
Vielfalt für die Küche im Château de Valmer
Das Anwesen Valmer blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück, die bis ins 15. Jahrhundert reicht. Traditionell soll Valmer einst König Karl VII. gehört haben. 1461 wurde das Gut durch ein königliches Patent an Jacques Binet übergeben, dessen Familie dort etwa ein Jahrhundert lang lebte.
von Christoph Killgus erschienen am 27.12.20241640 erwarb Thomas Bonneau, ein Berater von König Ludwig XIII., das Anwesen und prägte mit ihm die heutigen Bauwerke, darunter die Terrassen, das Pavillon des Petit Valmer und den Park. Das Petit Valmer wurde 1647 errichtet und zeichnet sich durch schlichte architektonische Linien aus.
Im September 1888 kaufte das Ehepaar Lefèvre das Gut. Ihre Nachfahren, der Graf und die Gräfin von Saint Venant, wohnen noch immer auf dem Gelände. Paul Lefèvre, der Urgroßvater des heutigen Eigentümers, begann mit seiner Familie, das Anwesen zu restaurieren und zu verschönern. Nach schweren Kriegsjahren und einer Brandkatastrophe im Oktober 1948, bei der das Hauptschloss durch ein Feuer zerstört wurde – ausgelöst durch ein vergessenes Bügeleisen – blieben nur das Fundament und zwei Treppenaufgänge erhalten. Jean-Claude und Sylviane de Saint Venant öffneten das Anwesen Valmer 1980 für die Öffentlichkeit.
Seit 1972 widmen sich Aymar und Alix de Saint Venant mit großer Hingabe dem Anwesen: Aymar übernahm den verlassenen Weinberg und pflanzte ihn neu, während Alix, inspiriert vom ursprünglichen Gartenplan des 17. Jahrhunderts, als Landschaftsgärtnerin die Restaurierung der Gärten begann. Ihr Sohn Jean übernahm 2009 die Leitung, erweiterte den Weinberg auf heute insgesamt 36 Hektar und modernisierte die Keller und Anbaumethoden. Neben dem Weinberg gehören auch 55 Hektar Wald zum Anwesen. Heute kümmern sich drei Vollzeitgärtner um die Gartenpflege. Junge Garteninteressierte, etwa Studenten, haben in Valmer die großartige Gelegenheit, umfangreiche praktische Erfahrungen zu bekommen und sich viel Pflanzenwissen anzueignen.
Die Gärten von Valmer sind Beispiel für einen Renaissance-Terrassengarten im italienischen Stil, der mit französischen Elementen kombiniert wurde. Acht verschiedene Gartenebenen erstrecken sich terrassenförmig vom Schlosshang herunter. Eine Terrasse stammt noch aus dem 17. Jahrhundert. Die Gestaltung umfasst Brunnen, Statuen und Beete, die sowohl Ästhetik als auch Nutzgarten verbinden.
1Besonders eindrucksvoll ist der untere, etwa ein Hektar große Gemüsegarten, der ein Schachbrettmuster aus Farben und Geschmäckern zeigt. Er bewahrt über 900 seltene oder vergessene Sorten essbarer Pflanzen, darunter Früchte, Gemüse und Blumen. Die Buchsbaumquadrate entsprechen einer Zeichnung aus dem 15. Jahrhundert und enthalten eine Vielzahl geschmacklicher Schätze. Die Pergola der Kürbisse bietet Besuchern dabei ein faszinierendes Schauspiel. Zwischen den Spalierobstbäumen werden Nepetha-Pflanzen gesetzt, die Insekten anlocken und so die bestäubenden Prozesse fördern – nur ein Beispiel dafür, wie versucht wird, die Natur für die Pflanzenkultur zu nutzen.

Der große Küchengarten von Valmer verfolgt das Ziel, das ganze Jahr über frische und schmackhafte Nahrungsmittel anzubauen. Er orientiert sich an den historischen Gartenanlagen des 16. Jahrhunderts. Hier gedeihen über 2.000 verschiedene Arten und Sorten, die der Erhaltung von seltenem Saatgut und der Biodiversität dienen. Der Gemüsegarten hatte früher eine Belegschaft von 40 Personen zu versorgen. Heute liefert er noch ausreichend Ernte für Familie, Angestellte und Besucher.
Zur Parkanlage gehören außergewöhnliche alte Bäume, die als „arbres remarquables“ (besondere Bäume) eingestuft sind. Darunter sind zwei japanische Pagodenbäume (Sophora), die rund 170 Jahre alt sind und bis zu 13 Meter hoch wachsen – sie sind die höchsten dieser Art in Frankreich. Ebenso zählen dazu eine 400 Jahre alte Eiche und eine libanesische Zeder.
Zu den weiteren Highlights gehören ein Labyrinth mit über 200 Jahre alten Bäumen, eine weiße Terrasse mit weißen Gaura und weißen Rosen, auf der einst eine Leda-Statue stand – diese befindet sich heute im Metropolitan Museum of Art in New York. Das 18. Jahrhundert hat zudem ein Gewächshaus hinterlassen, das von einem Weinstock umrankt ist, der im Sommer Schatten spendet. Das kleine Glashaus wird heute für die Vermehrung genutzt und verfügt über eine Bodenheizung.
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