Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

Was ist Ihnen die Pflanze wert?

Neulich in einer Gartenbaumschule. Auf der Suche nach einer schönen Wisteria, die letzte fiel leider den Wühlmäusen zum Opfer. Die Abteilung der Schling- und Kletterpflanzen war auch schnell gefunden, der Schock danach dauerte etwas länger. Überständige Exemplare aus dem letzten Jahr mit ausgeblichenen Etiketten und mehr Grün auf dem Topf als im Topf fielen mir entgegen und flüsterten: „Bitte nimm mich mit, ich will hier raus!“

Veröffentlicht am
Dieser Artikel ist in der erschienen.
PDF herunterladen
Was ist Ihnen die Pflanze wert?
Was ist Ihnen die Pflanze wert?privat
Artikel teilen:

Entsetzt wende ich mich ab und entdecke einen Verkaufstisch mit kleineren „Qualitäten“. Okay, dachte ich, die können ja auch bei mir wachsen. „Oh, die gab es im Frühjahr im Aldi. Nur in besser und sauber mit einer Tüte drum – und preiswerter“, höre ich von meiner Frau. Nee, dachte ich, die werden hier doch nicht die gleiche Ware anbieten wie die Sortimenter. War aber leider so: einjährige Veredlungen im 11-cm-Topf, kaum verwurzelt, 30 cm hoch, strohhalmdünn. Massenware für den Sofortverzehr.

Es ist schon schlimm genug, dass Produkte des Gartenbaus auf billigstem Niveau verramscht werden und der Wert einer Pflanze dadurch gegen Null strebt. Aber muss sich der sogenannte Fachhandel denn daran auch noch beteiligen? Reicht es denn nicht, wenn dies die Sortimenter tun und ihren Anteil immer weiter ausbauen?

Vor allem bei Saisonpflanzen ist zu beobachten, dass der Fachhandel nicht in der Lage oder nicht gewillt ist, sich durch eine andere Qualität deutlich von den übrigen Vermarktern abzugrenzen. Auffällig sind hier vor allem die in Franchisegruppen und Fachhandels-Kooperationen vereinigten Formate. Deren Zentraleinkauf ordert die Ware bei jenen Vermarktern und Handelsorganisationen, die auch die Sortimenter bedienen. Und spätestens hier wird alles eins. Unterschiede gibt es höchstens noch bei Etiketten und Verpackungen.

Dass es auch anders geht, erfuhr ich zum Beispiel auf dem Weg in den Urlaub in Norddeutschland. Ein kurzer Stopp führte in ein recht junges und beeindruckendes Gartencenter. In der Kalthalle: was für eine Auswahl! Und die Qualität! Alles war größer, vitaler und mit mehr Volumen versehen als sonst üblich.

Wer sich als Fachhandel vom Zentraleinkauf nur irgendwelche Ware auf den Hof stellen lässt oder den Ursprung der Ware nicht hinterfragt, der kann eigentlich auch gleich seinen Namen abgeben. Selbstständiger Unternehmer sein heißt, selbst ständig etwas zu unternehmen. Warenbeschaffung, Einkauf, Qualitätskontrolle und Abgrenzung zum Wettbewerb sind dabei wesentliche Bausteine. Wird darauf kein Wert gelegt, verliert auch das Produkt Pflanze an Wert und der Gartenbau wird zum Spielball einiger weniger Handelsgiganten.

Mehr zum Thema:
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren