
Wegen Torfmangel drohen Versorgungslücken und Preisanstiege
Der Markt für Substrate steht vor gewaltigen Herausforderungen. Der ausschließliche Fokus auf die Torfreduktion hat in den vergangenen Jahren die Sicht getrübt auf die Unersetzbarkeit und Systemrelevanz des Rohstoffes Torf für den Gartenbau, so der Industrieverband Garten in einer Pressemitteilung.
von IVG erschienen am 28.08.2025Dabei seien von Seiten der Politik Planungssicherheit, Lieferkettendynamiken, Verhältnismäßigkeit und Wettbewerbsfähigkeit akut vernachlässigt worden. Im kommenden Produktionsjahr könnte sich das schmerzhaft bemerkbar machen. Der Industrieverband Garten (IVG) informiert über die Ergebnisse einer aktuellen Mitgliederbefragung und bestätigt eine Entwicklung, die nicht nur deutsche Hersteller von Substraten betrifft, sondern auch in den Niederlanden erkannt wurde.
„Die Verfügbarkeiten mengenmäßig und produktionstechnisch unersetzbarer Rohstoffe wie Torf und Kokosfasern/Cocopeat für den westeuropäischen Substratmarkt sind derzeit historisch gering“, sagt Philip Testroet, stellvertretender Geschäftsführer des IVG. Hauptursache seien die diesjährigen ungünstigen Wetterbedingungen in den Torfabbaugebieten. Darüber hinaus verringere die stark wachsende weltweite Nachfrage nach Torf und dessen Ersatzrohstoffen, insbesondere aus Asien, die Verfügbarkeit für Westeuropa.
Rückgang der Ernterate zwischen 40 und 50 Prozent
Für deutsche und niederländische Substrathersteller sind, mangels ausreichend heimischer, genehmigter Abbaugebiete, die baltischen Staaten, Finnland und Schweden die wichtigsten Torfproduzenten. Die Torfproduktion kann jedoch ausschließlich in den Sommermonaten bei trockenem Wetter erfolgen. Stellen sich diese Verhältnisse nicht dauerhaft ein, ist die Produktion gefährdet. Diese Situation liege gerade vor.
Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen mit starken Regenfällen in den erwähnten Staaten zwischen Mai und August werde die Torfproduktion einen Rückgang der Ernterate zwischen 40 und 50 Prozent verzeichnen. Torf sei jedoch mit einem jährlichen Einsatz von ca. 4,7 Millionen Kubikmeter (m³) für die Produktion von 8 Millionen m³ Substraten in Deutschland der wichtigste verwendete Rohstoff.
Die Hälfte der Torfmenge für die deutsche Substratproduktion stammt aus dem Import. In Deutschland selbst gäbe es zwar noch genügend mögliche Abbaugebiete auf bisher landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen, Abbaugenehmigungen dafür stehen aber nicht in Aussicht, nachdem die niedersächsische Landesregierung ein Torfabbauverbot erlassen hat.
Rohstoffbedarf steigt rapide
Durch die begrenzte Verfügbarkeit von Torf steige zwangsläufig die ohnehin schon große Nachfrage nach anderen Rohstoffen wie Grüngutkompost, Rinde, Holzfasern und Kokos. Die für die Substratindustrie verfügbaren Mengen dieser Rohstoffe in ausreichender Qualität seien jedoch nicht vorhanden und könnten die Torfmengen nicht annähernd ersetzen.
Der weltweite Bedarf an Substratausgangsstoffen steige unterdessen rapide an. Die Universität Wageningen (WUR) prognostizierte, dass die weltweite Substratnachfrage im Jahr 2050 um 400 Prozent höher sein könnte als im Jahr 2020. Das enorme Wachstum in China habe bereits erhebliche Auswirkungen auf den internationalen Rohstoffmarkt. Den Anwendern und Nutzern von Substraten empfiehlt der IVG, sich rechtzeitig mit ihren Lieferanten in Verbindung zu setzen. „Nur so kann sichergestellt werden, dass ausreichend Produkt geliefert werden kann und dass die Qualität den Umständen entsprechend gewährleistet ist. Es dürfte aber mit Preisanstiegen zu rechnen sein, wenn die gestiegenen Rohstoffpreise einbezogen werden“, sagt Testroet.
Die weltweite Substratnachfrage könnte im Jahr 2050 viermal so hoch sein wie im Jahr 2020 Universität Wageningen
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