Weltleitmesse im Zeichen des 40. Jubiläums
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Die 40. Auflage der Weltleitmesse des Gartenbaus zeichnete sich erneut vor allem durch eine hohe Qualität des Fachpublikums aus. Großes Interesse galt klimaresilienten und biodiversitätsfördernden Pflanzen sowie Innovationen für die ressourcenschonende Produktion. Im Vergleich zum Vorjahr legte die IPM ESSEN 2024 bei der Internationalität ihres Publikums zu. Die rund 36.000 Besucher setzten sich zusammen aus registrierten Fachbesuchern, nationalen und internationalen Medienvertretern sowie Ehrengästen. Darüber hinaus besuchten rund 5.800 Teilnehmende die IPM ESSEN 2024 als Aussteller.
„Die grüne Branche hat auf der 40. IPM ESSEN einmal mehr gezeigt, welche Relevanz sie für die Themen unserer Zeit hat. Der Gartenbau ist leistungsstark und innovativ. Das haben wir hier an vier Tagen eindrucksvoll gesehen und bewiesen", zieht Eva Kähler-Theuerkauf, Präsidentin des Landesverbandes Gartenbau Nordrhein-Westfalen und Vorsitzende des IPM-Messebeirates, Bilanz.
Dass die IPM ESSEN die führende Plattform für den internationalen Gartenbau ist, um die kommende Saison zu planen, Ware zu ordern oder Investitionen zu tätigen, macht mit 71 Prozent der hohe Anteil an Fachbesuchern mit Einkaufs- und Beschaffungskompetenzen im eigenen Unternehmen deutlich. 2023 lag der Wert noch bei 66 Prozent. „Genau das macht eine hochkarätige Fachmesse aus. Obwohl der anhaltende Bahnstreik die An- und Abreise erheblich eingeschränkt hat, waren die richtigen Besucherinnen und Besucher vor Ort", erklärt Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Messe Essen.
Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette
Rund 30 Prozent der Besucher bestellten während der Messe. Über 60 Prozent planen, aufgrund der auf der IPM ESSEN erhaltenen Informationen im Nachgang Käufe zu tätigen. Auf der Liste der Einkäufer waren vor allem neue und innovative Pflanzenzüchtungen. Im Trend liegen derzeit klimaresiliente Gattungen, die sowohl Starkregen als auch Hitze vertragen – ein Aspekt, der sowohl in Privatgärten als auch in der urbanen Begrünung eine immer größere Rolle spielt. So waren die Rundgänge zu Klimabäumen und insektenfreundlichen Stauden sehr gut besucht.
Nachhaltigkeit war auch im Ausstellungsbereich Technik ein wiederkehrendes Stichwort. Das Innovationscenter Gartenbautechnik informierte zum Beispiel zu Torfersatz und der ressourcenschonenden Produktion. Zugenommen im Gartenbau haben zudem Automatisierungsprozesse, der Einsatz von künstlicher Intelligenz wird wichtiger. Auf der IPM ESSEN wurden beispielsweise ein Gießroboter und Lösungen zur automatisierten Unkrautbekämpfung vorgestellt. Die neue Sonderschau „Nutzfahrzeuge" zeigte Lösungen für den Einsatz im Gartenbau mit E-Antrieb.
Das IPM Discovery Center präsentierte, wie sich nachhaltige Lösungen wie etwa biologisch abbaubare Materialien für Verpackungen und Pflanztöpfe in den Handel integrieren lassen und Kunden in Zukunft mit Grün begeistert werden können. Nachhaltige Floristik stand außerdem im Fokus der FDF-World. Der Fachverband Deutscher Floristen – Bundesverband (FDF) gab Inspiration auf seinem Kreativ-Areal und zeigte, wie sich Trendthemen ins eigene Geschäft übertragen lassen. Der IPM Concept Store zeigte zahlreiche Produkte für die sinnvolle Sortimentsergänzung im grünen Einzelhandel.
IPM ESSEN 2024 war Schauplatz für grüne Branchen-Preise
Die IPM ESSEN war erneut die Bühne für zahlreiche Preisverleihungen, mit denen die Branche einmal im Jahr ihre Besten auszeichnet. Den Anfang machte am ersten Messetag das Neuheiten-Schaufenster des Zentralverbands Gartenbau für neu gezüchtete Pflanzen sowie neue Wild- und Wuchsformen. Die Gewinner: Catharanthus roseus ‘Soirée White’ der Firma MNP/Suntory (Kategorie Beet- und Balkonpflanze); Pericallis cruentus ‘ Mandala Plus Magic Purple’ der Firma Dümmen Orange (Frühjahrsblüher); Zygopetalum ‘Oxygen Optimistic’ (AK8) der Firma Alpha Orchids Breeding (Blühende Zimmerpflanzen); Aloe vera ‘Medivera’ der Firma Amigo Plant (Grüne Zimmerpflanze); Helleborus ‘ Frostkiss Vibey Velvet’ der Firma AllPlant (Stauden); Eutrema japonicum ‘Hana Utogi’ der Firma FitzGerald Nurseries (Balkonobst/-gemüse); Pyracantha coccinea ‘Orange Star’ der Firma Hoogeveen Plants (Gehölze); und Mangave ‘Mad about Mangave Praying Hands’ der Firma Cactusmania di Manera Bruno aus Ventimiglia in Italien (Sonderpreis). Der Publikumspreis ging außerdem an die ‘Eclipse Bigleaf’ Hydrangea von First Editions der Firma Bailey Nurseries International aus Minnesota.
Premiere feierte der Best Practice Award für praxisorientierte Produkte im Floristik-Fachhandel in Zusammenarbeit mit dem FDF. Über den Preis freute sich in der Kategorie Design und Trend die Firma LiveTrends Design Group Europe Ap mit dem Trend, „The Botanist". In der Kategorie Technik und Werkzeug in der floristischen Praxis gewann Newwen mit der Flowerbox. Der Saatgut-Adventskalender der Firma Baza Seeds Holland ging als Sieger in der Kategorie Accessoires und Geschenkartikel hervor, die Tonamphore „Olla S" von Wepot in der Kategorie Nachhaltigkeit. Gleich zwei Preise räumte der Blumentopf von Capi Europe ab, und zwar in den Kategorien Indoor-Deko und „Das Gefäß".
Mit dem Show Your Colours Award honorierten BIZZ Communications und die Messe Essen außerdem das beste Storytelling für eine Pflanze. Die Auszeichnung ging an die Gartenrose Plant’n’Relax von Roses Forever aus dem dänischen Faaborg. Die Kletterrose mit Gestell macht laut Jury genau das möglich, was ihr Name verspricht: pflanzen und entspannen.Die Besten der Besten in der Zierpflanzenproduktion prämierten die International Association of Horticultural Producers (AIPH) und FloraCulture International (FCI) mit dem International Grower of the Year Award. Den begehrten Preis mit nach Hause nehmen darf in diesem Jahr die britische Großhandelsgärtnerei Greenwood Plants.
Den Preisreigen beendete am letzten Tag der IPM Messe-Cup, mit dem der Landesverband Nordrhein-Westfalen im Fachverband Deutscher Floristen und der Landesverband Gartenbau Nordrhein-Westfalen die besten floralen Werkstücke auszeichneten. Siegerin im Kombinationswettbewerb wurde Lilli Kramer von Kramer Garten & Ambiente aus Buchholz.
Hohe Wiederbesuchsabsichten
Insgesamt bewerteten die Fachbesucher das Angebot der IPM ESSEN 2024 als sehr positiv. 87 Prozent vergaben die Noten eins bis drei. 91 Prozent würden einen Besuch weiterempfehlen, ebenfalls 91 Prozent wollen erneut die IPM ESSEN besuchen. Bei den ausstellenden Unternehmen lag der Anteil bei 87 Prozent. Die nächste IPM ESSEN findet vom 28. bis 31. Januar 2025 in der Messe Essen statt.
Und wie sieht die Zukunft aus?
Es waren wieder einmal richtig gute Tage in Essen. Viele Begegnungen und gute Gespräche ließen die Zeit wie im Flug vergehen. Es ist schön, Kollegen und Kolleginnen, live zu treffen, zu denen man sonst nur über Mail oder Telefon Kontakt hat. Viele sind über die Jahre auch zu Freunden geworden. Und die Kreativität unserer Branche mit Blumen und Pflanzen begeisterte wieder einmal. Und so liegt der verklärende Gedanke verführerisch nahe: Wir sind mit der IPM ESSEN wieder im Anschluss an die Vor-Corona-Zeiten. Doch nicht nur die Pandemie, auch viele andere Entwicklungen sorgen für große und schnelle Umbrüche. Das gilt auch für die Bedeutung von Fachmessen für die jeweiligen Branchen.
In Zeiten, in denen der Wind gerade für mittelständische Unternehmen stürmisch geworden ist, überlegen sich Inhaber und Mitarbeiter sehr viel genauer als früher, ob der Besuch einer Veranstaltung infrage kommt oder nicht. Wo Investitionen anstehen, fällt die Entscheidung positiv aus. Wo Investitionen nicht möglich sind, setzt man nicht mehr ohne Weiteres Zeit für schöne Ausflüge ein. Zumal die leistungsfähigen Lieferanten heutzutage mit ihrem Angebot und Außendienst in den Betrieben präsenter denn je sind. Das Direktmarketing ist professionell.
Und schließlich die Aussteller. Vor Jahren waren Messen Pflichtveranstaltungen schon deshalb, weil Nichtanwesenheit schnell zu unangenehmen Gerüchten führte: Geht es dem Unternehmen nicht gut? Kann es sich die Teilnahme nicht mehr leisten? Diese Zeiten sind vorbei. In Gesprächen mit Ausstellern wird deutlich, dass intensiv über das Messeengagement nachgedacht wird. Aufwand und Nutzen werden viel genauer als vor Jahren bilanziert. Selbst für finanzstarke große Unternehmen gibt es keine Selbstverständlichkeiten mehr.
Ist das nun ein Abgesang auf Fachmessen? Ganz bestimmt nicht! Ich oute mich gerne als großer IPM-Fan. Gerade deshalb ist aber Illusionen entgegenzutreten, erfolgreiche Veranstaltungen seien wie vor Jahren Selbstläufer, auch wenn natürlich schon immer großer Einsatz von einer Messe um ihre Aussteller nötig war.
Wo liegen Ansatzpunkte für eine Fortentwicklung der IPM ESSEN? Sie liegen zum einen darin, mit dem Pfund der Internationalität noch mehr zu wuchern. Dazu gehört eine größere Wertschätzung und Aufmerksamkeit des deutschen Gartenbaus für die Gäste. Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt kommen gern als Aussteller und Besucher zu uns. Ihre Beteiligung gilt es gerade von den ideellen Trägern auf Seiten der Verbände und Organisatoren noch stärker zu würdigen und wertzuschätzen. Viele Töne sind da immer noch erstaunlich national. Wer mit einer internationalen Messe nur für die nationalen Anliegen punkten will, greift zu kurz!
Ein weiterer Ansatzpunkt liegt in der weiteren Förderung von Gemeinschaftsständen. Sie helfen nicht nur Ausstellern aus anderen Ländern, in Essen präsent zu sein. Sie sind auch ein Steigbügel für kleinere Unternehmen, auf einer Fachausstellung präsent zu sein. Ein sehr schönes Beispiel sind hier die kleinen Gärtnerkabinen am großen Landgardstand.
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