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Gesellschaft für Fleischfressende Pflanzen im deutschsprachigen Raum

Die Begeisterung für Carnivoren steckt viele an

Während der Fleischkonsum in unserem Land abnimmt, verzeichnet die Gesellschaft für Fleischfressende Pflanzen im deutschsprachigen Raum (G.F.P.) Zulauf.

von Dr. Gisela Fischer-Klüver, Hannover erschienen am 10.06.2025
Nepenthes edwardsiana im Habitatbild Borneo. © Carsten Paul
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Während viele Vereine unter Mitgliederschwund leiden, nahm die Mitgliederzahl der G.F.P. seit ihrer Gründung 1984 mit etwa 40 Mitgliedern mehr oder weniger laufend zu. 2024 gehörten zum Verein 1.263 Mitglieder. Im Zeitraum Januar bis Mai 2025 traten gut 40 Neumitglieder dem Verein bei. Die Mitglieder beschäftigen sich hauptsächlich in ihrer Freizeit mit diesen Pflanzen. Aber auch botanische Gärten, wissenschaftliche Institutionen und gewerbliche Händler zählen dazu.

Fleischfressende Pflanzen verfügen über unterschiedliche, hochspezialisierte Fangmethoden, um ihre Beute anzulocken, zu fangen und schließlich zu verdauen.

Der Organisation gehört ein eigenes Stück Moor

Der gemeinnützige Verein hat die Förderung und Verbreitung von Wissen über fleischfressende Pflanzen, die Verbreitung von Kenntnissen über Kulturmethoden sowie die Unterstützung von Universitäten, Schulen, Botanischen Gärten, den Schutz bedrohter Arten und die Unterstützung von Naturschutzprojekten zum Ziel. Mit zahlreichen Projekten und Aktionen sammelt die G.F.P. Spenden, um diese für Schutzzwecke einzusetzen. Denn nur intakte Habitate wie Moore, Seen oder Regenwälder stellen das langfristige Überleben dieser besonderen Pflanzen sicher.

Der Verein möchte möglichst vielen Menschen diese besonderen Pflanzen näherbringen, beispielsweise auf Pflanzenbörsen, regelmäßigen regionalen Vereins-Veranstaltungen, über die Fachzeitschrift „Das Taublatt“, soziale Medienauftritte und ein aktives Internetforum. Dort lässt es sich mit Gleichgesinnten austauschen und das eigene Wissen vertiefen.

Eine große Gefahr für fleischfressende Pflanzen ist die Abholzung der Regenwälder, die Trockenlegung von Mooren in Europa und somit die Zerstörung ihrer Lebensräume, was auch für zahlreiche weitere Tier- und Pflanzenarten zutrifft.

Die Mitglieder beobachten regelmäßig Karnivoren in ihren natürlichen Lebensräumen weltweit und verschaffen sich so einen Überblick über die aktuelle Lage sowie mögliche Bedrohungen der Standorte. 2003 erwarb die G.F.P. ein 30.000 m² großes Flurstück im Neustädter Moor, um die dort heimischen Karnivorenarten dauerhaft unter Schutz zu stellen.

In den 1970er Jahren wurden Venusfliegenfallen noch zu hunderttausenden für den Handel nach Europa exportiert. Heute kann man nahezu jede Karnivorenart aus geschützter Vermehrung erwerben. Einige Experten in dem Verein sind bemüht, seltene Karnivorenarten zu kultivieren und in großer Stückzahl anzubieten. Ein Absammeln aus der Natur ist daher absolut unnütz. Die G.F.P. legt großen Wert darauf, den Wildentnahmen entgegenzuwirken.

Mindestens zweimal im Jahr finden öffentlich zugängliche Veranstaltungen, meist in Kooperation mit Botanischen Gärten, statt, auf denen die G.F.P. mit ihrem Informationsstand vertreten ist. Meist können dort viele dieser faszinierenden Pflanzen erworben werden.

Desweiteren werden privat organisierte Treffen und Projekte mit Informationsbroschüren, Flyern und Aufstellern (Roll-up-Displays) zur anschaulichen Darstellung von fleischfressenden Pflanzen und deren Fangmechanismen unterstützt. Das Präsentationsmaterial kann auf Anfrage auch von der G.F.P. bezogen werden.

Logo G.F.P.
Logo G.F.P. © G.F.P.
Die GFP Aktive Organisation
  • Gründung: 1984 in Mannheim
  • Mitgliedsbeitrag: 28 €, ermäßigt 15 €
  • Regelmäßige Veröffentlichungen: 2 x pro Jahr „Rundbrief, das Mitgliedermagazin der G.F.P.“, 2 bis 3 x pro Jahr „Das Taublatt – Die Karnivoren-Fachzeitschrift der G.F.P.“
  • Aktivitäten: Präsenz einzelner Mitglieder auf Pflanzenmärkten, jährliche Mitgliederversammlung (2024: Botanischer Garten der Universität Bonn; 2025: Hannover, zeitgleich mit den Pflanzentagen im dortigen Stadtpark) mit Vorträgen und Tauschbörse, Social Media-Auftritte, Regionaltreffen, Exkursionen
  • Jubiläumsjahr 2024: 40 Jahre G.F.P., Jubiläumsfeier zusammen mit der ICPS-Konferenz in Wien, Schloss Schönbrunn (ICPS = International Carnivorous Plant Society)
Carsten Paul ist 1. Vorsitzender der Gesellschaft für Fleischfressende Pflanzen
Carsten Paul ist 1. Vorsitzender der Gesellschaft für Fleischfressende Pflanzen © Dr. Gisela Fischer-Klüver

Die natürlichen Lebensräume schützen

Die Erfolgsgeschichte der Gesellschaft für Fleischfressende Pflanzen im deutschsprachigen Raum (G.F.P.) macht neugierig. Dr. Gisela Fischer-Klüver ging deshalb auf Carsten Paul, den 1. Vorsitzenden der Organisation zu.

Herr Paul, die Bezeichnung G.F.P. im deutschsprachigen Raum lässt darauf schließen, dass es auch eine internationale Gesellschaft für fleischfressende Pflanzen gibt? Carsten Paul: Ja, die International Carnivorous Plant Society, die ICPS, ist eine 1972 gegründete, ebenfalls gemeinnützige Organisation mit Sitz in den USA. Sie ist die internationale Sortenregistrierungsbehörde für fleischfressende Pflanzen. Die G.F.P. und ICPS sind zwei eigenständige Vereine. Letztes Jahr haben wir unser 40-jähriges Jubiläum im Rahmen der internationalen ICPS-Konferenz in Wien-Schönbrunn gefeiert, um die internationalen Gäste auf uns aufmerksam zu machen. Erstaunlich ist Ihre hohe und immer noch steigende Mitgliederzahl. Worauf führen Sie die im Vergleich zu anderen Vereinen hohe Mitgliederzahl zurück? Carsten Paul: Gute Frage, zum einen vermutlich, weil die Pflanzengruppe sehr speziell ist und wir im deutschsprachigen Raum ein Alleinstellungsmerkmal haben. Aufgrund unseres internationalen Rufs haben wir auch einige internationale Mitglieder, beispielsweise aus den USA oder aus Japan, die zwar nicht alle Deutsch verstehen, aber an unserer Zeitschrift interessiert sind. Auch das Karnivoren-Angebot unserer Mitglieder interessiert. Die Nachzuchten in Deutschland, teils sogar über In-Vitro-Kulturen, funktionieren recht gut im Vergleich zu anderen Ländern. Auch der Naturschutz ist bei uns meist besser aufgestellt. Ihre Mitglieder arbeiten nur zu einem Teil hauptberuflich mit fleischfressenden Pflanzen? Carsten Paul: Schätzungsweise arbeiten weniger als 1 % unserer Mitglieder hauptberuflich mit fleischfressenden Pflanzen. Die meisten Mitglieder haben Karnivoren als Hobby. Und was machen Sie hauptberuflich? Carsten Paul: Ich bin Industriemeister in der Elektrotechnik, in der chemischen Industrie. Was fasziniert Sie persönlich an fleischfressenden Pflanzen? Carsten Paul: Fleischfressende Pflanzen waren für mich schon immer interessant, denn wer kommt schon auf die Idee, dass eine Pflanze Insekten anlockt und diese verdaut. Zu diesem Hobby bin ich über die erste Venusfliegenfalle gekommen, die ich 2004 in einem Baumarkt gesehen habe. Zeitgleich ging es mit dem Internet in größerem Umfang los, ich habe im Internet recherchieren können und fand so den Weg zur G.F.P.. Wo finden Interessenten Bezugsquellen für fleischfressende Pflanzen? Carsten Paul: Das Baumarktsortiment nimmt immer mehr zu, zu einem großen Teil stammt dies von der Gärtnerei Weilbrenner. Unser Verein bietet verschiedene Treffen in unterschiedlichen Regionen Deutschlands an, jede Region bietet wiederum Regionaltreffen an und viele Mitglieder sind auf Pflanzenmärkten mit ihren Pflanzenangeboten unterwegs. In Bonn findet beispielsweise jährlich unser großes Treffen mit vielen Verkaufsständen statt. In unserem Forum sind zudem verschiedenste Anbieter aus Europa aufgelistet. Kennen Sie Produktionszahlen für fleischfressende Pflanzen? Carsten Paul: Leider nein, es werden schätzungsweise mehrere Hunderttausend Pflanzen in Deutschland sein. Was ist Ihnen besonders wichtig mitzuteilen? Carsten Paul: Fleischfressende Pflanzen sind bedroht durch die Standortzerstörungen, in Europa durch die Trockenlegung von Mooren und den Abbau von Sphagnum, in den tropischen Regionen wie Südost-Asien durch Abholzungen des Regenwalds. Dabei geht es natürlich nicht nur um diese eine Pflanzengruppe, auch andere Pflanzen und Tiere sind davon betroffen. Unser Hauptaugenmerk ist der Schutz der natürlichen Habitate.
Zur Sache Wir brauchen die Freizeitgärtner mehr denn je

Auch wenn in der Gesellschaft für Fleischfressende Pflanzen im deutschsprachigen Raum einige professionelle Mitglieder vertreten sind – die weitaus meisten in der Organisation sind Hobbygärtner.

Im Gartenbau ist eine erstaunlich große Distanz zwischen den Profis und den Hobbygärtnern festzustellen. Diese geht nicht auf Befindlichkeiten zurück, eher von der sich über Jahrzehnte immer mehr aufgebauten Grundeinstellung vor allem auf Seiten der Erwerbsgärtner, dass Pflanzenhobby und Profigartenbau wenig miteinander zu tun hätten.

Das stimmt freilich nur auf den ersten Blick. Natürlich müssen Profis von der Kultur ihrer Pflanzen leben können. Sie wählen ihre Kulturen deshalb nach deren wirtschaftlicher Perspektive aus und nicht in erster Linie danach, welche Kultur dem Gartenbau-Unternehmer am besten gefällt. Profis setzen vielfach vor allem auf Stückzahlen und ein begrenztes Sortiment, während begeisterte Pflanzensammler vor allem die Vielfalt pflegen. Die Unterschiedlichkeit der beiden Welten hat dabei durch die notwendige Ökonomisierung des Produktionsgartenbaus deutlich zugenommen. Man weiß auch weniger voneinander, als das früher durchaus einmal der Fall gewesen ist.

Für den Produktionsgartenbau freilich bieten leidenschaftliche Pflanzensammler und deren Organisationen eine unterschätzte Chance – die es neu zu entdecken gilt. An der Schmalspurigkeit des Kulturprogramms in heutigen Produktionsbetrieben lässt sich aus wirtschaftlichen Gründen oft nicht rütteln. Umso mehr brauchen solche Betriebe über die Anbindung an eine nicht wirtschaftlich orientierte Pflanzenwelt Impulse, um sich für Pflanzen zu begeistern und auch ein lebendiges Sortimentswissen zu erhalten. Auch im Blick auf einen attraktiven Ausbildungsberuf braucht der Profigartenbau dringendst die Anbindung an die Hobbyszene, denn mit einer Handvoll Kulturen kann man dem Branchennachwuchs nicht vermitteln, in welch vielfältiger Welt wir unterwegs sind – und dafür, wie notwendig ein genauer Blick für die unterschiedlichen Anspruche einzelner Arten und Sorten ist.

Über viele Jahre wurde den Profigärtnern eingebläut, sie müssten kaufmännisch denken und sich nicht pflanzenverliebt im Gewächshaus verkriechen. Diese Impulse vor allem von Seiten der betriebswirtschaftlichen Beratung war sicherlich berechtigt und nötig. Allerdings fallen wir mittlerweile eher auf der anderen Seite vom Pferd. Wo wenige Kulturen in industriellem Maßstab in Megastückzahlen vom Band laufen, ist von Pflanzenbegeisterung oft nicht mehr viel übrig.

Warum nicht gerade in solchen Großbetrieben eine gärtnerische Spielecke einrichten, in der ein bestimmtes Sammler-Sortiment in Vielfalt gepflegt wird – mit einer großen ökonomischen Zweckfreiheit, dafür aber mit neuer Freude an der immensen Vielfalt der Pflanzenwelt? Und wo das in Kooperation mit Freizeitgärtnern und deren Organisation geschieht, profitieren alle.

Erfreulicherweise tragen Gartenschauen regelmäßig dazu bei, dass sich die Welten begegnen – wenn sich denn die Profis dort auch für die Beiträge der Hobbygärtner interessieren.

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