
Der Garten im Paradies
Am 23. Mai wurde die baden-württembergische Gartenschau eröffnet. Bis zum 12. Oktober lädt sie zum Besuch ein. Zum Start wurde die Bedeutung von Gartenschauen auch von der Politik gewürdigt.
von Christoph Killgus erschienen am 10.06.2025Winfried Kretschmann, Ministerpräsident in Baden-Württemberg, erinnerte am Eröffnungstag daran, dass am gleichen Datum im Jahr 1949 die Verfassung in Kraft trat. Das Grundgesetz habe die Voraussetzung geschaffen, dass Feste wie zu einer Gartenschaueröffnung in aller Freiheit gefeiert werden könnten.
Eine Gartenschau umfasse viel mehr als nur Blumen, führte Kretschmann aus. Die Schöpfungsgeschichte schildere die Erde als großen Garten, den es zu bebauen, gestalten und bewahren gelte. Daran erinnere eine Gartenschau. Es sei ein großer Auftrag, die Kulturlandschaft zu gestalten.
Ausdrücklich lobte der Ministerpräsident das Engagement der zahlreichen Menschen aus den beteiligten Kommunen für ihre Gartenschau. Aus solchen Projekten, in denen gemeinsam Ideen verwirklicht würden, komme die nötige Zuversicht für unsere Gesellschaft, in der sich immer mehr Leute von der Demokratie verabschiedeten und das Heil im Extremismus suchten. „Es wird nichts besser, wenn wir immer nur rumjammern“, polterte Kretschmann. Konstruktiver Streit sei immer hilfreich, wenn er jeweils auch ein Ende finde. In einer Zeit, in der Aggressivität und Respektlosigkeit zunähmen, mache die Gartenschau in Freudenstadt und Baiersbronn Mut, für die sich viele Menschen einsetzten.
Die Gartenschau steht tatsächlich konzeptionell als Beispiel für gute Diskussion und Einigung, schließlich wird sie partnerschaftlich von zwei Kommunen auf Augenhöhe getragen. Beide Partner brachten und bringen ihre unterschiedlichen Stärken für die große Veranstaltung ein.
1Michael Ruf, Bürgermeister der Gemeinde Baiersbronn, erzählte davon, wie viel pflegende gärtnerische Geduld nötig war, Obstbäume für seine Kinder zu pflanzte. Ähnliches Durchhaltevermögen sei für die Vorbereitung der Gartenschau nötig gewesen. Ruf drückte großen Dank aus: Habe man anfangs mit 300 bis 400 ehrenamtlichen Helfern gerechnet, seien es zum Schluss über 1.300 gewesen!
Adrian Sonder, Oberbürgermeister der Stadt Freudenstadt, unterstrich die gute kommunale Kooperation: „Die Geschichte der Gartenschau ist eine Geschichte der Zusammenarbeit“. Es sei ein neues Miteinander innerhalb der Kommunen und zwischen den beiden Orten entstanden.
2Die besuchenswerte Gartenschau verläuft als schmales Gelände über eine Strecke von 8 km im Tal und verbindet Freudenstadt und Baiersbronn für Fußgänger und Radfahrer. Dafür wurden zahlreiche Brücken über den Forbach gebaut und das Gelände barrierefrei erschlossen. Entlang der ausgedehnten Strecke finden sich viele gärtnerische Beiträge, ebenso viele Stationen zur interessanten Wirtschaftsgeschichte der Region, die durch frühe Industrialisierung, Bergbau, Waldwirtschaft, Handwerkskunst und Wasserkraft geprägt ist.
Größte Herausforderung für die Gartenschau im traumhaften Schwarzwaldtal im Blick auf Besucher dürfte eben das sein: Die Region ist ohnehin und rundum ein Naturparadies mit weit bekannter Gastronomie.

Interview
Vor zwei Jahren stieß Cornelia Möhrlen als Geschäftsführerin zum Gartenschauteam. Wir sprachen mit ihr am Eröffnungstag.
Wie sind Ihre Gefühle heute? Ich bin positiv aufgeregt. Wir alles gut vorbereitet mit einem tollen Team. Wir sind fertig geworden, wie man hier sieht, was will man mehr. Das Wetter passt auch – ein bisschen frisch, aber wir sind ja im Schwarzwald. Wie konnten Sie die Gärtner und Planer hier aus der Gegend einbeziehen? In vielfacher Weise. Wir haben dabei das besondere Glück, dass Freudenstadt und Bayerisbronn jeweils eine Stadt- oder Gemeindegärtnerei haben. Das heißt, wir haben einen Großteil von dem, was Sie hier sehen, über die Kommunen abdecken können. Wir haben natürlich auch die lokalen Gärtnereien eingebunden. Es ist insgesamt ein sehr lokales Projekt, in der Region für die Region. Was waren die größten Herausforderungen bei der Planung und Vorbereitung der Gartenschau? Wir sind ein interkommunales Gartenschauer-Projekt mit zwei Kommunen, die das paritätisch gestalteten. Das gab es in dieser Form noch nie. Da war es schon herausfordernd, beide Seiten immer zusammenzubringen. Aber das hat gut geklappt und wir sagen ja auch, wir sind ein Beziehungsprojekt. Dafür stehen Sie auch selbst? Ich bin Bayersbronnerin, bin in Freudenstadt zur Schule gegangen und habe dort Abitur gemacht. Dann war ich 30 Jahre weg und bin jetzt zur Gartenschau wieder zurückgekommen. Ich kann also zwischen den Welten wandeln. Gibt es einen persönlichen Lieblingsort von Ihnen auf der Gartenschau? Da gibt es eine ganze Reihe. Es sind unglaublich viele schöne Ecken entstanden. In Freudenstadt-Friedrichsthal zum Beispiel gab es eine Industriebrache.Dort wurde jetzt ein wunderbarer Zugang zum Forbach geschaffen. Oder wenn man nach Baiersbronn heruntergeht, ist auf der Schelklewiese eine wunderschöne Erholungslandschaft entstanden durch den Schelklewiesensee.
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