
Erfahrungen aus drei Betrieben
Auf der Sommertagung Zierpflanzenbau an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg (LVG Heidelberg) am 9. Juli 2025 gab Robert Koch einen Einblick zum Einsatz torffreier Erden in der Praxis und führte aus, wie anziehend diese auf Trauermücken wirken.
von Petra Reidel, Gartenbauredaktion im Verlag Eugen Ulmer erschienen am 10.10.2025Die Ergebnisse stammen von drei unterschiedlichen Zierpflanzenbaubetrieben, die mit den Projekten FiniTo und TerZ100 begleitet werden. Die torffreie Pelargonienkultur steht im Fokus der Untersuchungen.
Der Betrieb Kasten in Lorsch produziert nur wenige Kulturen, liefert diese aber in hohen Stückzahlen indirekt an Großkunden. Der Betriebsleiter möchte vorbereitet sein, wenn der Handel torffrei verlangt. Das Ergebnis kann sich laut Robert Koch sehen lassen. Zwar zeigten sich die torffrei produzierten Pelargonien etwas lockerer im Aufbau und heller in der Blattfarbe als die Pflanzen im Standardsubstrat mit 70 % Torf. Sie waren aber ohne Kulturzeitverlängerung gut vermarktungsfähig. Weniger chemischer Hemmstoff war notwendig, dafür aber erhöhte sich der Wasser- und Düngerverbrauch im Betrieb.
Torffrei produzierte Pelargonien waren etwas lockerer im Aufbau und heller in der Blattfarbe, dabei gut vermarktungsfähig
Der Betrieb Bräutigam in Lahr produziert ein weites Spektrum an B&B-Pflanzen in kleineren bis mittleren Stückzahlen und sammelte mit der torffreien Kultur von Chrysanthemen Erfahrungen. Im Frühjahr 2025 erzielte Bräutigam in einem Substrat aus Holzfaser, Kokos, Rindenhumus, Kompost und Naturton bei N-betonter Nachdüngung Pelargonien in guter kompakter Qualität. Durch das geringere Wachstum im Kulturverlauf war nur ein Hemmstoffeinsatz notwendig. Hervorzuheben ist das schöne Wurzelbild.
In der Endverkaufsgärtnerei Jäger in Ettenheim standen in diesem Frühjahr Pelargonien in vier verschiedenen Substraten mit 30 %, 20 % und 10 % Torf sowie torffrei. Die Pflanzen in den Varianten 30 und 20 % Torf zeigten eine gute Qualität, während die Pelargonien in 10 % Torf und torffrei produziert im Wachstum zunächst sichtbar zurückblieben, später aber dennoch verkaufsfähig waren. Der Betriebsleiter sieht die Ursachen vor allem in der schwächeren Wasseraufnahme und einer nicht angepassten Düngung, die vor allem für die torffreie Variante notwendig gewesen wäre. „Zudem machten es personelle Engpässe sowie Hitze schwierig“, erläuterte Koch.
Im Parallelversuch an der LVG Heidelberg zeigten sich die Pelargonien in den gleichen vier Substratvarianten sehr einheitlich. Die Bewässerung und Düngung konnte hier gut angepasst werden. „Das ist der große Unterschied zwischen Praxis- und Versuchsbetrieb“, resümierte Koch.
Trauermücken mögen Grüngutkompost
Im zweiten Teil seines Vortrags ging Koch auf die Attraktivität von Torfersatzstoffe für Trauermücken ein. Diese ernähren sich hauptsächlich von abgestorbener organischer Substanz und Pilzen. Sie werden angelockt, wenn sie ein reichhaltiges Buffet im Substrat vorfinden. Dies bestätigen Untersuchungen aus dem Projekt TrauTopf der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), in denen vor allem Grüngutkomposte attraktiv auf Trauermücken wirkten.
Es gab auch Grüngutkomposte, die weniger anziehend waren. „Das hängt mit der Atmungsaktivität und dem Rottegrad des Komposts zusammen,“ so Koch.
Holzfaser oder Rindenprodukte sind nie attraktiv für Trauermücken.
Die Anziehungskraft organischer Dünger hängt davon ab, ob sie fest oder flüssig vorliegen. Feste Dünger wirken mitunter sehr anziehend, flüssige organische Dünger dagegen gar nicht. Als Stellschrauben einer erfolgreichen Trauermücken-Regulierung empfiehlt Koch die Kombination mehrerer Maßnahmen.










Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.