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Dr. Gisela Fischer-Klüver

Anspruch und Wirklichkeit

„Eigentlich hätte ich Sie vorher anleiten müssen", begann vor langer Zeit eine Fachführung durch ein Labor und wir, eine größere Besuchergruppe, befanden uns bereits in dem Bereich mit der Sicherheitsstufe 1 dieser wissenschaftlichen Einrichtung. In so einem Labor wird mit Gentechnik gearbeitet. Sicherheitsvorschriften sollen dafür sorgen, dass kein gentechnisch verändertes Material nach außen gelangt. „Eigentlich" steht für „es ist unbequem und es wird schon nichts passieren". Aber was, wenn doch? Keiner merkt doch, wenn eine so veränderte Pflanze auf dem Kompost landet, dort kurz vor Lebensende noch Blüten bildet und – wieder hat’s keiner gesehen – Saatgut hervorbringt, das vom Winde verweht wird. Die Schwachstelle ist meistens der Mensch und das oft meist sogar unbewusst.

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Die orangefarbenen Petunien, die jetzt Thema sind, dürfte es „eigentlich" gar nicht geben. Vermutlich hat keiner bewusst nachlässig oder illegal gehandelt. Vermutlich hat irgendein Züchter oder Pflanzenliebhaber irgendwo irgendwann eine orange blühende Petunie entdeckt, diese weiter verwendet, ohne Wissen um die Genetik. Vermutet wird, dass die orange- und lachsfarbenen Petunien in Gentechnikexperimenten Ende der 1980erJahre ihren Ursprung haben.

Das ehemalige Unternehmen S&G Seeds, damals Partner der Saatgutfirma Zaadunie, erwarb Lizenzrechte an der Technologie. 1995 präsentierte das Unternehmen Petunien mit leuchtend orangefarbenen Blüten, fertig für den kommerziellen Anbau. Ein weiterer Zaadunie-Partner bekam von den US-Behörden die Erlaubnis, testweise orangefarbene Petunien in Florida anzubauen. Doch angeblich kam diese Sorte nie auf den Markt. Vermutlich gab es irgendwo irgendwann eine Lücke.

Ein Mensch entdeckte eine lachsfarbene Petunie und verwendete sie unwissentlich darüber, dass diese aus Gentechnikexperimenten herrührt. Jeder darf schließlich mit jeder auf dem Markt angebotenen Sorte kreuzen. Ob eine Pflanze gentechnisch verändertes Genom enthält, ist ihr dabei ohne aufwändige Untersuchungen nicht anzusehen. Und, mal ehrlich, wer kommt schon darauf? Und immer wieder sind es die menschlichen Lücken im System. Wer weiß schon wirklich, wie viel Gentechnik wir unwissentlich um uns herum haben – und längst nicht nur bei Zierpflanzen?

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