Gartenbauwissenschaften – wo bleibt die Unterstützung?
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Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“, lautete ein Spruch in Zeiten der großen Friedensbewegung. Im Hinblick auf die Gartenbauwissenschaften und ihre Studiengänge müsste der Slogan heißen: „Stell Dir vor, die Gartenbauwissenschaften an den Unis in Deutschland sterben weg und keiner regt sich darüber auf.“
Nun stimmt das seit Kurzem nicht mehr ganz – ein paar Verbände melden sich mit einem Memorandum zu Wort. Das ist ebenso erfreulich wie spät, nachdem Sparwut und grundlagenwissenschaftliche Ideologen längst Tatsachen geschaffen haben.
Das traurige Schicksal der Gartenbauwissenschaften in Deutschland wirft eine Menge Fragen auf, die sich nicht ohne Weiteres beantworten lassen. Zum Papier der Verbände: Warum gehören gerade einmal zwei Landesverbände zu den Unterzeichnern, nicht aber der Zentralverband Gartenbau? Freising liegt in Bayern, das ist bekannt, aber wissenschaftliche Forschung und Ausbildung an Unis ist für den Berufsstand länderübergreifend wichtig und kann keinesfalls nur ein bayerisches Anliegen sein.
Noch schwerer zu beantworten ist die Frage, warum sich der Gartenbau bislang insgesamt massive Kürzungen an den Universitäten praktisch ohne jeden öffentlichkeitswirksamen Widerstand gefallen ließ, obwohl diese Kürzungen mittlerweile an die Substanz gehen? Ist qualifizierter Führungsnachwuchs für die Branche tatsächlich so viel weniger wichtig als ein ermäßigter Umsatzsteuersatz oder Hilfen angesichts hoher Energiepreise? Auch von den Unis selbst war seither wenig öffentlicher Protest zu hören. Eine erfreuliche Ausnahme waren vor wenigen Jahren durchaus wirksame Aktionen an der Humboldt-Universität in Berlin.
Seit jeher befinden sich die Gartenbauwissenschaften zwischen Grundlagenforschung und der gartenbaulichen Praxis. Das war schon immer eine Herausforderung. In den letzten Jahren musste sich die Gartenbauwissenschaft allerdings stark wissenschaftlich orientieren, weil sie sich nur so an den Universitäten halten konnte. Dadurch hat sich allerdings die Entfernung zur gärtnerischen Praxis deutlich vergrößert und hat nicht mehr so direkt von der wissenschaftlichen Arbeit profitiert wie in früheren Jahren. Es mag sein, dass dies ein Grund ist, warum sich der Gartenbau nun so einsetzt für seine universitäre Ausbildung.
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