Zeit für den Nachwuchs
Unlängst hatte ich Gelegenheit, mit durchweg motivierten Auszubildenden für den Gärtnerberuf über deren Situation zu diskutieren. Dabei trat schnell das Bild einer Zweiklassengesellschaft zutage.
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Offenbar am besten getroffen haben es die, die ihre Lehrjahre im öffentlichen Dienst absolvieren. Der öffentliche Arbeitgeber gehört einem anderen Tarifvertrag als der Gartenbau an und die Azubis bekommen allein schon deshalb eine deutlich höhere Ausbildungsvergütung. Schön für die, die es bekommen – verständlich der Neid derer, bei denen das nicht der Fall ist.
Eine Ausbildung im öffentlichen Dienst ist anscheinend mit weiteren Vorteilen bestückt. Während ein Azubi in der freien Wirtschaft meist abends oder an den Wochenenden sein Berichtsheft schreibt, erledigen die Azubis im öffentlichen Dienst dies während der Arbeitszeit. Häufig erhalten sie dazu noch eine fast fürsorglich zu nennende Betreuung beim Lernen. Azubis in der privaten Gärtnerei bekommen stattdessen nicht selten Überstunden, teils sogar unbezahlt.
Eine Mittelstellung nehmen die Top-Ausbildung-Gartenbau-Betriebe ein. Unter dem Qualitätssiegel TAG haben sich besonders engagierte Ausbildungsbetriebe im Produktionsgartenbau zusammengeschlossen und sich einer Reihe von Kriterien verpflichtet, von der Bereitstellung von Fachliteratur bis hin zu regelmäßigen Informationen zu den Betriebsabläufen und Fortbildungsmaßnahmen.
Wie mit der Zweiklassengesellschaft umgehen? Die Ausbildung ganz dem öffentlichen Dienst überlassen? Eine reizvolle Idee insofern, als die Azubis dort durch die Ausbildung geführt werden und das Handwerk nach Plan lernen. Auf der anderen Seite müssen sich die Azubis später in Privatbetrieben mit Monokulturen und Zeitdruck zurechtfinden können.
Wichtig für das spätere Berufsleben ist den Auszubildenden ein gutes Arbeitsklima, Kollegialität, Wertschätzung, abwechslungsreiche, aber gleichzeitig anspruchsvolle Arbeit mit einem modernen Arbeitsplatz. Das Geld muss zwar stimmen und zum Leben reichen, spielt aber längst nicht die Hauptrolle.
Die Lösung heißt, dem Berufsnachwuchs mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Wer dem Nachwuchs keine Lust auf den Gärtnerberuf machen kann, bekommt auch keine Arbeitskräfte, die Lust auf die Arbeit haben. Aber Lust auf und Spaß an der Arbeit sind für den Nachwuchs wichtige Kriterien bei der Berufswahl. Mehr Spaß und Führung bei der Gärtnerausbildung sind gefragt als wichtige Erfolgsfaktoren bei der Gewinnung qualifizierter Nachwuchskräfte.
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