
Gesund im Sommer
Von Pflanzenschutzexperte Holger Nennmann kommen Tipps für die Kultur von Cyclamen, Begonien, Gerbera, Callistephus, Poinsettien, Veronica, Yucca und Hedera.
von Holger Nennmann, Pflanzenschutzdienst NRW erschienen am 10.06.2025Cyclamen
Thripse verursachen den Hauptschaden an Cyclamen erst im Blütenstadium. Trotzdem muss der Befall rechtzeitig kontrolliert werden. Manche Arten halten sich ausschließlich an den Blattunterseiten auf und können bereits im Blattstadium größere Probleme bereiten (Bild 1). Das gilt besonders im Hinblick auf die Schäden, die durch das Tomatenbronzefleckenvirus auftreten können. Zur Kontrolle der Blütenthripse eignen sich Blau- und Gelbtafeln. Diese müssen etwa 20 cm über die Pflanzen gehängt werden. Die Thripsbekämpfung mit Amblyseius-Raubmilben ist effektiv. Die Nützlinge bekämpfen Thripslarven und Weichhautmilben auch an unzugänglichen Stellen im Herz der Cyclamen. Begleitend kann mit integrierbaren Mitteln wie Mainspring und NeemAzal T/S behandelt werden.
Elatior-Begonien, Hängebegonien
Kleine, deformierte Blüten mit braunen Rändern sind Symptome für den Befall mit Weichhautmilben (Bild 2). An jüngsten Trieben treten Verdrehungen auf, das gesamte Erscheinungsbild der Pflanzen wirkt gestaucht. An den Blattstielen sowie an der Blattunterseite sind Verkorkungen zu erkennen. Bei Begonia boliviensis sind die Seitenränder der Blätter nach unten gebogen. Die winzigen, nur bis 0,2 mm großen Tiere sind nur sehr schwer erkennbar. Bei hohen Temperaturen und entsprechender Luftfeuchte haben die Schädlinge ihr Vermehrungsoptimum. Milbeknock, Floramite oder Kiron können wiederholt eingesetzt werden. Die Behandlungen sollten vor der Blütenbildung abgeschlossen sein.
Gerbera
Echte Mehltau ist an den charakteristischen weißen mehlartigen Überzügen der Wirtspflanzen gut zu erkennen (Bild 3). Als kritischer Befallszeitraum sind die Perioden im Sommer zu betrachten, in denen trockene, heiße Bedingungen am Tage mit kühlen Nachttemperaturen wechseln. Unter solchen Bedingungen ist bei anfälligen Sorten generell mit einem Befall zu rechnen.
Bei Infektionsbeginn und beginnender Symptombildung sind Kaliumhydrogencarbonat (Vitisan, Kumar) und Bacillus amyloliquefaciens (Serenade ASO, Taegro) geeignet. Wegen der ausschließlich prophylaktischen Wirkung sind wiederholte Anwendungen in kurzen Abständen notwendig. Bei bereits ausgebildeten Symptomen sollte eher mit Dynali, Nimrod, Luna Sensation oder Score behandelt werden.
Callistephus
An Callistephus können Blattälchen auftreten. Die Nematoden verursachen braune bis schwarze Flecken, die von den Blattadern deutlich begrenzt sind (Bild 4). Sie überwintern in den Blättern und können im nächsten Frühjahr wieder neu infizieren. Da gegen Blattälchen keine direkte Bekämpfung mit wirksamen Präparaten möglich ist, können nur Hygienemaßnahmen die Schädlinge eindämmen. Pflanzenmaterial mit Symptomen muss gründlich aus dem Bestand entfernt werden.
Poinsettien
Das Bakterium Xanthomonas axonopodis poinsetticola löst an Poinsettien Blattflecken aus (Bild 5). Die Krankheit tritt zunächst an den unteren Blättern auf, wo sich kleine Flecken zeigen. Später fließen diese zusammen, scharf von den Blattadern begrenzt. Bei zunehmendem Befall fallen die Blätter ab, im Extremfall kann es zum Absterben der Pflanzen kommen. Das Bakterium entwickelt sich bei feuchtwarmen Bedingungen optimal, durch Bewässerung von oben auf die betroffenen Blätter wird die Verbreitung im Pflanzenbestand gefördert. Eine direkte Bekämpfung von Bakterien ist nicht möglich, mit kupferhaltigen Präparaten wie Cuprozin Progress kann die Verbreitung vermindert werden.
Veronica
Bei Veronica-Arten (V-Hybriden, V. longifolia, V. spicata) sind Falsche Mehltaupilze häufig zu finden (Bild 6). Die Symptome sind zunächst nur schwer erkennbar. Einzelne Blätter wölben sich leicht auf, die Blattfläche wird chlorotisch, blattunterseits ist ein schwacher violettfarbener Schimmer zu sehen. Erst mit der Lupe sind dann die frisch ausgebildeten Sporenlager erkennbar. Bei der vorausgesagten Witterung der nächsten Tage ist mit einem schnellen Wachstum und Verbreitung auch auf andere anfällige Veronica-Arten zu rechnen.
Einsetzbar im Spritzverfahren sind unter anderem Previcur Energy, Revus Zorvec Entecta, Ranman Top oder Frutogard.
Yucca
Coniothyrium verursacht auf den Blättern von Y. filamentosa große, dunkle, eingesunkene Flecken mit ausgebleichter Mitte (Bild 7). Die Flecken sind zunächst hellbraun mit einem deutlich erkennbaren Rand. Mit fortschreitender Krankheit laufen die Flecken zu größeren Flächen zusammen. Die Blätter rollen sich häufig ein, es kommt nachfolgend zu Absterbeerscheinungen. Die Mitte der Flecken ist ausgebleicht, darauf sind die kreisförmig angeordneten Fruchtkörper des Pilzes als kleine schwarze Punkte zu finden. Blattfleckenpilze entwickeln sich im Sommer besonders nach Phasen länger anhaltender Niederschläge mit entsprechender Blattnässedauer. Der Pilz überdauert auf den im Winter grünen Blättern und kann von dort im nächsten Frühjahr zu Neuinfektionen führen.
Nach der Blüte kann der Schaft tief abgeschnitten werden, das fördert die Vitalität der Pflanzen. Blätter mit Fleckenbildung unbedingt entfernen, die Gefahr einer starken Neuinfektion im Folgejahr steigt ansonsten erheblich. Bei leichtem Befall können, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, wiederholte Behandlungen mit Ortiva oder Score erfolgen.
Hedera
Bei Hedera können Wurzelläuse auftreten (Bild 8). Die kleinen Tiere entwickeln an den Wurzeln unter einer schützenden Schicht Wachswolle, die sie gegen äußere Einflüsse unempfindlich macht. Wurzelläuse machen meist nur geringe direkte Schäden an den Pflanzen, bei sehr starkem Befall sind durch die Saugtätigkeit Wachstumsstockungen zu erwarten. Die größten Probleme entstehen bei der Direktvermarktung durch die mangelnde Akzeptanz der Kunden.
Behandlungen sind möglich mit NeemAzal T/S, Mospilan SG, Teppeki und Sivanto Prime. Die Mittel verfügen über unterschiedlich gute systemische Eigenschaften, müssen aber mit erhöhter Wasseraufwandmenge in den Wurzelbereich gelangen. Zur Wirkungsverbesserung können Additive zugesetzt werden.
* Zulassung beendet, Restmengen dürfen aufgebraucht werden ** Keine Zulassung für die genannte Indikation, Antrag auf Genehmigung notwendig
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