Mit Füßen getreten
„Das ist doch nur Dreck“, antwortete mir kürzlich jemand, als ich versuchte, ihm die Bedeutung des Erdbodens zu erklären. Leider kein Einzelfall. Selbst in unserer Branche steht die Beschäftigung mit Erde, Boden und Substraten nicht besonders hoch im Kurs. Entsprechend gering ist auch das Wissen. Pflanzen wurzeln darin, das ist klar. Und Substrate müssen funktionieren – dafür sorgen eben die Erdenhersteller. Nur wenige interessieren sich für Aufbau, Funktion und Leistung von Substratmischungen oder Erdböden. Eigentlich unverständlich, denn letztendlich ist das Wurzelmedium für Erfolg oder Misserfolg einer Kultur maßgeblich verantwortlich.
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Mit der Entfremdung der Gesellschaft gegenüber der Natur verlor man leider auch die Achtung vor dem Erdboden. Früher besaßen Maßnahmen zum Aufbau und Erhalt der Bodengare einen weitaus höheren Stellenwert. Heute gelten Ackerböden als reiner Produktionsfaktor. Sie werden mineralisch gedüngt, mit Herbiziden behandelt, mit schwerem Gerät befahren und mehrere Jahre hintereinander mit Monokulturen bepflanzt. Was übrig bleibt, sind ausgelaugte, verdichtete Böden mit geringem Humusgehalt und gestörtem Bodenleben. Oftmals sind sie schutzlos der Erosion ausgesetzt. Der Weg zur letzten „Ruhestätte“ eines Erdbodens ist dann nicht mehr weit: die Vernichtung durch Bebauung. Bundesweit waren dies 129 ha am Tag im Jahr 2000 und 70 ha pro Tag im Jahr 2012.
Maßnahmen zur Eindämmung des Flächenverbrauchs haben nur teilweise gegriffen. Der Verlust an fruchtbarem Boden zieht weitere Folgen nach sich: Zersiedelung, Verlust von Lebensräumen für Flora, Fauna und Erholung, Zerschneidung und Barrieren in der Landschaft, Beeinträchtigung des Landschaftsbilds, Reduktion der Wasserversickerung, Verschärfung von Hochwasser, verändertes Kleinklima und abnehmende Flächenauslastung mit kostspieliger Infrastrukturbereitstellung.
Um auf die Gefährdung der Böden aufmerksam zu machen, hat deshalb die Generalversammlung der Vereinten Nationen das Jahr 2015 zum Internationalen Jahr des Bodens erklärt. Das nutzen in Deutschland zahlreiche Organisationen im Rahmen verschiedener Aktionen und Veranstaltungen, um die Bedeutung der Böden als lebenswichtige und nicht erneuerbare Ressource sowie den Bodenschutz als gesellschaftliches Anliegen intensiv in die Öffentlichkeit zu tragen. Das Ziel ist die nachhaltige Nutzung der Böden durch die Land- und Forstwirtschaft und die Einbindung des Bodenschutzes unter dem Aspekt des Klimawandels.
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