-Award als Beet- und Balkonpflanzenproduzent des Jahres. 2011 wurden sie als Einzelhandelsgärtnerei des Jahres ausgezeichnet.

Andreas Munder berichtet offen, dass längst nicht alle Ideen funktionierten. Und auch die erfolgreichen Innovationen waren das meist nur so lange, bis die Konkurrenz reagierte und ähnliche Produkte auf den Markt brachte.

Für ihre ideenreiche Gärtnerei wurden Ulrike und Andreas Munder gleich zwei Mal mit einem Taspo-Award ausgezeichnet.
Für ihre ideenreiche Gärtnerei wurden Ulrike und Andreas Munder gleich zwei Mal mit einem Taspo-Award ausgezeichnet. © Munder

Abschied vom Gartenbau

Im Alter von 54 Jahren stand Andreas Munder vor der Entscheidung, für die Modernisierung der Gewächshausanlage 600.000 Euro in den Betrieb zu investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Nach Gesprächen mit seiner Steuerberaterin und seinen Kindern, die andere berufliche Interessen hatten, entschied er sich für den Ausstieg aus dem Gartenbau. Der gläubige Christ Andreas Munder hatte den Eindruck, „dass mir Gott noch eine neue Aufgabe im Leben geben wollte.“ In welche Richtung? Das war erst einmal nicht klar.

Einen Teil der leer stehenden Gewächshausfläche konnte Munder an die Firma Pflanzen Kölle vermieten, die dort Kübelpflanzen überwintert.

Ein neuer Weg

Bei einem Ausflug ins Badische lernten die Munders Konzept und Idee eines Ostergartens kennen, das es an einigen Orten gibt. In orientalisch gestalteten Räumen und mit Laiendarstellern können Besucher dabei in lebendigen Szenen die Ereignisse von Palmsonntag bis Ostern visuell und emotional miterleben. „Da ist der Traum bei mir entstanden, sowas in einem Gewächshaus bei uns zu machen“, sagt Andreas Munder. Dafür standen Flächen von 1.500 m2 zur Verfügung. Diese wurden in zahlreiche Räume für die einzelnen Szenen gegliedert.

Aus der Anfangsidee entstand schnell ein großes Gemeinschaftsprojekt. Aus 30 Kirchengemeinden kommen Hunderte Freiwillige, die für den Aufbau der Räume und als Darsteller mitarbeiten und sich für Organisation, Technik und auch gastronomische Angebote einbringen. Auch Unternehmen aus dem GaLabau und anderen Gewerken bringen sich ein, auch Innenarchitekten und Historiker unterstützen das Projekt. Für den ersten Ostergarten wurden rund 250.000 Euro verbaut, zum großen Teil für eine dauerhafte Nutzung. Zahlreiche Unterstützer machten das möglich.

Von dem triumphalen Einzug Jesu nach Jerusalem über das letzte Abendmahl bis hin zur Kreuzigung und schließlich zur Auferstehung – jede Szene wird im Ostergarten kreativ zum Leben erweckt. So entwickelte sich der Ostergarten zu einem Publikumsmagneten in der Region. Für viele ist er fester Bestandteil der Osterzeit – als Ort der Besinnung, Inspiration und Begegnung.

Warum liegt Andreas Munder das Projekt so am Herzen? Das erklärt er begeistert: „Ostern ist einfach eines der schönsten Feste. Wir möchten die Freude an unserem Glauben über die lebendigen Geschichten im Ostergarten weitergeben. In unserer Zeit wird so viel ausgegrenzt, gibt es so viel Hass und Ablehnung. Ostern setzt ein anderes Zeichen. An Ostern geht es mit Jesus um Liebe und Versöhnung.“

© Ostergarten Stuttgart
Ostergarten Stuttgart Die Nachfrage ist groß

Wegen des großen Besucherinteresses und der bei den rund einstündigen Erlebnisrundgängen begrenzten Plätze werden Tickets für bestimmte Uhrzeiten verkauft. In diesem Jahr sind das 22.700 Tickets, die zügig verkauft werden. Der Ostergarten Stuttgart öffnet in diesem Jahr vom 1. bis zum 21. April. Tickets und weitere Infos gibt es unter www.ostergarten-stuttgart.de/tickets.

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