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Projekt ToSBa

Eine Reise zu fünf Ammerländer Betrieben

Mitte 2020 haben sich im Projekt ToSBa (Torfreduzierte Substrate in Baumschulen) fünf Betriebe im Ammerland und fünf im Pinneberger Baumschulgebiet auf den Weg der Torfreduktion begeben. Im Folgenden nun Erfahrungen aus drei Kulturjahren des Projekts ToSBa in den fünf Demonstrationsbetrieben des Baumschulgebiets Ammerland.

von Pia Bunger, Regionalkoordinatorin ToSBa (Region Ammerland), Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau, Bad Zwischenahn erschienen am 31.07.2024
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Die fünf Baumschulen wurden über die gesamten vier Jahre Projektlaufzeit von der Regionalkoordinatorin Pia Bunger begleitet. Sie war mindestens einmal pro Monat in den Baumschulen, nahm Substratproben und hielt Rücksprache mit den Produktionsleitern und dem Substrathersteller. Das Ziel war, 2023 in ausgewählten Kulturen nur noch 50 Vol.% Torf im Substrat zu behalten.

Betrieb Jens Meyer Jungpflanzen in Apen

Der Jungpflanzenbetrieb Jens Meyer hat den Torfanteil aller Substrate im Lauf des ToSBa-Projekts auf maximal 40 Vol.% Torf reduziert. Jens Meyer nutzt auch schon ganz torffreie Substrate. „Unser torfloses Vermehrungssubstrat zeigt beste Anwachsraten“, berichtete er auf der Abschlussveranstaltung des Projekts ToSBa am 13. Juni 2024 in der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Bad Zwischenahn. Auch nach dem ToSBa-Projekt setzt Jens Meyer auf regelmäßige Substratanalysen durch den Baumschul-Beratungsring Weser-Ems. Zudem wurde die Düngeanlage im Betrieb auf die neuen Anforderungen umgestellt und erweitert. So kann gezielter auf einzelne Nährstoffgaben in den stark torfreduzierten Substraten eingegangen werden. „Es muss nicht immer ein Nachteil sein, Torf in den Substraten zu reduzieren. Aber wir sehen auch, dass die Substratpreise dadurch steigen und wir die Mehrkosten nicht auf die Pflanzenpreise umsetzen können. Das wird zukünftig eine Herausforderung sein“, so Jens Meyer.

Baumschule Roßkamp in Wiefelstede

Ein 100 Vol.%-Torfsubstrat ist nicht optimal, das war bereits der vorherigen Generation in der Baumschule Roßkamp klar. Die alten Standardsubstrate der Baumschule Roßkamp waren deshalb schon viele Jahre zu etwa 20 Vol.% torfreduziert. In der Baumschule Roßkamp wurden über drei Kulturjahre unter anderem Thuja occidentalis und Ilex crenata in zwei Substrattypen im Vergleich zum Standardsubstrat auf einem Gießwagen kultiviert. Über alle drei Kulturjahre war die Qualität der Pflanzen in den ToSBa-Substraten mit nur noch 50 Vol.% Torf ähnlich wie bei den Pflanzen im Standardsubstrat. Ein Unterschied dabei war, dass das selbst gemischte Standardsubstrat deutlich günstiger ist als das zugekaufte stärker torfreduzierte Substrat.

Bei Prunus lusitanica ‘Angustifolia’ gab es im Jahr 2021 Probleme durch erhöhte pH-Werte, Salzgehalte und Kaliumgehalte im neuen, stärker torfreduzierten Substrat mit Kompostanteil. Der Kompostanteil wurde danach durch Rindenhumus ersetzt. Dadurch konnten in den Jahren 2022 und 2023 gleichwertige Pflanzen im Vergleich zum Standardsubstrat produziert werden. Aus dieser Erfahrung empfiehlt sich eine Analyse der angelieferten Ausgangssubstrate, um im Zweifel bei unpassenden Nährstoffgehalten und pH-Werten die Kultur gar nicht erst zu topfen.

Eine Herausforderung der Zukunft war die Substratsackung. Je nach Kultur und Substratzusammensetzungen gab es leider starke Sackungen im Container. Dies erforderte einen zeit- und kostenintensiven Arbeitsschritt im Versand, um die Container wieder zu füllen, berichteten Sven Lehrke und Gitta Roßkamp.

Containerbaumschule Harry Warnken in Friesoythe

Die Baumschule hat ihren Torfanteil testweise von 100 Vol.% Torf im Jahr 2020 auf 0 Vol.% Torf in 2023 reduziert. Im ersten ToSBa-Kulturjahr 2021 wurden 30 Vol.% Holzfaser eingemischt, wodurch in dem nassen Jahr die Drainage deutlich verbessert wurde. 2022 wurde aufgrund guter Ergebnisse im Vorjahr dann ein Substrat mit nur noch 50 Vol.% Torf, Holzfaser und Kompost verwendet. 2023 wurde dann ein kokosbasiertes torffreies Substrat erfolgreich eingesetzt. Getestete Kulturen waren Blütengehölze wie Ribes sanguineum oder Forsythia × intermedia sowie Rhododendron-Hybriden. „Als Herausforderung der Zukunft sehen wir die erhöhten Substratpreise. Aber wir haben gesehen, dass die torfreduzierte Produktion funktionieren kann und machen weiter“, so Max Warnken.

Baumschule Hülsmann in Edewecht

Wenige Minuten weiter befindet sich die Baumschule Hülsmann. Die Baumschule Hülsmann hatte 2020 ein Torfsubstrat als Standard für alle Kulturen. Mittlerweile ist die gesamte Produktion auf höchstens 50 Vol.% Torf umgestellt. Zudem wurden mehrere torffreie Substrate getestet. Aufgrund der Sackung im holzfaserhaltigen Substrat wurde der Holzfaseranteil reduziert und durch andere Ausgangsstoffe ersetzt.

John Hülsmann empfand den Austausch zum Torfersatz im Projekt ToSBa als sehr hilfreich: „Es entstand ein gewisser Zugzwang durch das Projekt, sich mit der Torfreduktion intensiv zu beschäftigen.“

Die Baumschule Hinrichs Pflanzen in Scheps

Die Baumschule Hinrichs Pflanzen hatte ihr Standardsubstrat bereits 2020 zu 35 Vol.% torfreduziert. 2022 enthält das neue Standardsubstrat nur noch 50 Vol.% Torf, sowie Holzfaser, Rindenhumus und Kompost. Ab 2023 wurde auch ein torffreies kokosbasiertes Substrat in der Baumschule eingesetzt, welches 2024 aufgrund der guten Ergebnisse in den Mengen deutlich hochskaliert wurde.

Die Qualitäten im Jahr 2023 in dem hochwertigen torffreien Substrat waren sehr gut, trotz stark abgefallener pH-Werte. Das torffreie kokosbasierte Substrat ist kaum gepuffert, daher sind die pH-Werte im Laufe der Kulturzeit auf kritische Bereiche abgefallen. Ob da in anderen Kulturjahren Probleme auftreten können, muss noch weiter beobachtet werden. Hierzu sollen auch zukünftig Versuche in der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) gemacht werden. „Als Herausforderung der Zukunft sehen wir die Betriebswirtschaftlichkeit“, so Jan Hinrichs, ,,aufgrund der deutlich höheren Substratkosten bei der torffreien Produktion.“

Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Bad Zwischenahn

„Wichtig ist eine gute, regelmäßige Betreuung der Kulturen in neuen torfreduzierten Substraten. Durch regelmäßige Substratanalysen kann das Kulturrisiko reduziert werden und frühzeitig bei Problemen eingegriffen werden“, resümiert die Regionalkoordinatorin Pia Bunger. Gerade bei wurzelnackt getopften Gehölzen sollten die Ausgangssubstrate beprobt werden. Bei Einmischung von Komposten kann es schnell zu hohen Salz- sowie Phosphor- und Kaliumgehalten kommen. Die pH-Werte in den neuen torfreduzierten und torffreien Substraten kommen häufiger in kritische Bereiche.

Das Erfahrungswissen zu den pH-Werten muss bei den neuen Substraten überprüft werden. Die meisten Substratausgangsstoffe haben deutlich weniger Puffervermögen als Torf. Wichtig ist, für seine eigenen Betriebsbedingungen und Kulturen das passende Substrat zu finden, da gibt es keine Standardlösung.

Ein großes Dankeschön geht an die fünf ToSBa-Demonstrationsbetriebe, die sich mutig und offen als Leuchtturmbetriebe für Torfersatz stark gemacht haben!

Das Projekt ToSBa Abschlussveranstaltung am 13. Juni 2024

Am 13. Juni 2024 fand nach knapp vier Jahren Projektlaufzeit die Abschlussveranstaltung des Modell- und Demonstrationsvorhabens zur Praxiseinführung torfreduzierter Substrate in Baumschulen statt, in der Branche besser bekannt als ToSBa-Projekt. Zehn Baumschulen aus dem Ammerland und im Pinneberger Baumschulgebiet wurden knapp vier Jahre und drei ganze Kulturjahre dabei begleitet, den Torfanteil ihrer Substrate in ausgewählten Baumschulkulturen zu reduzieren.

Bereits vor Beginn der offiziellen Abschlussveranstaltung in der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Bad Zwischenahn trafen sich knapp 50 Teilnehmende zur ToSBa-Betriebsbesichtigung in der Baumschule Roßkamp in Wiefelstede. Die Regionalkoordinatorin für das Ammerland, Pia Bunger, begrüßte alle Teilnehmenden zur letzten ToSBa-Betriebsbesichtigung im Ammerland: „Das erste interne ToSBa-Treffen für das Ammerland fand 2021 in der Baumschule Roßkamp noch unter Corona-Beschränkungen statt und heute findet hier die letzte Betriebsbesichtigung statt.“ Sven Lehrke und Gitta Roßkamp führten die Gruppe durch ihren Betriebsteil Vör de Fladdern in Wiefelstede und berichteten über den Weg der Torfreduktion.

Das optionale Vorprogramm zur Abschlussveranstaltung bot zudem eine Führung durch die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Bad Zwischenahn. Der Versuchsleiter für den Bereich Baumschule, Heinrich Beltz, und sein Team stellten eine Vielzahl der aktuell laufenden Versuche vor. Viele davon beschäftigen sich mit den Herausforderungen rund um den Torfersatz. Versuchsthemen sind beispielsweise die organische Düngung und Düngertestungen, der Einsatz von Gärresten in Baumschulsubstraten vom Projekt ToPGa und Versuche zum Einsatz von Sensortechnik vom Projekt PPP. Ein neues Thema ist auch die pH-Wert Dynamik in stark torfreduzierten Substraten und das Einmischen sowie die Wirksamkeit von Kalken bei gering gepufferten Substraten.

Dr. Inga Binner unternahm einen Ausblick. Ein Torfersatz in Baumschulen bis zu 50 Vol.% ist gut möglich, wenn das Substrat passend zum Betrieb und zu den Kulturen gewählt wird und die Kulturführung leicht angepasst wird. Auch höhere Torfersatzraten können möglich sein. Dann sind aber stärkere Anpassungen bei der Kulturführung nötig und die Kultursicherheit sinkt.

Torfersatz führt meist zu höheren Substratkosten. Es empfiehlt sich eine enge Begleitung bei der Torfreduktion, ein direkter Kontakt mit dem Berufsstand und der Beratung. Trotzdem bleiben Problemfelder: die höheren Kosten, die Verfügbarkeit der hochwertigen Torfersatzstoffe, das höhere Kulturrisiko, die Handhabung beim Endkunden und eine Wettbewerbsverzerrung.

ToSBa 2 Das Anschlussprojekt kommt

Dr. Inga Binner kündigte bei der Abschlussveranstaltung in Bad Zwischenahn ein bald kommendes Anschlussprojekt, kurz ToSBa 2, an: Das „Modell- und Demonstrationsvorhaben zur Praxiseinführung weitestgehend torfreduzierter und torffreier Substrate in Baumschulen 2“. ToSBa 2 werde über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) starten.

In vier Modellregionen (Ammerland, Pinneberg, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg) sollen jeweils drei bis fünf Demonstrationsbetriebe bei der Einführung stark torfreduzierter und torffreier Substrate begleitet werden. Zudem soll im Teilprojekt der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf die betriebswirtschaftliche Begleitung der Baumschulen stattfinden.

Interessierte Baumschulen können sich an Pia Bunger (E-Mail pia.bunger@lwk-niedersachsen.de) oder an die zuständigen Institutionen wenden.

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