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Fachtagung Gartenbau

Zukünftig dem Markt gewachsen

Die Fachtagung Gartenbau des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Fürth-Uffenheim widmete sich in diesem Jahr dem Friedhofsgartenbau und den Marktentwicklungen für die gärtnerischen Fachbetriebe. Die gemeinsam mit dem Erzeugerring (ER) für Blumen und Zierpflanzen Mittelfranken durchgeführte Veranstaltung fand am 24. Februar 2022 aufgrund pandemiebedingter Einschränkungen online statt.
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Gundula Holm: Eine Marketing-Strategie muss von allen Mitarbeitern im Betrieb verstanden werden.
Gundula Holm: Eine Marketing-Strategie muss von allen Mitarbeitern im Betrieb verstanden werden.AELF
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Ziel der Veranstaltung war es, den gartenbaulichen Betrieben einen Überblick über die Marktentwicklung sowie marktorientierte Strategien zu verschaffen, so Josef Hofbauer, Leiter der Abteilung Gartenbau am AELF Fürth-Uffenheim. Gemeinsam mit Bernhard Nill, Vorsitzender des Erzeugerrings für Blumen und Zierpflanzen Mittelfranken, eröffnete er die Veranstaltung. Durch das Programm führte Uta Hübner Betriebswirtschaftsberaterin Abteilung Gartenbau, AELF Fürth-Uffenheim.

Einfache Leitsätze helfen

Gundula Holm, Marketingberaterin am AELF Fürth-Uffenheim, referierte zum „Strategischen Marketing im (Friedhofs-)Gartenbau". Um Chancen und Risken einer Neuorientierung besser abschätzen zu können, sollte eine Stärken- und Schwächenanalyse im Unternehmen durchgeführt werden. Die gewünschten Strategien sollten dann in möglichst einfachen, für alle verständlichen Leitsätzen formuliert werden und eine Kernbotschaft vermitteln. Wichtig sei, dass diese von allen Mitarbeitern im Betrieb verstanden, umgesetzt und weitergegeben wird, so Holm.

Als beispielhaft stellte Holm das innovative Grabgestaltungskonzept ,,Natur Ruh" vor, das neben einer würdevollen Bestattung als Botschaft auch die Förderung der biologischen Vielfalt enthält.

Dienstleister mit Zukunft

Die Friedhofsgärtnerei Böck produziert auf einer Fläche von 2 ha mit 4.000 m2unter Folie so gut wie komplett für den Eigenbedarf auf dem Friedhof. Die Gärtnerei hebt sich auch durch den Verkauf von Whirlpools und einem Angebot für den Pool-Bau von Mitbewerbern ab. Ein Schwerpunkt liegt im Garten- und Landschaftsbau mit einem 650 m² großen Schaugarten.

Julian Böck, Betriebsinhaber der Gärtnerei Böck, berichtete, wie schwer es ist, neue Auszubildende und qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Das Unternehmen stellt vermehrt ausländische Arbeitskräfte ein. Um die Mitarbeiter im Betrieb zu binden, stehe eine gute Bezahlung im Vordergrund. Außerdem gibt es Anreize in Form von Poolnutzung an den Wochenenden, Nutzung der Outdoorküche mit Grill im Schaugarten für private Feiern, Massageliegen und einem Fitnessraum mit 200 m².

Bei der Preiskalkulation von Dienstleistungen im Friedhofsgartenbau rät Böck zu mehr Mut. Viele Friedhofsgärtnereien kalkulierten ihre Preise zu niedrig. „Gute Leistung und gute Arbeit kosten immer Geld", so Böck. Um zukünftig am Markt bestehen zu können, müssten sich die Betriebe breiter aufstellen und weitere Nischen erschließen. Böck sieht Chancen vor allem in einem breiteren Angebot an Dienstleistungen.

Software im Alltag

Dieter Radloff, Betriebsinhaber der Gärtnerei Radloff in Nürnberg, arbeitet in seinem Endverkaufsbetrieb mit Friedhofsgärtnerei seit einigen Jahren mit der App ,,Shaufel Online" von Terra Software. Für ihn erleichtert das System den Arbeitsalltag. Die Daten können überall abgerufen und bearbeitet werden. Über die App kann auch auf offline verfügbare Arbeitslisten zugegriffen werden. Dadurch könne der Einsatz von Ressourcen (Papierreduzierung) sowie betriebliche Prozesse (Zeitersparnis) vereinfacht werden, berichtete Radloff. 

Auf der Startseite gibt es eine Übersicht über Kalender, Aufträge, Rechnungen, Zahlungseingänge sowie Artikel und Kundendaten. Auf dem Handy können Mitarbeiter Artikelbuchungen manuell durchführen sowie Bilder der geleisteten Arbeit den Aufträgen zuordnen.

Chancen und Probleme

Gordian Bihrer, Marketingberater am AELF Augsburg, widmete sich den Entwicklungen im Zuge der Corona-Pandemie. Auch im Jahr 2021 konnte ein weiterer Zuwachs im Gartenmarkt verzeichnet werden. Dieser lag nach Erhebungen der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) bei einem Plus von 9,6 % gegenüber dem Vorjahr.

Die Pandemie sorgte auch für Veränderungen bei der Kundenstruktur: So bemerkten die Gärtnereien einen Zuwachs vor allem bei den jungen Kunden unter 25 Jahren und den Familien. Der Anteil der Eigenproduktion hat sich in den Betrieben laut eigenen Angaben um durchschnittlich 28 % erhöht.

Die zukünftigen Herausforderungen für die Gartenbau-Unternehmer liegen laut Bihrer in den Bereichen Energiekosten, CO2-Besteuerung, Personalmangel, Anhebung des Mindestlohns und der Rohstoff- und Materialbeschaffung. Allerdings würden Trends wie Nachhaltigkeit, Artenschutz, Urban Jungle oder „Social Gardening" auch Chancen für die grüne Branche bieten. Während der Pandemie habe sich die Pflanze als „Überlebensmittel" bewährt.

Kostenexplosion im Gartenbau

Auf die Herausforderungen der Kostensteigerungen bei Energie, Material und Personal in der Gartenbaubranche ging Stefan Büschel von der Steuerkanzlei BWA in Nürnberg ein. Um weiterhin gewinnorientiert zu arbeiten, müssten diese unbedingt an die Kunden weitergegeben werden. Die Umsätze in den Gärtnereien seien wegen des Wegfalls der Pauschalierung vieler Betriebe um 3 bis 5 % gesunken. Demgegenüber sind die Kosten von Personal, Wareneinsatz und Energie gestiegen. Büschel geht davon aus, dass die Kosten für den Wareneinsatz künftig zwischen 10 bis 15 % ansteigen, bei Pflanzentöpfen um circa 20 % und im Einzelfall auch noch deutlich höher liegen werden.

Generell waren die Jahre 2020 und 2021 gute Jahre für den Gartenbau. Es muss jedoch in Zukunft mit enormen Kostensteigerungen im Energiesektor (Heizöl, Strom, Gas & Hackschnitzel) gerechnet werden. Büschel erklärt, dass die Preissteigerungen im Einkauf nur über höhere Umsätze und damit über höhere Verkaufspreise ausgeglichen werden könnten. Preiserhöhungen könnten derzeit gut durchgesetzt werden, da die Kunden bereits an steigende Preise in anderen Bereichen „gewöhnt" sind.

Lokale Helden

Richard Petri, Gründer und Geschäftsführer der RiPlant GmbH, ging auf die Marktveränderungen ein: Kleine Einzelhandelsgärtnereien weichen zunehmend den wachsenden Großunternehmen. „Der klassische Gartenbau weicht der Moderne", sagte Petri. Allerdings sei der Endverkaufsbetrieb mit seinem Produkt und der damit verbundenen „Botschaft" wesentlich näher am Kunden. Dies sei die große Chance für den gärtnerischen Einzelhandel, um die Pflanzen in der Direktvermarktung entsprechend wertig zu verkaufen.

Für den gärtnerischen Facheinzelhandel sollte der Fokus auf der Differenzierung im Produkt- oder Dienstleistungsbereich liegen. Lokale und regionale Angebote werden von den Kunden derzeit besser angenommen als „Bio".

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