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    Sommerblumentag 2022 in Ellerhoop

    Herausforderungen gemeinsam meistern

    Herausfordernd war die vergangene Beet- und Balkonpflanzensaison. Sie verlief anders als viele Gärtner erwartet oder erhofft hatten. Der Austausch zwischen Produzenten und weiteren Kennern der Branche ist wichtig, denn diese Zeiten erfordern ein Umdenken, das manchmal einen Anstoß von außen benötigt. Auch dafür stand der Sommerblumentag 2022 am Gartenbauzentrum Schleswig-Holstein in Ellerhoop.
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    Wilhelm Edert (rechts) und Olaf Beier berichteten von ihren Saisonerfahrungen 2022.
    Wilhelm Edert (rechts) und Olaf Beier berichteten von ihren Saisonerfahrungen 2022.Dr. Gisela Fischer-Klüver
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    Edeka Neumünster und Blume 2000 sind die beiden Hauptkunden des Produzenten Wilhelm Edert aus Gönnebek, der auf 2 ha unter Glas und 1 ha Freiland Zierpflanzen produziert. Regionale Vermarktung ist ihm wichtig. Mit Blume 2000 ist er gewachsen und erfuhr eine gute Zusammenarbeit. Edeka hingegen sei ein schwieriger Geschäftspartner. Edert profitierte zunächst von der Corona-Pandemie, ab Pfingsten 2022 verzeichnete er jedoch einen starken Nachfragerückgang für Pflanzen. Während Blume 2000 die Pflanzen wie geplant weiter annahm, lief der Absatz über Edeka weniger gut.

    Im kommenden Jahr plant er, kleinere Pflanzen zum gleichen Preis anzubieten. Statt den 13-cm-Topf wird er den 10,5-cm-Topf im nächsten Jahr für Edeka wählen. Den Blick in die Zukunft, in die Glaskugel, bewertete er als derzeit sehr undurchsichtig.

    Kunden kaufen weniger

    „Es hat sich viel verändert in den letzten zwei Jahren", sagte Olaf Beier, Siek, der eine Endverkaufsgärtnerei im Speckgürtel Hamburgs hat. Das „Verkaufsschlaraffenland" in 2021, während dem es lediglich das Problem ausreichender Warenbeschaffung gab, ist leider Schnee von gestern.

    Nach dem relativ warmen Winter eröffnete Beier gut vorbereitet seine Gärtnerei. Der Zuspruch war gut, jedoch schon eine Woche später wurde das Geschäft zäh. Selbst sonnige Märztage und auch der April animierten kaum Kunden zum Kauf von Frühjahrsblühern. Es wurde deutlich, dass die Kaufzurückhaltung weniger mit der Witterung, sondern eher mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhing, der zu steigenden Spritpreisen und Verunsicherungen führte. Der Abverkauf blieb auch nach der Eröffnung der Beet- und Balkonpflanzensaison trotz großer Bemühungen zäh.

    Ab Mai verursachte die Warenpflege verstärkt Arbeitskraft. Durch Corona ausfallende MitarbeiterInnen verursachten Mehrarbeit der restlichen Arbeitskräfte, dazu kam der erhöhte Gießaufwand ab Juni, und eine allgemeine Erschöpfung machte sich bemerkbar.

    Die Preise für zugekaufte Pflanzen stiegen. Kaum ein Kunde beschwerte sich über höhere Pflanzenpreise, stattdessen wurde eben etwas weniger eingekauft. Der Wunsch nach schönen Pflanzen ist bei der Kundschaft ungebrochen. Gehölze wurden kaum verkauft, ebenso zählten Stauden zu den Verlierern. Gemüsepflanzen liefen gut, allerdings ohne weitere Steigerungen zum Vorjahr.

    Der Berater Carsten Bock machte mehrfach darauf aufmerksam, dass die Umsätze besser aussahen als gefühlt und noch immer über denen von 2019 lagen. Trotzdem kam keine Freude auf. Der neue Gaspreis trübt den Blick in die Zukunft.

    Im nächsten Jahr wird Beier Vorsicht walten lassen und auf große Sprünge verzichten. Die Frage sei nur, wie attraktiv eine Einzelhandelsgärtnerei dann noch im Wettbewerb zu großen Gartencentern ist.

    Chancen für Bio-Zierpflanzen

    Zu Recht stellte sich die Frage, warum Bio-Zierpflanzen notwendig sind, wenn der Balkonkasten dreimal im Jahr eine neue Wechselbepflanzung erhält. „Wer eine Umstellung auf biologischen Anbau plant, sollte zuerst sich selbst umstellen", riet Herbert Vinken, herb´s bioland Gärtnerei und Fördergemeinschaft Ökologischer Zier- und Gartenpflanzen (föga). Er beleuchte die durchaus positiven Chancen für einen Bio-Zierpflanzenbau, wenn man selbst dahinter steht.

    Keiner hat die Umstellung bereut

    Vinken riet zu einer schrittweisen Umstellung. „Alle, die die Umstellung durchgemacht haben, fragen sich im Nachhinein, wieso sie diesen Schritt nicht schon viel früher getan haben", berichtete der föga-Vorsitzende. Nach der Umstellung macht das Gärtnern wieder mehr Spaß, berichten viele.

    Wer auf Bio umstellen möchte, benötigt einen gesunden Betrieb und in der Regel auch andere Sortimente, die mit geringerem Energieeinsatz und ohne Hemmstoffe auskommen.

    Biologisch produzieren bedeutet umzuschalten, auf Schwankungen mit einer gesunden Gelassenheit zu reagieren und Resilienz, eine gewisse Anpassungsfähigkeit auch in ungewohnten Situationen, aufzubauen.

    Handelsketten fordern bereits Einschränkungen bezüglich des Einsatzes von chemischen Pflanzenschutzmitteln, das wird auch für Zierpflanzen kommen, ist Vinken sicher. Denn der Handel reagiert auf Kundenwünsche. Immer wieder tauchen kritische Rückstands-Studien beispielsweise von Greenpeace.de oder bund.de auf, die das Verlangen nach Bio-Pflanzen fördern. So werden auch die Standards für Zierpflanzen höher, ist sich Vinken sicher.

    Insbesondere für kleinere Zierpflanzenbaubetriebe sieht er durchaus eine Chance im Bio-Anbau, denn der Markt sei reif. Das Kundenpotenzial sei vorhanden. Die ersten nennenswerten Verkäufe liefen über den Großhandel Weiling. Auf Hamburger Wochenmärkten findet sich hingegen eine kleine Gruppe von Menschen, die viel Geld zur Verfügung haben, ökologisch denken und sich mit Bio-Zierpflanzen abheben möchten von anderen. Ob Kunden Bio-Zierpflanzen nachfragen, hängt ab von der Politik, der Umwelt und dem Umgang damit.

    Der Großhändler Weiling hat bereits Probleme in der Warenbeschaffung von Bio-Zierpflanzen. Die Gartencenterkette Kölle bietet bereits einen größeren Bereich mit Bio-Stauden und Beetpflanzen an. Der Online-Shop für Bio-Pflanzen und Bio-Weihnachtsbäume gabari verfügt ebenfalls über zu wenig Bio-Pflanzen.

    Vinken beliefert seit 22 Jahren den Versandhandel für Öko-Produkte Waschbär mit verschiedenen Bio-Pflanzensortimenten, mittlerweile rund 15.000 Pakete pro Jahr per Postversand. Das erfordert eine gute Logistik und „flotte Arbeit", wie er berichtete.

    Der Versandhandel erlebt europaweit gerade massive Einbrüche und das nächste Jahr bleibt ungewiss. Vinken vermarktete bis vor der Corona-Pandemie zudem eine erhebliche Menge über 25 Sondermärkte, jetzt sind es nur noch rund zehn. So ist auch für Vinken Resilienz gefragt. Denn letztendlich geht es darum, die produzierten Pflanzen abzusetzen. Positive Entwicklungen gibt es bereits, wie das Netzwerk der Bio-Städte, ein Zusammenschluss von Kommunen, die die ökologische Landwirtschaft und das Bio-Lebensmittelangebot vor Ort fördern möchten. Beispielsweise setzt die Schlossgärtnerei Karlsruhe auf Bio-Pflanzen. Die Kampagne "Tausende Gärten – Tausende Arten” setzt sich ein für naturnahe Gärten und Flächen in Deutschland und sucht händeringend Bio-Produktionsbetriebe.

    Die zukünftigen Gärten werden sich wandeln, es wird keine „unkrautfreien" Gärten mehr geben, ist sich Vinken sicher. Er warb für die Mitgliedschaft in dem Verein föga, ein Netzwerk, um im lebendigen Austausch den biologischen Gartenbau voranzubringen. Mitglieder sind kleine und große Betriebe, die an einem Tisch sitzen und sich gegenseitig mit Respekt betrachten und von- und miteinander lernen.

    Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz

    Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz sind immer mehr gefragt, nicht nur im biologischen Anbau. Dr. Petra Christiansen-Weniger, BorbyControl, gab eine Übersicht zu Biostimulanzien und möglichen Anwendungsgebieten. Es gibt viele positive Berichte über den Einsatz verschiedener Biostimulanzien, die jedoch auch kritisch gesehen werden, da eine statistisch auswertbare Versuchsanordnung oft nicht vorhanden sei, so die Diskussion. So muss jeder Produzent individuell abwägen und ausprobieren, was in den eigenen Betrieb passt.

    Edith Ladurner, CBC Europe, informierte über das biologische Insektizid auf Basis keimfähiger Sporen des Pilzes Beauveria bassiana , Stamm ATCC 74040. Naturalis gilt als Baustein in einer nützlingsbasierten Insektizidstrategie. Die Sporen von B. bassiana haften an der Kutikula der Schadinsekten und Milben. Nach der Keimung dringen die Pilzhyphen in den Wirt ein und breiten sich dort aus. Der Tod des Wirtes wird durch das mechanische Eindringen des Myzeliums, den Nahrungsentzug sowie den Verlust von Wasser ausgelöst.

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