
Parlamentarischer Abend thematisierte Zukunftsthemen
Über 100 Gäste aus Politik und Gartenbau kamen am 21. Mai 2025 in der Gärtnerei Elsäßer in Stuttgart-Vaihingen zum traditionellen Parlamentarischen Abend zusammen. Vertreterinnen und Vertreter der Landespolitik sowie zahlreiche Unternehmerinnen und Unternehmer der grünen Branche nutzten die Gelegenheit zum intensiven Austausch über die Zukunft der Ausbildung, die Rolle der Branche bei der Klimaanpassung und wichtige politische Rahmenbedingungen.
von Arbeitsgemeinschaft der Gartenbauverbände Baden-Württemberg erschienen am 12.06.2025
Auch in diesem Jahr kamen die Unternehmer der grünen Branche mit den anwesenden Landtagsabgeordneten intensiv ins Gespräch. Die Einladung wird traditionell vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V. (VGL-BW) und dem Gartenbauverband Baden-Württemberg-Hessen e.V. (GVBWH) ausgesprochen.
In der von Cora Birk moderierten Talkrunde sprachen Martin Joos, Vorstandsvorsitzender des VGL-BW, und Gerhard Hugenschmidt, Präsident des GVBWH, mehrere Themen an.

Zukunft der grünen Ausbildung in Baden-Württemberg sichern
Die Staatsschule Hohenheim stehe als zentrale Institution für die gärtnerische Ausbildung im Land Baden-Württemberg und sei ein unverzichtbarer Bestandteil der beruflichen Bildung im grünen Bereich. Ungelöste Grundstücksfragen zwischen dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Stuttgart drohen den Start des geplanten Neubaus zu verzögern. Die Verzögerung des Neubaus wirke sich negativ auf die gesamte grüne Branche in Baden-Württemberg aus. Die offenen Fragen dürften das Projekt nicht weiter verzögern, so Martin Joos und Gerhard Hugenschmidt.
Fortschritte gebe es an der DEULA in Kirchheim unter Teck mit der derzeit laufenden Machbarkeitsstudie für den modernsten grünen Bildungscampus Deutschlands sowie an der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) in Heidelberg mit der Schaffung einer neuen Stelle im Zusammenhang mit dem neuen dualen Studiengangs der DHBW.
Die räumliche Situation in Heidelberg bleibe angespannt und dürfe nicht aus dem Blick geraten. In den letzten Jahren hätten in Hohenheim und in Heidelberg motivierte junge Menschen abgewiesen werden müssen, die sich zum Meister weiterbilden wollten. Die personellen und infrastrukturellen Voraussetzungen seien zu schaffen, um der steigenden Nachfrage nach Aus- und Weiterbildung im Gartenbau und in verwandten grünen Berufen gerecht zu werden, betonten Joos und Hugenschmidt.
Koalitionsvertrag der neuen schwarz-roten Bundesregierung
Durch die Gestaltung und Pflege von grün-blauen Infrastrukturen leisten die Fachbetriebe der Branche einen konkreten Beitrag zur Klimaanpassung in Städten und Gemeinden. Erfreulich sei, dass diese Themen nun auch im Koalitionsvertrag der neuen schwarz-roten Bundesregierung eine zentrale Rolle einnähmen. Die geplante Prüfung, ob Klimaanpassung als Gemeinschaftsaufgabe im Grundgesetz verankert werden kann, sei ein wichtiger Schritt hin zu langfristig verlässlichen Förderstrukturen, freute sich Joos.
Auch auf Landesebene benötige es ein klares Bekenntnis zu Anreizen. Dazu gehörten attraktive Förderprogramme, gemeinsame Imagekampagnen oder kluge Ökopunktevergaben für mehr Investitionen in eine grün-blaue Infrastruktur in Städten und Gemeinden. Eine „Musterschwammstadt“ in Baden-Württemberg soll als Orientierung für Städte und Gemeinden dienen.
Maut für leichte Nutzfahrzeuge ab 3,5 Tonnen
Großes Unverständnis herrscht in der Branche darüber, dass der Gartenbau in der am 13. März 2024 vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) veröffentlichten „Liste der handwerklichen Tätigkeiten“ für eine Ausnahmeregelung nicht berücksichtigt wurde. Und dass, obwohl viele der dort gelisteten Berufe vergleichbare Leistungen erbringen. „Es benötigt dringend die Abschaffung der Maut, um die Betriebe zu entlasten“, erklärte Martin Joos.
Um Einfluss auf die Bundesgesetzgebung vorzunehmen, sei die Unterstützung der Landesregierung gefragt. Durch Kontakte in die neu gebildete Bundesregierung lasse sich das Thema gegebenenfalls auf politischem, nicht nur auf juristischem Weg klären.
Erfolgsgeschichte Gartenschauen in Baden-Württemberg
Die letzte Landesgartenschau in Wangen zeige, dass mit Gartenschauen die Attraktivität der Städte nachhaltig und dauerhaft verbessert werde. Gerhard Hugenschmidt erneuerte deshalb seine Bitte, eine Anpassung der Förderhöhen für die ab dem Jahr 2037 folgenden Gartenschauen vorzunehmen. Das wäre ein wichtiges Signal für alle interessierten Städte und Gemeinden im Ländle für die Bewerbungsrunde von 2037 bis 2042, die schnellstmöglich gestartet werden sollte, unterstrich Hugenschmidt.
Sicherung der Bildungsqualität
Der Produktionsgartenbau versorgt Baden-Württemberg mit regionalem Obst, Gemüse, Gehölzen, Stauden und Zierpflanzen. Um dies zu sichern, brauche es neben den bereits erwähnten Ausbildungsstätten gut ausgebildete Fachkräfte. Sinkende Ausbildungszahlen machten eine verlässliche, moderne und landesweit strukturierte Bildungslandschaft notwendig.
Daneben werde ein strukturiertes, mehrstufiges Bildungskonzept für den gesamten Produktionsgartenbau benötigt. Um auch bei sinkenden Schülerzahlen eine fachlich spezialisierte und hochwertige Ausbildung zu gewährleisten, brauche es Landesfachklassen für jede Fachrichtung sowie eine sinnvolle Zentralisierung an geeigneten Berufsschulstandorten mit ausreichend Praxisnähe und Infrastruktur.
An den Meister- und Technikerschulen sinken die Zahlen der Anwärter für die Fortbildung. Gerhard Hugenschmidt bat um die Einführung einer Meisterprämie im Produktionsgartenbau, analog zum Handwerk in Baden-Württemberg oder zur Förderung in Bayern. Damit ließen sich die Meister- und Technikerschulen stärken.

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