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Jens Schachtschneiders Praxisgedanken (27)

Machen wir es besser als so manche Verwaltung?

Man kann nur so viel ausgeben, wie man einnimmt. Für uns Unternehmer hat dieses Prinzip absolute Priorität, kennen wir doch die Konsequenzen. So ist ein wirtschaftliches Handeln für jeden von uns unabdingbar. Der Staat und seine Verwaltungen tun sich hingegen schwer, mit dem ihnen anvertrauten Steuergeld achtsam umzugehen. 
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Gärtnerinnen und Gärtner nutzen heute jede Menge digitale Tools und moderne Technologie für ihre Arbeit.
Gärtnerinnen und Gärtner nutzen heute jede Menge digitale Tools und moderne Technologie für ihre Arbeit.Grünes Medienhaus
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Deutschland besitzt ein enormes Steueraufkommen. Die Geldsorgen unserer Bundesregierung liegen nicht am Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Ich sehe ein Ausgaben- und kein Einnahmeproblem. Milliarden werden verwendet, um Menschen zu unterstützen, die über gar kein oder kein ausreichendes Einkommen verfügen. Viele benötigen aufgrund schwieriger oder tragischer Lebensumstände unsere Unterstützung. Diese gewährleisten wir gerne. Andere haben es sich in der sozialen Hängematte bequem gemacht, Neubürger werden teils eher von einer Beschäftigung abgehalten als herangeführt. Dies ist nicht zu finanzieren, gibt falsche Anreize und zerreißt das gesellschaftliche Miteinander. Häufiger werde ich angesprochen, ob unser Betrieb den Unterhalt von drei Unternehmerfamilien erwirtschaften kann. Ich habe dieses nie als Problem angesehen. Entscheidend ist, dass alle produktiv mitwirken und keiner mehr entnimmt als beiträgt. Dieses gilt für alle im Unternehmen. Dabei kompensieren wir selbstverständlich Beschäftigte, die schwerer erkranken.

Wirtschaftliches Handeln – ein Grundsatz auch für Verwaltungen

Auf der Meisterschule wurde uns gelehrt, stets die Kosten im Blick zu halten. Nach meinen Erfahrungen geht es dabei insbesondere um die Produktionsprozesse und Vermarktungswege. Töpfe, Substrate und Jungpflanzen kaufen wir alle zu vergleichbaren Preisen ein. Mögliche kleine Vorteile entscheiden nicht über Erfolg und Misserfolg. Anders sieht es mit der betrieblichen Effizienz aus, die schnell zu einer enormen Kostenbelastung führt und den Unterschied ausmachen kann zwischen einem Unternehmen mit roten und schwarzen Zahlen.

Ü bertragen wir es auf unsere Verwaltungsstrukturen von Gemeinde, Kreis-, Landes- und Bundesebene. Die mich erreichenden Rückmeldungen zeichnen kein gutes Bild. Mich ärgert die mangelnde Bereitschaft, sich ernsthaft mit dem Thema des wirtschaftlichen Handelns auseinanderzusetzen. Größere Unternehmen lassen sich von arbeitswirtschaftlichen Experten beraten oder beschäftigen selbst ausgebildetes Personal. Im Gartenbau ist dieses weniger der Fall, es gibt jedoch einen regen Austausch in Erfa-Gruppen oder anders strukturierten Kooperationen. Kein Gartenbaubetrieb kann sich erlauben, nicht stetig die Prozesse zu optimieren. Bekanntlich bestehen die Verwaltungen überwiegend aus „Büro-Jobs". Nirgendwo gelang es uns in den letzten Jahren so erfolgreich wie im Büro, Arbeitszeiten einzusparen. Selbst bei unseren Kunden haben wir Zeit und damit Kosten gemindert, indem wir die Bestellprozesse digital optimierten. Die Verwaltungen unserer Region schaffen hingegen weitere Büro- und Arbeitsplätze.

Eine Begründung ist der Wunsch seitens der Belegschaft nach Teilzeit-Arbeitsverhältnissen. Ähnliches erleben wir bei uns. Aber ist es ökonomisch und ökologisch vertretbar, wenn Büroräume nur wenige Stunden täglich genutzt werden? Die Industrie fährt vielfach zwei Schichten in Vollzeit, während es der Verwaltung nicht gelingt, dass sich zwei Halbtagskräfte einen Arbeitsplatz teilen. Natürlich lassen sich Begründungen finden, warum dieses und jenes nicht geht. In unseren Unternehmen haben wir keine Wahl, sonst wären wir mittelfristig nicht mehr wettbewerbsfähig.

Fehlender Handlungsdruck lähmt Innovationsprozesse. Dieses wissen wir Gärtner aus eigener Erfahrung. Als Energie billig war, sah kaum ein Kollege die Notwendigkeit, mit dieser sparsam umzugehen. Technische Innovationen in unseren Betrieben gewannen an Bedeutung, als Arbeitskräfte knapp und teurer wurden. Torf steht in der Kritik, schon finden wir Alternativen. Wohlstand macht bequem und denkfaul.

Verwaltungen sind darauf getrimmt alles perfekt zu erledigen. Nochmals einen Blick in das Gesetzbuch oder die Verordnung und es sich dann noch vom Dienststellenleiter absegnen lassen. Effizienzgedanken treten in den Hintergrund. Dieser Gefahr sind auch Unternehmen ausgesetzt, hier nennen wir es Wasserkopf. Der Ruf nach mehr Personal ergeht schnell. Letztlich leben wir allerdings vom Verkauf unserer Produkte und die wachsen nicht im Büro. Zunächst sind das eigene Handeln und die Prozesse kritisch zu hinterfragen, bevor man nach zusätzlichem Personal schreit.

Wenn es mal wieder im Norden stürmt und regnet, so kommt beim Gang ins Büro mein Standardspruch: „Wisst Ihr eigentlich, wie gut Ihr es habt?" Die Antwort ist ebenso eingeübt: „Danke Jens, dass wir warm und trocken sitzen." Eine Aussage steht dabei unausgesprochen im Raum: Ein Bürojob bietet Annehmlichkeiten, er ist dafür aber anspruchsvoll. Die Tätigkeiten erfordern ein hohes Maß an Konzentration. Und wenn das Telefon klingelt, so macht ein freundlicher Ton bekanntlich die Musik. Freundlich bleiben selbst in stressigen Zeiten, ist für uns ein wichtiger Grundsatz. Dafür haben wir einen Leitspruch: „Unsere Probleme interessieren unseren Kunden nicht. Er hat genug mit seinen eigenen zu tun." Wir leben davon, dass Kunden uns ihr Vertrauen schenken. Dieses dürfen wir nie aus dem Blick verlieren, wenn denn unsere Existenzberechtigung erhalten bleiben soll. Das gilt auch für den öffentlichen Dienst: Dienstleistungen für MitbürgerInnen erbringen, die ihn dafür mit Abgaben und Steuern finanzieren. Der Kunde ist König und nicht andersherum.

Mangelnde Leistungsbereitschaft – eine Folge von Führungsversagen

Wir können nichts von anderen erwarten, was wir nicht selbst bereit sind zu leisten. Chefs, die sich regelmäßig ihre Wochenenden ausdehnen, um mit ihrem Boot zu schippern, dürfen sich nicht wundern, wenn es die Mitarbeitenden ebenfalls ruhiger angehen lassen. Übrigens eine Disziplin, in der wir im Gartenbau selten Schwäche zeigen. Wir wissen, dass Führungsversagen einer der häufigsten Kritikpunkte der Belegschaft ist. Ein enormer Motivations- und Leistungskiller. Im Freundes- und Bekanntenkreis beobachte ich bei Angestellten von Verwaltungen eine höhere Unzufriedenheit als bei Beschäftigten insbesondere von kleineren Unternehmen. Einen der Gründe will ich so umschreiben: Wenn mangelnde Leistungsbereitschaft von Arbeitskollegen oder Organisationsmängel nicht unterbunden werden, so senkt dies auch die Arbeitsmoral bislang engagierter Belegschaft.

Vom Grundsatz müsste eine von einer Behörde ausgeführte Tätigkeit preiswerter sein als die eines Unternehmens. Schließlich besteht hier keine Notwendigkeit, eine Gewinnspanne zu erzielen oder Gewerbesteuer zu zahlen. Die Realität lehrt uns etwas anderes.

Der Park der Gärten im Ammerland zählt zu den attraktivsten und gepflegtesten Grünanlagen Deutschlands. Ein entscheidender Punkt ist folgender: Die Pflege der Anlagen wird im Ausschreibungsverfahren an Unternehmen des Garten- und Landschaftsbaus vergeben. Dieser gewährleistet das beeindruckende Erscheinungsbild. In der Folge lassen sich Unternehmen, insbesondere der grünen Branche, mitreißen und bringen sich in diesem Erfolgskonzept mit Ausstellungsbeiträgen ein. Die Besucher sind begeistert, der Park trägt sich weitgehend durch Eintrittsgelder. Eine Win-Win-Situation für die Region, die Gesellschafter und den Gartenbau. Leistung und Strukturen sind und bleiben die Basis des Erfolges.

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