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    Bio-Gärtner Klaus Umbach in Heilbronn

    Sprudelnd vor Ideen

    Angefangen hat die Erfolgsgeschichte der Heilbronner Bioland-Gärtnerei Umbach vor 14 Jahren mit der Bio-Umstellung und dem Anbau von Bio-Gojibeeren. Seit 2010 bewirtschaften Klaus Umbach und Doris Burger-Umbach ihren in zweiter Generation geführten Familienbetrieb ökologisch.

    von Nina Weiler, Karlsruhe erschienen am 14.11.2024
    „Ich musste meinen Beruf wieder neu lernen und dabei manche Denkblockade überwinden. Sämtliche Abläufe im Betrieb waren umzustellen, von der Sortenwahl, der Düngung bis hin zum Pflanzenschutz und zur Vermarktung“, berichtet Klaus Umbach von der Umstellung auf Bio. © Tim Jacobsen
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    Der Anstoß kam von Doris Burger-Umbach, die nicht nur gelernte Gärtnermeisterin, sondern auch Floristin ist. „Merkst du nicht, dass unsere Pflanzen unglücklich sind – mit diesen Worten hat mich meine Frau in diese Richtung geschubst“, erzählt der 63-jährige Gärtnermeister im Rückblick. „Von unserer Lebensweise her waren wir ohnehin schon lange Bio. Da war es nur konsequent, auch unseren Betrieb auf Bio umzustellen und uns 2014 als Mitglied dem Bioland-Verband anzuschließen.“ Außerdem zählt die Gärtnerei Umbach zum bundesweiten Netzwerk der Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau, welches das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) initiiert hat.

    Der Betrieb Umbach liegt idyllisch in der Heilbronner Weinberglandschaft.
    Der Betrieb Umbach liegt idyllisch in der Heilbronner Weinberglandschaft. © Tim Jacobsen

    Zudem engagiert sich das föga-Gründungsmitglied als Projektbetrieb im Rahmen des BÖL-Projekts „Analyse, Etablierung und Förderung der Verfügbarkeit von Bio-Pflanzenvermehrungsmaterial (PVM) für Zierpflanzenbetriebe“ (BioZierPVM).

    „Nur wenn wir uns offen austauschen, kommen wir im Bio-Anbau alle weiter“ Betriebsleiterin Claudia Möhring

    In seiner Gärtnerei finden mit dem Projekt-Betriebsbegleiter Benjamin Gärtner von der NüPA GmbH Tastversuche zur Bio-Jungpflanzenproduktion statt. Dabei geht es vor allem um die Produktion kompakterer Jungpflanzen und angepasste Düngerstrategien, aber auch um optimierten Nützlingseinsatz und Torfreduktion. Klaus Umbach und seine Betriebsleiterin Claudia Möhring nehmen an den Austauschveranstaltungen des Projekt-Betriebsnetzwerks teil, um ihr wertvolles Wissen rund um die biologische Jungpflanzenproduktion mit den anderen Projektbetrieben zu teilen und durch den Erfahrungsaustausch den eigenen Jungpflanzenabau zu optimieren. „Uns ist es wichtig Wissen zu teilen, denn nur wenn wir uns offen austauschen, kommen wir im Bio-Anbau alle weiter“, so Claudia Möhring.

    Viel Lehrgeld bei der Umstellung

    Der komplette Umstellungsprozess hat sich über vier Jahre hingezogen und ihn viel Lehrgeld gekostet. „Ich musste meinen Beruf wieder neu lernen und dabei manche Denkblockade überwinden. Sämtliche Abläufe im Betrieb waren umzustellen, von der Sortenwahl, der Düngung bis hin zum Pflanzenschutz und zur Vermarktung “, betont Klaus Umbach. Hierfür hat er in der damals erst aufkeimenden Bio-Zierpflanzenbewegung, aus der die Fördergemeinschaft ökologischer Zier- und Gartenpflanzen (föga) hervorgegangen ist, viel Unterstützung und Zuspruch erfahren: „Ohne die fachliche Begleitung durch Hermann-Josef Schumacher, Andrea Servos, Klaus Bongartz und Andrea Frankenberg hätten wir diesen mühsamen Weg nicht stemmen können.“

    Klaus Umbach (links) mit Berater Klaus Bongartz.
    Klaus Umbach (links) mit Berater Klaus Bongartz. © Tim Jacobsen

    Seither hat sich die Gärtnerei Umbach kontinuierlich weiterentwickelt. „Ich war schon immer innovativ unterwegs und schubse gerne neue Projekte an“, so Umbach und ergänzt: „Im Schnitt verwende ich einen Tag pro Woche, um mich weiterzubilden oder für ehrenamtliches Engagement und schöpfe daraus Inspirationen.“

    „Im Schnitt verwende ich einen Tag pro Woche, um mich weiterzubilden oder für ehrenamtliches Engagement“ Klaus Umbach

    In der Tat ist die Gärtnerei Umbach ausgesprochen breit aufgestellt. Aus der ursprünglich auf die Produktion von Gemüse und Schnittblumen spezialisierten Gärtnerei haben die Umbachs einen florierenden, äußerst vielseitigen Endverkaufsbetrieb geschaffen. Neben Topfpflanzen und Gemüsepflanzen erzeugt die Bio-Gärtnerei Frühjahrsblüher, Beet- und Balkonpflanzen, Topfstauden, Küchenkräuter, Heilpflanzen und neuerdings auch Hanf sowie Zierpflanzen-, Gemüse- und Stauden-Jungpflanzen unter anderem aus dem Kientzler-Sortiment.

    Während früher die meiste Ware an Landgard ging, überwiegt nun die Direktvermarktung. Die Gärtnerei vermarktet ihre Bio-Pflanzen an insgesamt elf Verkaufsstandorten: im eigenen Hofladen, auf Bio-Wochenmärkten in Stuttgart und Ludwigsburg und in Verkaufszelten vor sieben Edeka-Märkten in Heilbronn und Umgebung. So macht die Direktvermarktung und der Online-Handel im eigenen Webshop inzwischen gut 60 Prozent des Umsatzes aus. Rund ein Drittel seines Umsatzes erzielt Klaus Umbach über Pflanzen-Kölle und die beiden Bio-Großhändler Bodan und Weiling und gut zehn Prozent mit dem Verkauf von Bio-Jungpflanzen an andere Gärtnereien.

    Gärtner mit Vermarktungstalent

    Dank seiner Medienaffinität, seines Erzähltalents und seiner Begeisterungsfähigkeit ist Klaus Umbach bei den Medien ein gefragter Interviewpartner, was für die Vermarktung sehr hilfreich ist. Vor einem Jahr hat es die Heilbronner Gärtnerei mit dem Thema „Bio-Sterne“ sogar in das ZDF-Morgenmagazin geschafft. Noch während der Sendung sind die Verkaufszahlen in dem Online-Shop der Gärtnerei sprunghaft angestiegen. „Unsere Bio-Sterne waren restlos ausverkauft“, erzählt seine langjährige Mitarbeiterin und Gärtnermeisterin Claudia Möhring.

    Der umtriebige Bio-Gärtner hat ein Gespür dafür, was gerade angesagt ist und bei Verbraucherinnen und Verbrauchern gut ankommt. So haben in der Corona-Zeit immer mehr Leute das eigene Gärtnern für sich entdeckt. Darauf hat Klaus Umbach reagiert und vor vier Jahren ein Tomaten-Selbstpflückfeld angelegt. Wer dort ein Kilo Tomaten erntet, zahlt dafür – unabhängig von der Sorte – jeweils 4,50 Euro. Das sei für beide Seiten ein Gewinn, betont Umbach: Wir können damit verschiedene Sorten testen und unsere Tomatenkompetenz ausbauen.“

    Wer keinen eigenen Garten hat, kann bei Klaus Umbach eine Parzelle pachten.
    Wer keinen eigenen Garten hat, kann bei Klaus Umbach eine Parzelle pachten. © Nina Weiler

    Vor drei Jahren sind dann noch Mietgärten hinzugekommen. Wer keinen eigenen Garten hat, kann bei Klaus Umbach eine 50 Quadratmeter große Parzelle für 300 Euro pro Saison pachten und nach eigenem Gusto bepflanzen. Vorausgesetzt, der Anbau erfolgt im Einklang mit den Regeln des Ökolandbaus. Bio-Dünger, Werkzeug, Kompost und Wasser stellt Umbach den Hobbygärtnerinnen und -gärtnern zur Verfügung, außerdem bekommt jeder einen Einkaufsgutschein von 100 Euro für den Kauf von Bio-Pflanzen aus seiner Gärtnerei.

    Vielseitiger Hanf

    Mit dem Anbau und der Verarbeitung von Hanf hat Klaus Umbach ein weiteres neues Kapitel aufgeschlagen. Für den Bioland-Gärtner hat Hanf viele Facetten. Früher wurde er ganz zu unrecht, wie Umbach findet, als etwa Böses verteufelt. Er weist darauf hin, dass Hanf bereits vor 10.000 Jahren als wertvolle Nahrungspflanze kultiviert wurde. Und auch der medizinische Nutzen sei seit langem bekannt: So hätten im 19. Jahrhundert viele der in Apotheken angebotenen Medikamente Hanfbestandteile enthalten.

    2023 hat Klaus Umbach erstmals Nutzhanf angebaut, zunächst auf vier Hektar, dieses Jahr hat er die Fläche verdoppelt. Grundsätzlich – so seine Erfahrung – ist Hanf sehr gut für den ökologischen Anbau geeignet. Denn Hanf ist anspruchslos, robust und unterdrückt Unkraut hervorragend. Interessant findet er den Hanfanbau zudem, weil sich die Nutzpflanze so vielseitig verwerten lässt. Deren Blätter und Blüten lässt Klaus Umbach zu Tees verarbeiten, aus den gerösteten Samen entsteht ein leckerer Snack. Die Hanffasern nehmen verschiedene Substrathersteller ab, die die Fasern als Torfersatzstoff verwenden. Außerdem hat ein Start-up-Unternehmen, das den hanfbasierten Pflanztopf HANFi entwickelt hat, Interesse an den Hanffasern.

    Solidarisches Wohnprojekt

    Einen Ort zu schaffen, wo Menschen miteinander leben, wohnen, arbeiten und die Ernte teilen – diese Vision hat Klaus Umbach schon länger vor Augen. Nun ist er auf bestem Wege, seine Vision zum Leben zu erwecken. Konkret geht es um ein Wohnprojekt für Mitwirkende, das die Prinzipien der Solidarischen Landwirtschaft beherzigt. „Ziel ist eine Solidargemeinschaft. Alle sollen von dem, was in der Solawi angebaut wird, leben können“, so Umbach.

    Nach mehrjähriger umfangreicher Planung geht es nun in die Genehmigungsphase. Auf 3.000 Quadratmetern will der Bio-Gärtner 18 Öko-Minimal-Häuser auf dem Gelände seiner Gärtnerei bauen. Klaus Umbach legt Wert darauf, dass es sich hierbei nicht um Tiny-Houses handelt: „Minimalhäuser sind erweiterbar, mit und ohne Keller möglich und können sogar zwei Stockwerke enthalten.“ Nach jetziger Planung rechnet er damit, dass die Häuser bereits 2026 bezugsfertig sein werden. Das Interesse, so Umbrach, sei groß, obwohl jetzt erst die Veröffentlichung beginne und der Businessplan und das Exposé noch in Arbeit seien. Mit diesem Vorhaben verbindet er die Hoffnung, dass es bis in die Stadt hinein strahlt.

    Und vielleicht werde seine Gärtnerei später ein Teil der Solawi, sagte Umbach: „Jetzt soll erstmal der landwirtschaftliche Bereich in mehreren Schritten integriert werden. Das hängt alles davon ab, ob sich hierfür die passenden Menschen finden.“

    Betriebsdaten
    • Anzahl Mitarbeitende: insgesamt 40, darunter 6 Gärtnermeister, 6 gärtnerische Fachkräfte, 6 Azubis/Praktikanten und zusätzlich langjährige saisonale Aushilfskräfte
    • Flächen: Gesamtfläche 15 Hektar, davon 1,5 ha unter Glas und Folienhäuser, 12 ha landwirtschaftliche Kulturfläche
    • Sortiment: Zierpflanzen, Gemüsepflanzen, Topkräuter und Heilpflanzen, Verarbeitungsprodukte, Jungpflanzen unter anderem aus dem Kientzler-Sortiment
    • Weitere Betriebsschwerpunkte: Kräuteranbau, Agroforst, Mietgärten, Tomaten-Selbstpflückanlage, Seminare rund um Kräuter und Hanf, Kräuteranwendungen und gastronomische Angebote in der neuen Kräuterküche.
    Weitere Infos Der Bio-Anbau im Internet
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