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Lieferanten aus China und Indien

Keine Produktion von diffusem Glas mehr in Europa

Die Produktion von diffusem Gartenbauglas in Europa ist zum Stillstand gekommen, berichtet das niederländische Gartenbauportal HortiDaily. Der große deutsche Hersteller GMB-Interfloat habe sein Werk geschlossen. AGC, ein weiterer europäischer Anbieter, habe ebenfalls die Lieferung von diffusem Glas eingestellt.

von Groentennieuws/HortiDaily erschienen am 08.04.2025
Glas für Gewächshauseindeckungen kommt zunehmend aus China und Indien. © Christoph Killgus
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Dies sei typisch für einen Industriezweig, der durch die Krise auf dem Solarmarkt, die hohen Energiepreise und den Niedrigpreiswettbewerb unter Druck stehe. Infolgedessen scheine der Gewächshaussektor von Lieferungen aus China abhängig zu sein. Mit Indien sei ein recht neuer weiterer Akteur auf dem Markt.

Das Verschwinden der Produktion von diffusem Glas für den Gartenbau habe viel mit der schwächelnden deutschen Wirtschaft und dem Zusammenbruch des Solarmarktes zu tun. Die Glasproduktion sei sehr energieaufwändig und daher in Europa kaum wettbewerbsfähig. Außerdem sei der Markt für den Gartenbau im Vergleich zum Glasmarkt insgesamt relativ klein.

Seit der Solarmarkt zusammengebrochen ist, gebe es viel mehr Wettbewerb. Glashersteller in Europa überprüfen ihre Produktion und chinesische Hersteller, die sich zunächst auf Glas für Solarpaneelen konzentrierten, zielen nun auf den Gartenbau ab. Die Exportsubventionen und die niedrigeren Energiepreise in China machen das Produkt von dort billiger. Neue Initiativen, beispielsweise von der britischen NSG Group, die mit der Pilkington Botanical-Reihe auch energiesparendes Glas anbietet und sich auf selbstreinigendes Glas spezialisiert hat, hätten es teilweise deshalb schwer, Fuß zu fassen.

Die ukrainische Regierung habe kürzlich angekündigt, dass in der Region Kiew bis 2028 ein neues Produktionszentrum für Floatglas gebaut werden soll. Ob dieses NovaSklo-Projekt auch Gartenbauglas produzieren werde, sei noch nicht bekannt.

Die Verwendung von Glas aus China im Gartenbau nehme seit Jahren zu. „Der Gartenbaumarkt ist ein Volumenmarkt, der sehr preisgetrieben ist“, sagt Luciën Knetemann von Glasimport Greenhouses. Das Unternehmen liefert ausschließlich Vetrasol-Glas, die Marke, die bis Ende letzten Jahres in der deutschen Fabrik GMB-Interfloat produziert wurde. Dort würden Gläser jetzt nur noch gehärtet und beschichtet für Aufträge, die bereits vorhanden waren und für neue Aufträge mit anderen Basisgläsern. Die Vorproduktion für Gartenbauglas dagegen sei 2024 abgeschlossen worden.

Diese Nachricht kurz vor Weihnachten sei ein kleiner Schock gewesen. Glasimport könne Vetrasol nun aber über Borosil Renewables, die Muttergesellschaft von GMB-Interfloat, weiterhin liefern. Das Vetrasol-Glas, das Glasimport Greenhouse bis Ende letzten Jahres aus Deutschland bezog, komme nun von diesem indischen Unternehmen nach Europa. Lucien Knetemann kennt das Unternehmen schon länger, noch bevor sein Unternehmen 2013 mit dem Verkauf von deutschem Vetrasol-Glas begann. „Damals haben wir auf Exklusivität mit dem deutschen Hersteller gesetzt. Jetzt liefern wir auch exklusives Glas, aber aus Indien. Hätten wir einen völlig neuen Partner für die Produktion unseres Glases finden müssen, hätten wir das nie so schnell geschafft.“ In der Fabrik in Indien wird auch die Technologie, wie man sie aus Deutschland kennt, nachgezogen. „So können wir bald alle unsere Produkte aus Indien liefern.“

Die Produktion in China oder Indien bedeutet längere Lieferzeiten und Abhängigkeit von der dortigen Produktion. Für Neubauprojekte lässt sich dies einplanen. Bei Glasbedarf nach Sturm oder Hagel können die längeren Lieferzeiten künftig zur Herausforderung werden. Ratsam ist daher, einen gewissen Glasvorrat zu halten, um im Falle einer Katastrophe schnell mit der Reparatur beginnen zu können. Für Sturmschäden legen aber auch Lieferanten wie Glasimport Greenhouses einen Vorrat an.

Die Lieferzeiten aus Indien seien länger als aus Deutschland, aber kürzer als aus China, so Lucien Knetemann. „Außerdem war es selbst bei europäischen Herstellern manchmal schwierig, bei Unwetterschäden schnell umzuschalten, weil die Fabriken zum Beispiel für den Solarmarkt voll ausgelastet waren.“

Die derzeitigen Produktionsprobleme in der europäischen Glasindustrie seien konjunkturell bedingt. „Wir hoffen, dass die deutsche Vetrasol-Produktion mit der Zeit wieder anzieht“, meint Knetemann. „Das Ergebnis der deutschen Wahlen scheint jedenfalls nicht schlecht für die deutsche Industrie ausgefallen zu sein“, signalisiert er hoffnungsvoll. „Wer weiß, vielleicht können wir bald Vetrasol-Glas aus zwei Produktionsstätten liefern. Dann werden wir gestärkt aus dieser eher unerfreulichen Situation hervorgehen. Glas für die USA könnte dann zum Beispiel aus Indien kommen und Glas für Europa wieder aus Deutschland.“

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