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Kommentar | Christoph Killgus

Der ehrlichere Weg

Der Austritt des BdB aus dem ZVG erinnert an die Trennung eines ewig verheirateten Paares, das schon seit vielen Jahren nicht mehr die gleiche Linie findet. Bei einem der beiden Partner, dem BdB, ist der Wille, die äußere Einheit zu wahren, zuletzt immer schwächer geworden und das Selbstbewusstsein gewachsen, ganz gut oder sogar besser auch ohne den Partner zurechtzukommen. Und in der öffentlichen Wirkung auch des Berufsstands wirkten ZVG und BdB längst als jeweils eigene Verbände.

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Thiel
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Für das Verhältnis der beiden Verbände passt auch das Bild von Eltern und Kindern. Denn formal sind ZVG und BdB ja nicht einfach zwei gleiche Partner. Sieht man für den ZVG den Part der Eltern und den BdB als eines von mehreren Kindern, versteht man atmosphärisch manches: Eltern erklären ihren Führungsanspruch gern mit ihrer größeren Erfahrung und Fürsorge, was bei selbstständig werdenden Kindern dennoch schnell als Bevormundung ankommt. Was für Eltern dann wiederum nichts anderes als Undankbarkeit ist.

Welches Beziehungsbild man auch nimmt: In jedem Fall wünscht man sich, dass Partner zusammenbleiben, sich immer wieder zusammenraufen, sich gegenseitig unterstützen. Leider gibt es eben auch die Fälle, in der ständige Querelen und der letztendlich zu schwache Wille, das Gemeinsame zu fördern, die Gemeinschaft kaputt machen. Es ist traurig, wenn zwei Partner auseinandergehen – aber manchmal der ehrlichere Weg, weil er formal nachvollzieht, was längst Realität geworden ist. Nehmen wir die Trennung von Eltern und Kindern, weil die einen hoffnungsvolleren Touch hat: Kinder, die manchmal auch ruppig das Zuhause verlassen, finden später auf einer neuen, gleichberechtigten und oft sehr guten Basis zu ihren Eltern.

Nicht verwunderlich wäre, wenn das eine oder andere der Verbandsgeschwisterlein innerhalb des ZVGs dem BdB ein „dann geht doch!" hinterherwirft – denn bei der letzten nur angedrohten Austrittsrunde vor einigen Jahren hatten die Baumschuler doch manches heraushandeln können, was unter Geschwistern nicht nur als gerecht verstanden werden muss, auch wenn es die ZVG-Eltern damals selbstlos für die Wahrung des Familienfriedens zugestanden hatten.

Für den Partner, der verlassen wird, ist ein Beziehungsbruch immer schwieriger als für den, der sich in eine neue Zukunft aufmacht. Schließlich sieht man den Fortgang des anderen als einen Vorwurf, der einen in Frage stellt. Für den ZVG ist die Kündigung des BdB hart, weil sie die zweite nach dem Fortgang der Landschaftsgärtner ist. Der Abschied jetzt ist dabei eher noch schwerer zu verdauen, denn mit ihrer klaren Produktions- und Pflanzenorientierung haben die Baumschuler besonders viel Seelenverwandtschaft mit ihren Verbandseltern.

Entscheidend für die Zukunft des ZVG wird sein, ob und wie er die Trennung verarbeitet. Dabei gilt es, zwei Dinge gleichzeitig zu sehen. Zunächst: Der Einsatz und das Engagement der ehren- wie hauptamtlichen Mitarbeiter im ZVG ist exzellent und groß. Wer wegen des BdB-Austritts pauschales Verbandsbashing betreibt, hat nicht verstanden, wie immens wichtig die Arbeit des Berufsverbands für den Gartenbau ist und wie viel auch im Hintergrund geschieht. Und gleichzeitig ist es nötig, Rolle, Selbstverständnis und Ausrichtung der ZVG-Arbeit grundsätzlich zu überdenken. Allen, die sich dabei mit dem Hinweis auf seit jeher bewährte Wege gegen Veränderungen stellen, sei der weise Satz gesagt: Wenn wir tun, was unsere Väter taten, tun wir nicht, was unsere Väter taten.

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