Nachhaltigere Beet- und Balkonpflanzenproduktion
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Besonders im Fokus steht der Kunststoffeinsatz. „Der Druck durch Umweltverbände auf Produzenten wächst, aber auch der Druck von Gesellschaft und Politik auf den Gartenbau nimmt ständig zu – mehr Nachhaltigkeit wird gefordert", sagte Dr. Frank Schoppa, Geschäftsführer des Wirtschaftsverband Gartenbau Norddeutschland. Der Zentralverband Gartenbau (ZVG) und seine Landesverbände führen das Gespräch mit Partnern in der Politik und Gesellschaft. „Es geht darum, die Prozesse mitzugestalten", betonte Schoppa.
Die Forderung nach Mehrweg- und Abgabe auf Einwegverpackungen im Gartenbau führte durch die Stiftung Initiative Mehrweg (SIM) zu einem Projekt mit Start am 8. März 2021. SIM will unter ZVG-Beteiligung den Prozess zur Einführung von Mehrwegsystemen im Pflanzenhandel neutral moderieren und möglichst schnell zum Erfolg führen. Der Evaluierungsbericht „Evaluierung der Möglichkeiten einer europäischen Mehrweg-Branchenlösung für Plastik-Pflanzentrays" der SIM liegt vor (www.stiftung-mehrweg.de/de/mehrwegsysteme/mehrwegsysteme-fuer-pflanzen).
„Aufgrund der Marktstrukturen wird nicht alles auf Mehrweg umgestellt werden können", so Schoppas Einschätzung. „TrayC”, ein von Landgard und Modiform entworfenes Rücknahmesystem gebrauchter Trays für deutsche Baumarktketten, sei eine gute Alternative für eine Umstellungszeit.
Stolpersteine mitpflanzbare Töpfe
Vor allem bei Beet- und Balkonpflanzen, die nach dem Kauf ausgepflanzt werden, stehen Kunststofftöpfe zunehmend in der Kritik. Ganz so einfach ist der Ersatz nicht, denn mitpflanzbare Töpfe müssen allerlei Kriterien erfüllen, sowohl für Verbraucher wie auch für Produzenten. Während in der Produktion ein stabiler Topf gefordert ist, sollte sich dieser beim Verbraucher nach dem Auspflanzen möglichst schnell zersetzen.
Beate ter Hell, LVG Hannover-Ahlem, untersuchte die Eignung mitpflanzbarer Topfalternativen aus Holzfaser, Grünabfall/Kompost, Hanf, Sonnenblumenschalen, Papier, Torf oder sogar Wasserhyazinthe und zeigte Fallstricke auf. Nicht alle Töpfe sind maschinengängig und gut bedruckbar. Sechseck-Töpfe und der D-Grade evo beispielsweise lassen sich kaum maschinell verarbeiten mit herkömmlichen Maschinen. Natürlich dürfen die Töpfe keine Wachstumsdepressionen in der Kultur verursachen. Allein durch das unterschiedliche Volumen der erhältlichen Töpfe variiert das Pflanzenwachstum. Probleme gab es mit einem Komposttopf.
Die Topfstabilität während der Anzuchtphase war nicht immer gegeben. Die Töpfe Bioform, Hanfi und Pottburri waren ohne Einschränkungen vermarktbar. Mit kleinen Einschränkungen, wie unschönen Verfärbungen, galt dies auch für die Töpfe Jiffy R2 und Fertil Pot NT, die enthaltenen Pflanzen waren von guter Qualität.
Bei zu nasser Kulturweise leidet beispielsweise der Pottburri-Topf. Aber auch dieser Topf wurde weiterentwickelt. Die Bioform-Papiertöpfe sind in drei Ausführungen für eine Haltbarkeit von zwölf, sechs und maximal zwei Monaten erhältlich.
Die Kontrolle der Wurzeln ist bei mitpflanzbaren Töpfen oft problematisch, wenn diese in den Topf hineinwurzeln. Besser nicht zu verwenden sind mitpflanzbare Töpfe in der Vermehrung unter Sprühnebel oder Folie. Beate ter Hell riet zu erhöhter Aufmerksamkeit in Bezug auf Trauermücken. Weiterer Erklärungsbedarf ergibt sich für den Verbraucher. Bewässerung und Pflanztiefe sind je nach Topf möglicherweise erklärungsbedürftig. Mitpflanzbare Töpfe sind nicht in jeder Gemeinde in der Biotonne willkommen, sondern müssen über den Restmüll entsorgt werden.
Es gibt noch viele offene Fragen und Versuchsbedarf. So kann sich die Lichtdurchlässigkeit der Töpfe, beim Hanfi-Topf laut ter Hell 14 %, unterschiedlich auf verschiedene Kulturen auswirken.
Interspezifische Pelargonien auch ungestutzt produzieren
Interspezifische Pelargonien überstehen den Wechsel zwischen Hitze- und Regenphasen meist ohne großen Pflegeaufwand gut und bewähren sich seit Jahren auf der Freilandfläche der LVG Ahlem. Trotzdem sind die Pflanzen nur selten auf Friedhöfen und öffentlichen Grünflächen zu sehen. Peter Houska, LVG Hannover-Ahlem, untersuchte, ob die im Freiland unkomplizierten Pflanzen ungestutzt in guter Qualität zu kultivieren sind.
Durch das Stutzen verlängert sich die Kulturdauer um durchschnittlich fünf Tage. Die durch das Stutzen verlängerte Kulturdauer war vermutlich der entscheidende Einflussfaktor für den geringfügig größeren Pflanzendurchmesser einiger der 19 geprüften interspezifischen Pelargonien verschiedener Züchter. Der Habitus der gestutzten und ungestutzten Varianten unterschied sich wenig. Die Anzahl der Blütenstiele wurde durch das Stutzen bei einigen Sorten leicht erhöht. Ein Stutzen ist für die in diesem Versuch geprüften Sorten ein nicht unbedingt notwendiger Arbeitsschritt, folgerte Houska.
Weniger Torf bei B&B-Pflanzen
Im Modell- und Demonstrationsvorhaben TerZ werden bundesweit 24 Zierpflanzenbaubetriebe auf dem Weg zur Verwendung stark torfreduzierter Substrate begleitet. Nun liegen Erfahrungen aus zwei Projektjahren mit Beet- und Balkonpflanzen vor, die Katja Arndt, LVG Hannover-Ahlem, trotz einiger Probleme mit ermutigenden Ergebnissen vorstellte (siehe auch Terminhinweis Seite 54).
Generell sei der Einsatz von maximal 50 Vol-% im Substrat möglich. Die Ergebnisse fielen zwischen den einzelnen Betrieben unterschiedlich aus, da es viele Einflussfaktoren (Sorte, Jungpflanzenqualität, Pflanzenschutzmittel, Töpfe, Bewässerung, Klima) gibt. Viele Beet- und Balkonpflanzen ließen sich 2021 problemlos ohne merklichen Mehraufwand produzieren, vereinzelt wurden Bewässerung und Düngung angepasst. Einige TerZ-Substrate werden bereits als Standard-Substrate verwendet.
Für den erfolgreichen Einsatz stärker torfreduzierter Substrate empfahl Arndt, zunächst begleitend Substratproben zu nehmen und das Bewusstsein für Analyseinterpretationen zu schulen. Vermutlich sei es sinnvoll, die Düngung an pH- und Nährstoffveränderungen anzupassen.
Virtueller Rundgang
Ganz einfach lassen sich Neuigkeiten rund um Beet- und Balkonpflanzen in Hannover-Ahlem online erleben. Ein Video nimmt Sie auf einen Rundgang mit. Nachhaltigkeitsthemen, wie Bestäuberfreundlichkeit, trockenheitstolerante Bepflanzungen oder auch torffreie Substrate im Balkonkasten stehen im Vordergrund der Freilandversuche, die im Sommer 2021 auf den Versuchsflächen zu sehen, aber nicht zu besichtigen sind. Diese Schwerpunkte und einige andere Highlights, wie beispielsweise das aktuelle Chilisortiment, sind daher Themen dieses Videos. Zu finden ist es im YouTube-Kanal der Landwirtschaftskammer Niedersachsen oder über den abgebildeten QR-Code!
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