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Interview mit Catharina Nill

„Die richtige Einstellung macht’s aus“

Seit gut zwei Jahren gibt es die Gartenbaubedarfs-Firma WeCan Green von Catharina Nill in Ellingen, in DEGA GARTENBAU haben wir darüber berichtet. Uns interessiert: Welche Erfahrungen hat die junge Unternehmerin mittlerweile mit ihrem Start-up gemacht?

von Die Fragen an Catharina Nill stellte Christoph Killgus erschienen am 31.07.2024
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Zur Person
Catharina Nill
ist seit 2018 im Unternehmen tätig, zunächst im Gartenbaubetrieb von Vater Bernhard Nill, nachdem sie Gartenbau mit dem Schwerpunkt Handel und Dienstleistungen in Freising-Weihenstephan studiert hat. Seit 2022 sammelt sie in der neuen Handelsfirma WeCan Green eigene unternehmerische Erfahrungen.
Vor ziemlich genau zwei Jahren war ich bei Ihnen im Betrieb (DEGA GARTENBAU 4/2022). Sie haben von der damals neuen Firma „We can Green“ erzählt, die Sie leiten. Was gibt es in der Zwischenzeit Neues zu dieser Firma? Catharina Nill: Wir haben zu unseren bestehenden Vertriebspartnern neue Partner dazugewinnen können. Seit Anfang 2023 ist dies der Düngemittelhersteller Haifa Group, der durch den Bericht damals in DEGA GARTENBAU auf uns zugekommen ist. Darüber haben wir uns sehr gefreut, da wir unbedingt noch einen Düngerhersteller aufnehmen wollten, um unser Angebot zu komplettieren. Die Produkte konnten uns sofort begeistern! Wir sind dort als Händler gelistet, wie das auch bei den Anzuchtplatten der Firma HerkuPlast europaweit der Fall ist. Der Start mit der Firma We can Green ist für Sie eine Start-up-Zeit. Was haben Sie bisher gelernt, was Sie anderen Jungunternehmern als Empfehlung weitergeben würden? Catharina Nill: Gute Frage (lacht)! Aktiv mit WeCan Green sind wir tatsächlich erst seit 2022. Wenn man uns als Start-up bezeichnen will, sind wir in der Wachstumsphase. Man braucht, kurz zusammengefasst: Geduld, Durchhaltevermögen, Fleiß und Ehrgeiz, kontinuierlichen Aufbau, Bodenständigkeit. Und dann heißt es einfach nur Gas geben! Sich dahinterklemmen und auch manchmal Verzicht üben. Während Freunde zum Beispiel bereits ihr Wochenende genießen oder Feierabend haben, muss man selbst noch weiter am Ball bleiben. Ich bin so aufgewachsen, dass sich Fleiß und harte Arbeit am Ende immer lohnen! Mir ist schon von klein auf nie einfach etwas zugeflogen, wenn ich an Schule, Studium oder auch den Führerschein denke. Ich musste mir immer alles selbst erarbeiten und nochmal mehr Gas geben als andere Mitmenschen. Ich weiß noch ganz genau: Als Elfjährige wollten meine Schwester und ich den ersten IPod haben. Unsere Eltern sagten uns damals: Das ist sehr teuer, das müsst ihr euch erarbeiten und darauf sparen! So haben meine Schwester und ich dann angefangen, bei unseren Rosen Langzeitdünger per Hand auszubringen, das vergessen wir nie! Auch, wenn der Weg oftmals sehr steinig und schwer wirkt und es auch mal ein paar Tränen gibt: Man lernt mehr aus Niederlagen und Misserfolgen als durch Erfolg und wird dadurch nur stärker. Auch wenn’s erstmal nicht so erscheint: Man sollte immer ans Licht am Ende des Tunnels denken! „Happiness is a state of mind“. Die richtige Einstellung macht’s aus! Inwiefern profitieren Sie bei „We can Green“ davon, dass Sie eben auch einen großen Gartenbau-Produktionsbetrieb im Hintergrund haben? Catharina Nill: Wir profitieren davon sehr! Es ist für Kunden immer anschaulicher und besser zu verstehen, wenn Praxisbeispiele gezeigt werden, entweder vor Ort oder eben mit Bildern. Was ist denn für den Praxiseinsatz anschaulicher, als unseren Kunden zu zeigen: Guckt mal, wir verwenden gerade dieses Produkt und können dieses Ergebnis erzielen? Wir sind immer offen für Neues. Wir haben von Anfang an die Recycling-Töpfe und die Versand- und Kulturpaletten getestet. Oder auch das Vitaphos-K (Polyphosphat) Nährsalz für besseres, weißeres Wurzelgeflecht und Farbausprägung von Blatt und Blüte als Ergänzung zu den Poly-Feed-Nährsalzen. Wir probieren auch den „Holzschaum“ von Stender aus, sobald dieser verfügbar ist. Im Handel ist der Kontakt mit den Kunden das A und O. Wie wichtig sind verschiedene Kanäle für Sie? Also das direkte Gespräch, das Telefon, eventuell auch noch Fax, Mail und Nachrichten per WhatsApp? Catharina Nill: Das ist sehr wichtig, vor allem auch der persönliche Besuch, falls gewünscht. Jeder Kunde ist da anders. Natürlich gibt es auch viel Telefon, Mails oder WhatsApp-Sprachnachrichten und Co. Ebenso Rundmails mit aktuellen Verfügbarkeiten und Bildern von Praxisbeispielen beispielsweise zu Wurzelbildern von einer Kombination aus Substrat und Düngung. Schön ist es zu sehen, wenn man den Erfolg unserer Kunden über ihre Kulturen per Bilder über WhatsApp geschickt bekommt und diese sich dann bedanken! Bei all dem geht es darum, ein offenes Ohr für die Kunden zu haben und unser Motto „Gärtner für Gärtner“ zu leben! Wir sind auch da, wenn einmal Probleme auftauchen sollten. Jeder Kunde ist anders. Ich wünsche mir auch, immer offen zu bleiben, gerade, was neue Dinge angeht. Nur gemeinsam kann man etwas bewegen! Welche Rolle spielt Social Media für Ihre Arbeit? Catharina Nill: Social Media ist wichtig! Wir haben mit WeCan Green zwar keinen eigenen Social-Media-Account, das wäre zu eintönig. Dafür verbinden wir Produkte mit WeCan Green oftmals mit dem Account des Gartenbaus. So lassen sich Praxisbeispiele einfach besser darstellen! Das soll auch ein bisschen Neugierde bei Kunden und potenziellen Kunden wecken.
Für den Gartenbaubetrieb Bernhard Nill ist Catharina auf Instagram regelmäßig aktiv.
Für den Gartenbaubetrieb Bernhard Nill ist Catharina auf Instagram regelmäßig aktiv. © Screenshot
Wie erleben Sie die Partnerschaft mit den Lieferanten? Catharina Nill: Da machen wir sehr gute Erfahrungen! Wir haben Vertriebspartner an unserer Seite, hinter denen wir 100 % stehen. Jeder von ihnen geht mit der Zeit und ist innovativ, was auch die Zukunft des Gartenbaus betrifft. Wir sehen uns nicht als Einzelpersonen. Unser ganzer Aufbau von WeCan Green basiert auf Teamarbeit zwischen den Ansprechpartnern und uns. Diese haben immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen, vor allem aus Sicht eines Gärtners. Dort können wir unsererseits viel Praxisbezug und gärtnerische Sichtweisen einbringen! Gerade am Anfang war für mich persönlich vieles Neuland. Meine Partner hatten bisher immer Zeit und Geduld, mir viele Dinge zu erklären und Vertrauen zu schenken. Wie erleben Sie die Entwicklung der Kosten bei Betriebsmitteln? Wo geht es nach oben, wo beruhigt sich die Preissituation? Catharina Nill: Natürlich sind die Kosten in den letzten Jahre sehr gestiegen, egal ob bei Materialien oder für Personal. Wir haben in einer Zeit angefangen, in der die Rohstoffknappheit und der Ukraine-Krieg für die Lieferung von Töpfen, Trays, Substraten und Düngern eine große Rolle gespielt haben. Wir hatten aber schon immer Partner im Boot, auf die wir uns jederzeit verlassen konnten. Wir haben wiederum unseren Kunden empfohlen, rechtzeitig zu planen und zu bestellen. Diese waren erleichtert und froh, uns an der Seite zu haben. Wir konnten einige neue Kunden gewinnen, die auch immer noch bei uns kaufen. Im Moment halten sich die Preise auf gleichbleibendem Niveau. Was die Zukunft bringt, weiß keiner von uns. Wir können nicht in die Glaskugel schauen. Wir können nur schnell auf Veränderungen und Anpassungen reagieren, aber das ist unsere Branche gewöhnt: schnelles und situationsabhängiges Denken und Handeln! Sie haben angesprochen, dass gerade der Start eines Unternehmens mit viel Arbeit verbunden ist. Wie organisieren Sie sich, dass Sie mit der vielen Arbeit klarkommen? Und wie finden Sie Ausgleich und Erholung? Catharina Nill: Wenn das so einfach zu beantworten wäre (lacht). Im Moment bin ich bei WeCan Green allein, bis auf meinen Vater, der seine jahrzehntelange gärtnerische Erfahrung und Praxis einbringt, wofür ich sehr dankbar bin. Dies funktioniert aktuell auch noch gut, wenn frühzeitig begonnen und gut geplant wird. Sowohl im Gartenbau als auch mit dem Gartenbaubedarf ist es ein saisonales Geschäft. Da gibt es Zeiten, in denen mehr oder eben weniger zu tun ist. Natürlich soll das in Zukunft anders aussehen, aber ich stehe noch ganz am Anfang und da kann ich mir noch nichts erlauben. Ich freue mich über jeden Kunden, der bei uns bestellt. Des Weiteren bin ich in unserem Gartenbaubetrieb noch für die administrativen Aufgaben zuständig, so wie das in einem Familienbetrieb eben der Fall ist. Dazu braucht man auch die richtigen Personen mit an Bord: Meine Ansprech- und Vertriebspartner, einen guten Steuerberater und Unternehmensberater – dieser brieft mich gerne, vor allem bei Kalkulationen oder bei der Ausfallversicherung. Unterstützung bei Marketing und Öffentlichkeitsarbeit kommt von Richard Petri mit seinem Team. Wie ich Erholung und Ausgleich bekomme? Ehrlich: wenn das immer so einfach umzusetzen wäre (lacht): Mit Freunden ausgehen, Sport, im Sommer sonntags schnell aufs Pferd schwingen und ab durch Wiesen und Wälder! Selbsthypnose hilft – mit Abschalten wie bei einer Meditation und mit Fokussieren auf Ziele. Ich ernähre mich sehr gesund, möglichst zuckerfrei, das gibt mehr Energie über den Tag. Unsere Branche ist stark saisonal abhängig. Da muss man muss schnell reagieren, was viel Energie braucht, sowohl körperlich als auch mental.
Das ist unsere Branche gewöhnt: schnelles und situationsabhängiges Denken und Handeln! Catharina Nill
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