Bis die Drohnen kommen
Ob im Kleinen oder im Großen: Logistik wird im Handel immer mehr zu einer Kernfrage. Wie sehr, das zeigte 2016 die sehr weitreichende Kooperation zwischen dem chinesischen Internet-Giganten Alibaba und dem Speditionsriesen Maersk. Bei den „Kleineren" in der grünen Branche ist das Lieferthema ebenfalls brandaktuell, denn das Einkaufsverhalten des Blumeneinzelhandels verändert sich dramatisch.
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Auf den Blumengroßmärkten wird darüber geklagt, dass viele Floristen nicht mehr wie bisher üblich durchschnittlich drei Mal wöchentlich frische Ware einkaufen, sondern nur noch zwei oder gar ein Mal. Das hat Gründe. Die Personaldecke im Blumeneinzelhandel wird immer dünner, die Zeit für die Chefs, denen in der Regel der Einkauf obliegt, somit knapper. Insbesondere in den Metropolen wurden zudem die Öffnungszeiten vieler Blumengeschäfte verlängert. Wer von 9 bis 20 Uhr geöffnet hat, der überlegt es sich schon, ob er frühmorgens um 4 Uhr zum Blumengroßmarkt fährt und so aus einen 11-Stunden-Tag einen 16-Stunden-Tag macht. Der Titel des Erinnerungsbuches des langjährigen FDF-Präsidenten Walter Goebels wird Realität: „Der Achtzigstundenjob".
Parallel dazu dünnt der Fahrverkauf aus. Fliegende Holländer sind ein Relikt aus vergangenen Tagen. Bequem vor der Tür einzukaufen – das war einmal, vor allem in abgelegenen ländlichen Regionen. Aus all den Gründen explodiert der von den Blumengroßmärkten angebotene Lieferservice. Schon im März etwa beim Blumengroßmarkt in Köln, rund 160 Prozent Plus zum Vorjahreszeitraum, drei Lieferfahrzeuge sind täglich unterwegs. Eine ähnliche Entwicklung wird aus Mannheim oder Düsseldorf gemeldet. Auf dem BGM Hamburg beliefert ein Einzelunternehmen wie Trioflor bis in den Norden von Schleswig-Holstein.
Im Ausbau solcher Lieferangebote liegt für die Blumengroßmärkte ein gutes Stück Zukunft. Wenn der Kunde nicht kommt, muss man zu ihm gehen. Diese Einsicht gilt nicht nur für den Einzelhandel. Die Blumengroßmärkte (und andere Anbieter) müssen beim Lieferservice initiativ werden, wenn sie ihre Kunden weiter erreichen wollen.
In Köln und Hamburg gibt es kleine privatwirtschaftlich geführte Dienstleistungsunternehmen, die für die Floristen Ware auf den Blumengroßmärkten abholen und auch Lieferaufträge der Floristen an deren Endkunden übernehmen. Man fragt sich, warum es solche Spezialunternehmen nicht auch andernorts gibt. Die Branchenbeteiligten sollten diesen in den Metropolen wachsenden Markt nicht den Kurierunternehmen überlassen, man kann so etwas auch branchenintern initiieren. Oder will man warten, bis die Drohnen von irgendeinem dieser Ami-Unternehmen sich den Job krallen?
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