Brauchen wir mehr Brüssel?
- Veröffentlicht am
Seit ein paar Jahren schon ist der Zentralverband Gartenbau in Brüssel präsent. Die Lobby-Arbeit dort soll noch intensiviert werden, war auf dem Gartenbautag in Berlin zu hören. Freilich: Auf mindestens 15 000 wird die Zahl der Lobbyisten geschätzt, die in Brüssel versuchen, im Interesse der hinter ihnen stehenden Firmen, Organisationen und Verbände Einfluss auf die EU-Politik zu nehmen. Man kann sich ausrechnen, wie viel, genauer gesagt: wie wenig da ein einzelner nationaler Verband direkt bewegen kann, der – Entschuldigung – im Vergleich auch kein ganz großer ist. Deshalb darf man bezweifeln, dass eine Brüsselvertretung den Gärtnern hier wirklich sehr viel bringt.
Dabei gibt es ein für die Interessen der Gärtner vielversprechendes Feld, das noch wenig bestellt ist: Die Zusammenarbeit der Verbände auf europäischer Ebene. Auch in Deutschland stellt sich die Situation hier nach wie vor erstaunlich national dar. Sicherlich gibt es hinter den Kulissen Gespräche. Nach außen und in die Branche hinein ist von Europa allerdings herzlich wenig zu hören. Dass beim Gartenbautag in diesem Jahr der Präsident des dänischen Verbands als Zaungast dabei war, ist ein kleines, aber bei Weitem nicht ausreichendes Signal.
Dabei ist die Realität schon viel weiter. Längst ist der Gartenbau, längst sind viele Verbandsmitglieder international orientiert. Viele gute und freundschaftliche Kontakte gibt es in der Züchterszene, bei den Gartencentern, in der Zulieferindustrie oder auch bei den Junggärtnern, man denke an deren internationalen Berufswettbewerb. Woran liegt‘s, dass sich dies auf Ebene unseres Bundesverbands noch so wenig findet?
Ein wesentlicher Grund mag sein, dass es lange geübte Verbands-praxis war und ist, der Politik die (vermeintlich) besseren Rahmenbedingungen der Gärtner in anderen EU-Staaten vorzuhalten und über die Benachteiligung der Gärtner hierzulande zu klagen. Wer sich gegenüber Kollegen anderer Staaten immer wieder benachteiligt fühlt, entwickelt aus nachvollziehbaren Gründen nicht intensive freundschaftliche Gefühle.
Es ist zu wünschen, dass der Verband in Sachen Zusammenarbeit deutliche Schritte nach vorn geht und die Verbundenheit mit den Gärtnern der Nachbarstaaten auch bei den wichtigen Veranstaltungen, sei es der Gartenbautag, seien es Messeeröffnungen, auch offen zeigt und pflegt. Mittelfristig lassen sich dann auch ganz neue Wege finden, Anliegen gemeinsam in Brüssel vorzubringen – im Interesse der Gärtner hier und anderswo.
Barrierefreiheit Menü
Hier können Sie Ihre Einstellungen anpassen:
Schriftgröße
Kontrast
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.