
Zwischen Mitgliederschwund und Kooperation
Eine kurze Pressemitteilung des Zentralverbands Gartenbau (ZVG) informierte über eine Klausurtagung des Präsidiums im Juli in Grünberg, bei der „zentrale Fragen zur zukünftigen Ausrichtung des Verbandes“ diskutiert wurden. Ob Antworten auf diese Fragen gefunden wurden und welche das sind, blieb in der Mitteilung unerwähnt. So lässt sich vermuten, dass kein grundlegender Kurswechsel beschlossen wurde.
von Christoph Killgus erschienen am 09.09.2025Für den Gartenbau leisten die ZVG-Mitarbeitenden enorm viel. Der Verband ist nahe an den politischen Entscheidungsträgern. Die hoch engagierte Präsidentin sorgt für eine außergewöhnlich gute Sichtbarkeit der Branche mit ihren Stärken und Herausforderungen. Doch auch wenn man hier überall nur Bestnoten vergeben kann, bleibt die Frage: Wohin steuert der ZVG?
Der weitere Verlauf der Mitgliederzahlen im Zuge des fortschreitenden Strukturwandels ist vorhersagbar, da braucht es keinen Hellseher. Ebenso klar sind die finanziellen Konsequenzen: Die Mittel werden knapper, und die Möglichkeiten zur Einsparung und Rationalisierung dürften weitgehend ausgeschöpft sein. Würde hier weiter gekürzt, dürfte die Motivation von Mitarbeitenden wie Eis in der Sonne schmelzen.
Es lohnt sich für den ZVG zu überlegen, mit welchen Partnern mittelfristig eine Zusammenarbeit oder Fusion zukunftsweisend ist. Bislang ist der ZVG als Dachverband vieler Mitglieder lebendig geblieben. Nun könnte die Zeit anbrechen, in der sich der Verband vernünftigerweise selbst einem größeren Dachverband anschließt. Dafür sprechen nicht nur zurückgehende Mitgliederzahlen, sondern ebenso die rasanten Veränderungen in der Politik. Diese ist mit immer größeren Herausforderungen konfrontiert. Damit nehmen Bereitschaft und Möglichkeiten der Politik schnell ab, sich mit Einzelinteressen von Teilbranchen auseinanderzusetzen - auch wenn das nicht offen ausgesprochen wird.
Viel spricht dafür, dass der ZVG auf den Deutschen Bauernverband zugeht. Dieser ist der mit Abstand stärkste und einflussreichste Interessenvertreter der grünen Branche. Er verfügt über gut ausgestattete Abteilungen, die für eine wirkungsvolle Verbandsarbeit nötig sind. Die politisch relevanten Themen – Pflanzenschutz, Transformation angesichts des Klimawandels, eine lebenswerte Umwelt in Städten und Landschaft, Fragen zur Energieversorgung, zur beruflichen Aus- und Weiterbildung – betreffen Landwirte und Gärtner gleichermaßen.
Auch verbandsintern hat sich der ZVG in eine Richtung entwickelt, die solche Überlegungen nahe legen. Nachdem sich die Landschaftsgärtner vor Jahren vom ZVG-Mutterschiff gelöst haben, verbleiben beim ZVG vor allem die Produktionssparten. Ein Blick auf die Obst- und Gemüsegärtner zeigt: Diese sind schon immer eng mit der Landwirtschaft verbunden. Viele dieser Kollegen stammen von dort und fühlen sich in der Landwirtschaft eher zuhause.
In der Vergangenheit konnten es sich die grünen Verbände leisten, Parallelstrukturen aufzubauen und zu erhalten, Unterschiede zwischen sich im Grunde nahe stehenden grünen Berufsgruppen herauszustellen und manche Befindlichkeit zu pflegen. Diese Zeiten gehen zu Ende – und das schnell. Kein Grund zur Resignation! Wer offen für neue Wege ist, hat noch ein langes Leben vor sich.
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