1,5 Jahre Corona – Lernphase oder verlorene Zeit?
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Unsere Branche wurde von der Pandemie nicht nur größtenteils verschont, sondern durch die Veränderungen im Konsumentenverhalten regelrecht bevorzugt. Grün ist inzwischen begehrte Handelsware und teils teures und seltenes Gut geworden. Im April 2020 wurde alles gekauft, was Wurzeln hatte und auf der Fläche angeboten wurde. Auf einmal wurde jeder zum Hobbygärtner und Selbstversorger. Übrigens auch zum Handwerker im Nebenjob, es wurden Sandkästen, Pergolen, Grillstellen oder auch Hochbeete selbst gebaut.
Auf meinen Reisen treffe ich mittlerweile trotzdem auch unzufriedene Kollegen, welche sich bitterlich beklagen. Nicht über mangelnde Unterstützung aus der Regierung oder die notwendigen Einschränkungen der lokalen Ordnungsämter – nein, es gebe zu viele Neukunden, Mitarbeiter seien gleichzeitig immer noch zu wenig da und Ware werde teurer oder sei gar nicht zu bekommen.
Als ich dem Inhaber eines Gartencenters letzthin den Vorschlag machte, ein Schild vor den Eingang zu stellen: Nur noch für Stammkunden geöffnet, war erst einmal Stille. Dann musste er über sich selbst lachen. Statt sich mit seinem Team zu freuen, dass wir als Branche so begehrt sind und alle Kunden lächelnd zu empfangen, war er negativ drauf gewesen. Nun setzt er ein paar meiner Vorschläge um: beim Gemüse und der Samenwand gibt es jetzt jeweils einen Bereich für Gartenanfänger. Schließlich sollen alle, die keine Erfahrungen im Garten haben, positive Erlebnisse haben, damit sie auch, wenn Reisen wieder möglich sind, als Hobbygärtner und Kunden erhalten bleiben!
Ein weiteres Erlebnis: Philodendron (Einkaufspreis 14 Euro) stehen für 9,99 Euro in einem Laden, ohne dass dies aufgefallen wäre. Auf mein Nachfragen wurde erklärt, dass die doch immer so viel kosten. Erst mein Nachhaken machte darauf aufmerksam, was in den letzten Monaten passiert ist. Grünpflanzen sind hot – und die Preise gehen durch die Decke. Und noch immer denken viele, dass ihre Produkte nicht viel wert seien! Es wird einiges zu billig angeboten.
Was machen wir nun mit dem erfreulichen Zuwachs der letzten Zeit bei Umsatz, Kunden und Gewinn? Ein Kollege sagte: Wir können unsere Pläne, die wir für drei bis fünf Jahre hatten, jetzt vorziehen und schneller für unsere Kunden umsetzen. Auch die Ausbildung unserer Mitarbeiter wird ergänzt. Leider sind solche Stimmen die Ausnahme. Im Gegenteil: Durch die guten Umsätze wird mancher beratungsresistent, weil ein Weiterso-wie-bisher wieder leicht möglich ist.
Nicht aus dem Auge verlieren sollten wir übrigens, dass auch der LEH in den beiden letzten Jahren viel neue Erfahrung gesammelt hat. Und der LEH wird, wie Produzenten berichten, diese erhaltenen Marktanteile im lebenden Bereich nicht einfach wieder fallen lassen.
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