
Angehende Friedhofsgärtner bevorzugen Arbeit im Freien
Wie schon in Nordrhein-Westfalen schilderten auch in Berlin vier Auszubildende ihre Motivation, den Beruf des Friedhofsgärtners zu ergreifen. Auf der Grünen Woche 2025 präsentierten sie am Stand des Zentralverbands Gartenbau (ZVG) den Beruf und stießen dabei auf reges Interesse bei Jugendlichen.
von Sabine Meißner, Berlin erschienen am 01.11.2025Auf Nachfrage für DEGA Gartenbau erklärten sie unisono: „Wir möchten lieber an der frischen Berliner Luft als im Büro arbeiten.“ Das sei zwar nicht der einzige Grund, spiele aber eine wesentliche Rolle bei der Berufswahl – besonders dann, wenn bereits eine andere Ausbildung abgeschlossen wurde. So begründete Ramona Griebel, die in Bad Honnef ihre Abschlussprüfung auf dem zweiten Bildungsweg absolvierte, ihre Entscheidung.
Auch für die Berlinerin Carolin Kubiak ist die Arbeit im Freien entscheidend. „Es ist meine zweite Berufsausbildung“, erzählte sie am Messestand. Zuvor hatte sie als Friseurin gearbeitet, wollte jedoch nicht dauerhaft im Salon bleiben. „Ich wollte mich verändern und habe mich umfassend informiert, was das Richtige für mich sein könnte“, sagte sie. „Ich habe viele Ausbildungsmöglichkeiten geprüft – ausschlaggebend war mein Wunsch, im Freien zu arbeiten. Friedhöfe hatten schon früher etwas Faszinierendes für mich, deshalb fiel meine Wahl auf diese Ausbildung.“ Bereuen würde sie es nicht: „Es gibt so schöne Friedhöfe in Berlin. Ich sehe sie als Ruhepole und Zufluchtsorte im Großstadtgewimmel.“ Mittlerweile hat Carolin Kubiak ihr erstes Ausbildungsjahr absolviert – gemeinsam mit ihren drei Azubi-Kollegen Tiziano Herzfeld, Roman Siebenbaum und Lena-Marie Walker. Alle vier absolvieren die Verbundausbildung an der Peter-Lenné-Schule, dem Oberstufenzentrum Natur und Umwelt in Steglitz-Zehlendorf, wo Lehrerin Eva Steinkauf die Sparte der Gärtner betreut und von ihren Begegnungen berichtet:

Der „young generation hub“ diente als Treffpunkt für junge Menschen, die sich über Ausbildungsmöglichkeiten informieren wollten. In einer Messehalle richtete der ZVG eine Plattform ein, auf der sich alles um Berufsorientierung im grünen Bereich drehte. Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 bis zum Abitur konnten verschiedene Berufe, Ausbildungswege und Praktikumsstellen kennenlernen. Zur Veranschaulichung präsentierten Auszubildende selbst ihre Berufe aus den Bereichen Bau, Ernährung, Garten, Gastronomie, Hotellerie und Landwirtschaft.
Das Berliner Oberstufenzentrum Peter-Lenné-Schule trägt den Namen des preußischen Gartenkünstlers Peter Joseph Lenné (1789–1866) und ist auf Agrarwirtschaft spezialisiert. Nach der zehnten Klasse können dort alle Schulabschlüsse – vom BBR bis zum Abitur – sowie Berufsausbildungen erworben werden, wobei Schule und Praxis eng miteinander verzahnt sind.
Für welche Themen interessierten sich die Jugendlichen am Messestand besonders? „Vor allem wollten sie wissen, wie zukunftssicher der Beruf ist, welchen Schulabschluss man braucht, wie lange die Ausbildung dauert und welche Chancen es danach gibt.“
Ein Schüler fragte, ob die Arbeit auf dem Friedhof überhaupt Spaß mache. Die Antwort kam prompt: „Ja, unbedingt – du ahnst ja nicht, wie vielseitig und anspruchsvoll sie ist.“
Draußen arbeiten macht viel mehr Laune
Das Beste sei, fast immer an der frischen Luft arbeiten zu können, waren sich alle vier Azubis einig. Ihnen gefalle das deutlich besser, als im Büro zu sitzen. Dieses Motiv habe stark zu ihrer Berufswahl beigetragen.
Auch nach der Ausbildung möchten sie gerne in diesem Bereich bleiben. Wir bewegen uns viel bei der Arbeit und tun gleichzeitig etwas Gutes, erklärten sie. Das schaffe Zufriedenheit statt Frust.
Sie wüssten, dass der Umgang mit Menschen auf dem Friedhof Einfühlungsvermögen erfordere – „doch es war eine angenehme Überraschung, dass tatsächlich so viel Garten- und Pflanzarbeit dazugehört.“

Nach ihrer Ausbildung möchten die vier in Friedhofsgärtnereien arbeiten. Bereits im ersten Ausbildungsjahr absolvierten sie mehrere Praktika – unter anderem in den Friedhofsgärtnereien Schamp, Simon und Fortte-Lawrenz in Zehlendorf. Das ist ein erstrebenswerter Arbeitsplatz für die Zeit nach der Ausbildung, sagten drei von ihnen. Carolin Kubiak könne sich eher eine Gärtnerei im Ostteil Berlins vorstellen, da sie in Weißensee wohnt. „Leider habe ich in der Nähe keinen Ausbildungsbetrieb gefunden – aber schöne, große Friedhöfe gibt es dort auch“, sagte sie mit einem Lächeln.
Am Messestand erhielten die Auszubildenden Unterstützung von Ida Anheier, Projektkoordinatorin für Nachwuchswerbung im ZVG. Sie betreut die Kampagne „Gärtner. Der Zukunft gewachsen.“ und war maßgeblich an der Gestaltung des ZVG-Messestands im „young generation hub“ der IGW 2025 beteiligt.
Diese Berliner Praktikumsbetriebe begleiteten die angehenden Friedhofsgärtner im ersten Ausbildungsjahr:
- Gärtnerei Fortte-Lawrenz, Bergstraße 37, 12169 Berlin: Die enge Zusammenarbeit mit der Friedhof Treuhand Berlin und dem Zentralverband Gartenbau bildet die Basis für die Teilnahme an Projekten wie der Grünen Woche, der Landesgartenschau, Ruhegemeinschaften und dem Tag des Friedhofs (www.fortte-lawrenz.de).
- Friedhofsgärtnerei Simon, Potsdamer Chaussee 76, 14129 Berlin-Zehlendorf: Die Gärtnerei bildet in den Berufen Gärtner und Friedhofsgärtner aus. In zwei Filialen – am Waldfriedhof Zehlendorf und am Heidefriedhof in Alt-Mariendorf – werden floraler Trauerschmuck gestaltet (www.friedhofsgaertnerei-simon.de).
- Gärtnerei + Blumenhaus Schamp, Berliner Straße 104, 10713 Berlin: Der überprüfte Fachbetrieb Friedhofsgärtnerei ist Mitglied der Friedhof Treuhand Berlin und nimmt regelmäßig an Wettbewerben der Landes- und Bundesgartenschauen sowie der Internationalen Gartenbauausstellungen teil. Dabei erhielt er zahlreiche Auszeichnungen in Gold, Silber und Bronze. 2009 wurde die Gärtnerei als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Memoriam-Garten“ mit dem Deutschen Innovationspreis Gartenbau geehrt. 2018 folgte die Auszeichnung – diesmal als Mitglied im Bund Deutscher Friedhofsgärtner – für das Bestattungskonzept „NaturRuh – Natürlich Erinnern“ (www.blumenhaus-schamp.de).










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