Personal gewinnen, Preise gestalten
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A ntonia Lehner von der IHK Nürnberg widmete sich dem Thema „Fachkräftesicherung". Hintergrund sind die Schwierigkeiten vieler Einzelhandelsbetriebe in Bezug auf die Gewinnung von neuen Auszubildenden und Fachpersonal. Einen bedeutenden Anteil am Rückgang der zur Verfügung stehenden potenziellen Mitarbeiter habe der demographische Wandel, so Lehner.
Ein Merkmal des gesellschaftlichen Wandels sei es, dass aktuell mehr Renteneintritte als Schulabgänger verzeichnet werden. Aufgrund dessen würden bis 2035 rund 1,5 Millionen Arbeitskräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt fehlen. Sprach man früher von einem Arbeitgebermarkt, auf dem sich die Betriebe aus der Fülle an potenziellen Mitarbeitern ihre Wunschkandidaten herauspicken konnten, entwickelt sich der Arbeitsmarkt zunehmend zu einem Arbeitnehmermarkt.
Den Betrieben stehen verschiedene Anpassungsstrategien zur Verfügung wie Onlineanzeigen, Employer Branding oder das Veröffentlichen von Recruiting-Videos über die Sozialen Medien. Bei der Wahl der Werbeform sollte an erster Stelle stets die Frage stehen: Was sind die Werte und Bedürfnisse der Zielgruppe (Generation X: geboren 1966 bis 1980, Generation Y: geboren 1981 bis 1995 und Generation Z: geboren 1995 bis 2010)? Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung in Köln ( www.kofa.de ) stellt Informationsmaterial zum Download bereit.
Motivierte Mitarbeiter finden und binden
Christian Schopf, Betriebsinhaber des Grünen Zentrums Krottenbach, betonte die Bedeutung der Generation Z für die Ausrichtung der eigenen Recruiting-Strategie. Er bezeichnete sie als die Zukunft der gärtnerischen Betriebe. Für diese Generation seien Familie, Freundschaft, Anerkennung, Freiheit und Gerechtigkeit wichtig. Außerdem wünscht sich diese Altersgruppe eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit. Davon ausgehend stellte Schopf mögliche Maßnahmen vor, die aus seiner Sicht ein Muss für alle Betriebe sind, die Mitarbeiter finden und langfristig binden wollen. Dazu gehört das Stellen geeigneter Arbeitskleidung, persönliches Werkzeug, geregelte Arbeitszeiten, zuverlässige und pünktliche Lohnzahlungen, regelmäßige Mitarbeitergespräche und konstruktive Kritik ebenso wie Lob. Abschließend plädierte Christian Schopf an das Publikum: „Kümmern Sie sich um Ihre Mitarbeiter wie um Ihre Kunden!"
Bayerische Marktanalyse Beet- und Balkonpflanzen 2022
Verena Trost vom AELF Fürth-Uffenheim begann ihren Vortrag mit einem Blick auf die Marktentwicklung bei Blumen und Zierpflanzen aus dem ZVG-Jahresbericht. Hieraus wird ersichtlich, dass das Gesamtmarktvolumen im Jahr 2022 wieder auf dem Niveau von 2019 angelangt ist. Dies spiegelt sich in der bayerischen Marktanalyse für Beet- und Balkonpflanzen 2022 wider, an der sich 140 Gartenbaubetriebe beteiligten.
Nach den sehr erfolgreichen Vorjahren 2020/21 zeigte sich in der B&B-Saison 2022 ein Rückgang sowohl im mengenmäßigen Umsatz, der Kundenfrequenz als auch bei der Zufriedenheit mit der Preisdurchsetzung. Die Mehrzahl der bayerischen Gartenbaubetriebe war dennoch mit der Saison zufrieden, zumal aufgrund von Preiserhöhungen die monetären Umsätze auf dem Niveau von 2019 gehalten werden konnten.
Aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage wurden auch Informationen zur Preisentwicklung in den gärtnerischen Betrieben ermittelt. Dabei konnte eine Anhebung der Preise verschiedenster Kulturen beobachtet werden, so Trost. Insgesamt gaben die Gärtnereien eine Preiserhöhung von durchschnittlich +14,5 % bei Beet- und Balkonpflanzen und von +12,6 % bei Gemüsepflanzen und Kräutern an. Sowohl erhöhte Rohstoffkosten als auch die Erhebung der CO 2 -Steuer nahmen nach Angaben der Gärtnereien auf die gestiegenen Endverkaufspreise Einfluss. Die detaillierten Ergebnisse der Marktanalyse können nachgelesen werden unter www.aelf-fu.bayern.de/gartenbau/betriebsentwicklung/index.php.
Der Betriebsvergleich 4.0
Uta Hübner vom AELF Fürth-Uffenheim informierte über den Betriebsvergleich 4.0 des Zentrums für Betriebswirtschaft im Gartenbau Hannover ( www.zbg.uni-hannover.de/de/betriebsvergleich-gartenbau/betriebsvergleich ). Hiermit ließen sich Erfolgsfaktoren wie Rentabilität, Liquidität und Stabilität eines gärtnerischen Unternehmens zeitnah und einfach ablesen. Der Betriebsvergleich biete eine Beurteilung von Produktivität und Rentabilität über die letzten Jahre und im Vergleich zu anderen Unternehmen. Hiermit sei eine wichtige Grundlage für die betriebliche Optimierung, für Investitionsvorhaben und Kreditakquisition und auch für Betriebsübergabe verbunden.
Preisstrategien neu denken und mutig umsetzen
Klaus-Dieter Gruber vom Gartencenter Kiefl in München verglich die Schwierigkeiten im Rahmen der Preisfindung mit dem bekannten Spiel „Der Preis ist heiß". Der Grund dafür beruhe auf einem für viele Betriebe gewagten Spagat. Auf der einen Seite müssen die Gärtnereien die gestiegenen Kosten an ihre Kunden weitergeben. Auf der anderen Seite sollte der preisliche Wettbewerb mit der Konkurrenz im Auge behalten werden. Als Hilfestellung präsentierte Gruber zehn Tipps zur Umsetzung von Preisstrategien und untermauerte diese mit Beispielen aus dem Gartencenter Kiefl. Zu den wichtigsten Tipps gehören im Preis gestiegene Artikel wertig zu präsentieren und den Mehrwert zu kommunizieren, das Personal für Verkaufsgespräche zu schulen, Preiserhöhungen ebenso wie auch Preissenkungen an die Kunden weiterzugeben, Waren im Rahmen von Events zu verkaufen und auch bewusst günstige Preisangebote zu kommunizieren.
Floristik: Weniger Künstler sein und mehr Handwerker
Annette Schwarz von der Gärtnerei Schwarz in Schwabach präsentierte Vorschläge zur zukunftsorientierten Preiskalkulation in der Floristik. Im Vordergrund sollte vor allem eines stehen: dem Kunden gute Ware für faires Geld anzubieten. Wichtig sei das „Wertegefühl", denn adäquate Preise durchsetzen zu können sei eng verbunden mit dem eigenen Selbstwertgefühl. Die Gärtnerei Schwarz fährt verschiedene Strategien, beispielsweise dem Kunden im Gespräch möglichst viele Informationen über die Herkunft der Ware, aber auch Gründe für Preiserhöhungen zu vermitteln. Auch sei es wichtig, günstige Alternativen zu wertigen Werkstücken zu präsentieren. Eine Möglichkeit hierfür bieten Sträuße, die arbeitssparend in Serie gebunden werden. Annette Schwarz wies darauf hin, dass Schnittgrün häufig unterberechnet wird. Einen Ausweg bieten vorgefertigte Grünunterlagen oder gebündeltes Grün, das mit einer Preisauszeichnung versehen ist. Ihr persönliches Fazit war „Weniger Künstler sein – mehr Handwerker". Es gehe darum, sich selbst besser zu strukturieren und Arbeitszeiten und Arbeitsabläufe zu optimieren.
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