
Junge Gärtner und Gärtnerinnen am geografischen Mittelpunkt der EU
Der 10. Europäische Berufswettbewerb für junge Gärtnerinnen und Gärtner wurde vom 29. Juli bis 2. August 2024 in Gadheim bei Würzburg und damit am geografischen Mittelpunkt der Europäischen Union ausgetragen.
von Andrea Schulz, Fachschule Laimburg, Südtirol/Italien erschienen am 09.08.2024
Träger des Wettbewerbs ist seit 2002 die Arbeitsgemeinschaft der Europäischen Gartenbaulehrer (EU-Horticulture-Teacher.asbl), deren Präsidentin seit 2021 Andrea Schulz, Fachlehrerin der Fachschule Laimburg, Südtirol ist. Seit 2002 wird der internationale Wettbewerb alle zwei Jahre an einer anderen europäischen Gartenbauschule ausgetragen. Andrea Schulz betont: „Wir sind stolz, dass nach der pandemiebedingten Pause, Deutschland, das 2002 den ersten Wettbewerb organisiert hat, erneut Austragungsort ist. Und wie es besser nicht sein könnte, der Jubiläums-Wettbewerb fand am geographischen Mittelpunkt der Europäischen Union, in Gadheim, statt.“
Andrea Schulz Dank galt besonders den zum Verein gehörenden Kolleginnen der Berufsschule Kitzingen/Ochsenfurt Gertraud Herrmann und Petra Schuck und der stellvertretenden Schulleiterin Margit Stühler für ihren Mut, den Wettbewerb in diesem Jahr wieder ins Leben zu rufen.
Andrea Schulz unterstrich: „Sieger sind alle, die hier an diesem europäischen Wettbewerb teilnehmen, drei Tage lang zusammen fachsimpeln, gemeinsam gärtnern und schließlich Freundschaften über die Landesgrenzen hinaus schließen.“
© Andreas Hellmann Fotografie„Sieger sind alle, die an diesem europäischen Wettbewerb teilnehmen“ Andrea Schulz, Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Europäischen Gartenbaulehrer
Mit dem Ziel, die Ausbildung der Gärtnerinnen und Gärtner in der europäischen Gemeinschaft enger zusammenwachsen zu lassen, wurde 2017 die Vereinigung EU- Horticulture-Teacher asbl, mit Sitz in Luxemburg, offiziell gegründet. Neben der fachlichen Weiterbildung steht der Austausch unter Kollegen, die Vertiefung alter und das Knüpfen neuer Bekanntschaften im Vordergrund. Ein wichtiges Event ist der Europäische Berufswettbewerb für junge Gärtnerinnen und Gärtner.

Für das internationale Event konnten die Verantwortlichen aus Kitzingen/Ochsenfurt zwei Kooperationspartner gewinnen. Die Bayrische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim stellte das Wohnheim für die Teilnehmenden zur Verfügung. Im Berufsbildungswerk Caritas-Don Bosco in Gadheim wurde der praktische Teil des Wettbewerbs von Rainer Funk und seinen Auszubildenden vorbereitet und umgesetzt.
Unter dem Motto „It’s your turn to grow“ standen sich 21 Teams aus 13 europäischen Ländern an zwei Wettbewerbstagen in der Ausbildungsgärtnerei Markushof Don Bosco, Caritas in Gadheim, gegenüber. Ein Team besteht aus drei Teilnehmern und einem Teamleiter, das sich vorab über nationale Wettbewerbe qualifiziert hat. Belgien, Deutschland, Ungarn, Luxemburg, Tschechische Republik, Italien und Österreich nahmen mit jeweils zwei Teams am Wettbewerb teil, während Estland, Lettland, Polen, Slowenien, die Niederlande und die Schweiz nur ein Team ins Rennen schickten. Zusätzlich durfte ein Team aus Gadheim außerhalb der Wertung antreten.
Breites Wissen und Können gefragt
Bei den Aufgabenstellungen spielten Wissen und Fertigkeiten aus allen Sparten des Gartenbaus und der Floristik eine entscheidende Rolle. So mussten Gemüsejungpflanzen dem richtigen Samen und Erntegut zugeordnet und mit dem richtigen botanischen Namen benannt werden. Kräuter richtig zu erkennen und zu wissen, wofür sie verwendet werden, war eine weitere herausfordernde Aufgabe.
Ob Pflanzen über Stecklinge oder Steckholz vermehrt werden, waren die jungen Teilnehmenden an einer weiteren Station gefragt. Richtig knifflig wurde es beim Erkennen und Benennen der Nützlinge, die aus der gartenbaulichen Produktion nicht mehr wegzudenken sind. Und schließlich konnten die Gärtnerinnen und Gärtner an der Technikstation zeigen, ob sie in der Lage sind, ihr Werkzeug richtig zu pflegen.
TV Mainfranken berichtete mit Video über den Europäischen Berufswettbewerb: https://www.tvmainfranken.de/mediathek/video/heim-em-fuer-junge-gaertnerinnen-und-gaertner-in-gadheim-koennen-sich-die-deutschen-behaupten/
Eine große Herausforderung war das Arbeiten im internationalen Team. Am ersten Nachmittag wurden die Teams gemischt. Es galt Sprachbarrieren zu überwinden und Möglichkeiten zu finden, um die Aufgabenstellungen gemeinsam zu bewältigen. Das Wetttopfen und der Transport von Wasser mit einer Schubkarre über einen Hindernisparcours konnte nur gelingen, wenn das Team seine Kräfte bündelte und ein gemeinsames Ziel verfolgte. Am Ende nahm jeder Teilnehmer des internationalen Teams seine Punkte mit ins nationale Team.
Das Organisationsteam hatte sich vorab intensiv damit auseinandergesetzt, wie der internationale Wettbewerb möglichst fair gestaltet werden kann und dieser Herausforderung mit Piktogrammen zur Aufgabenbeschreibung Rechnung getragen. „In diesem Jahr ist es uns zu einem großen Teil gelungen, die Aufgabenstellungen durch Bilder und Piktogramme zu erläutern. Damit hatten alle Teilnehmenden die gleichen Anweisungen und mangelnde Sprachkenntnisse spielten bei der Bewertung keine Rolle“, betont Gertraud Herrmann vom Berufsbildungszentrum Kitzingen/ Ochsenfurt.
Der zweite Wettbewerbstag stand im Zeichen der Floristik und des Garten- und Landschaftsbaus. So wurde ein Hochbeet aus Holz und Paletten gebaut und mit trockenheitsresistenten Pflanzen bepflanzt. Diese Beete werden nach Abschluss des Wettbewerbs in Veitshöchheim noch lange zu bewundern sein. Die Zeit war ein entscheidender Faktor beim Anlegen eines Gartens, bei dem nicht nur eine Bepflanzung, sondern auch bautechnische Maßnahmen, wie das Verlegen von Schrittplatten im Mittelpunkt standen.
Der eigenen Kreativität konnte bei den Floristikstationen freien Lauf gelassen werden. Es wurden klassische Gerüststräuße und Tischdekorationen verlangt, die bei der Siegerehrung den Raum schmückten. Ein lebendes Pflanzenbild, das jedes Team als Erinnerung mit nach Hause nehmen konnte, wurde zu einer spannenden Herausforderung.
Fairer und wertschätzender Umgang
Am Nachmittag wurde der zweite Wettbewerbstag, der durch sommerlich hohe Temperaturen die Teilnehmenden ordentlich ins Schwitzen brachte, durch die Ankunft eines Eiswagens unterbrochen. Rainer Funk, der Leiter der Ausbildungsgärtnerei, hatte diesen kurzfristig bestellt, um allen Teilnehmenden eine kurze Pause zu verschaffen und ihnen eine persönliche Anerkennung entgegenzubringen. „Während der Vorbereitung hätte ich mir nie vorstellen können, dass dieser Wettbewerb zu einem solchen Fest für alle wird. Der respektvolle Umgang miteinander und die Wertschätzung haben mich sehr beeindruckt“, so Rainer Funk.

Nach zwei Wettbewerbstagen und einem Tag der Begegnung, an dem die 63 jungen Gärtnerinnen und Gärtner zusammen mit ihren Teamleitern interessante Exkursionen durchführten, wurde die Veranstaltung mit der Siegerehrung und einer Abschlussfeier im Berufsbildungszentrum in Kitzingen/Ochsenfurt abgerundet. Zuvor wurde der Wanderpokal des Wettbewerbs von der Schule in Kitzingen/Ochsenfurt an den aus Polen angereisten Direktor Pieta Stanislaw übergeben. Seine Schule in Bielsko-Biala wird 2026 zum 11. Europäischen Berufswettbewerb der grünen Branche einladen.
1Das sind die Siegerteams
Sieger des Wettbewerbs waren beide Teams aus Österreich, deren Teilnehmende von verschiedenen Schulen aus Österreich kommen. Sie belegten Platz eins (Alexander Perl, Paul Fahrnberger, Sarah Maria Stiftner) und zwei (Julia Böhm, Alexander Finding, Natalie Kehrer) .
Das Team Italy 2 von der Fachschule Laimburg, Südtirol, konnte sich mit Sandra Fill, Felix Obwexer und Daniel Pircher den 3. Platz sichern.
Die beiden deutschen Teams wurden mit dem 4. und 5. Platz ebenfalls ausgezeichnet. Spezialpreise gab es bespielsweise für das jüngste Team, das aus Ungarn angereist war. Einen ganz besonderen Preis erhielten die Teilnehmenden, die international am besten kooperierten und sich mit dem Team Koelreuteria die höchste Punktzahl sichern konnten.
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