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Domaine national de Chambord

Barockgärten und Gemüse in Permakultur

Chambord wurde im 16. Jahrhundert unter Franz I. erbaut und gilt als eines der spektakulärsten Bauwerke der Renaissance, beeinflusst von Leonardo da Vinci. Das wohl berühmteste Schloss im Loire-Tal diente als Jagdschloss und Symbol königlicher Macht und Innovation. Die Gärten dort wurden erst in den letzten Jahren zu dem, was sie den Besuchern heute bieten.

von Christoph Killgus erschienen am 27.12.2024
Blick über die barocke Rasen-Ornamentik zur Nordfassade von Chambord. © Christoph Killgus
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François I. gilt als der erste Renaissancekönig Frankreichs, der viele Schlösser in diesem Stil errichten ließ. Durch Kriege in Italien lernte er die Bauwerke dort und war davon so fasziniert, dass er Leonardo da Vinci an seinen Hof holte. Dessen Einfluss auf die Architektur von Chambord ist unbestritten, wenn auch nicht im Letzten klar. Der Meister starb im Jahr 1519, vier Monate vor dem ersten Spatenstich für die Schlossanlage. Er gab sicherlich Impulse für die Architektur die Anlage, ohne Hauptverantwortlicher für den Bau gewesen zu sein.

Zum Anwesen von Chambord gehört eine riesige Naturfläche mit viel Wald. Die Flächengröße entspricht ungefähr der von Paris – früher wurde die weitläufige Umgebung insbesondere für die Jagd geschätzt.

Das Anwesen unmittelbar um das Schloss herum umfasst einen großen Park mit französischen Gärten, einem Permakultur-Gemüsegarten und zahlreiche Spazier- und Radwegen.

Die formalen Gärten spiegeln die Ideale der Renaissance wider: Symmetrie, Ordnung und die Verbindung von Architektur und Natur. Die Permakulturflächen wiederum zeigen moderne, nachhaltige Gartenbauansätze im historischen Kontext.

Neu entdeckter Gemüsegarten

Die heutige Anlage des Gemüsegartens blickt auf eine lange Geschichte zurück: Ursprünglich wurde er im 18. Jahrhundert unter Marschall de Saxe im Auftrag von Ludwig XV. angelegt, um die Soldaten der königlichen Stallungen zu versorgen. Diese Ställe wiederum gehen noch auf Ludwig XIV. zurück, der Chambord einst zu einer königlichen Residenz machen wollte, sich aber schließlich für Versailles entschied. Der Gemüsegarten erfüllte damals eine klare Versorgungsfunktion, wobei die Soldaten allerdings nur rund zehn Jahre vor Ort stationiert waren.

Im Jahr 2019 wurde der Gemüsegarten mit neuer Zielsetzung wiederbelebt: Der damalige Schlossherr wollte für die Besucherinnen und Besucher eine Verbindung zum historischen und zeitgenössischen Gemüseanbau schaffen. Seither wird der Garten nach Prinzipien der Permakultur bewirtschaftet, wobei Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit und regionale Produktion im Vordergrund stehen.

Zu Beginn vor wenigen Jahren wurde die Anbaufläche quadratisch mit 15 mal 15 Metern angelegt – eine historische Referenz –, doch bald zeigte sich, dass die Bewirtschaftung per Hand zu arbeitsintensiv war. Heute messen die Anbaueinheiten im Garten daher 30 mal 15 Meter.

Die Bepflanzung wird je nach Pflegeaufwand der Pflanzenarten vorgenommen, um Wege und Arbeitsabläufe zu optimieren: Gemüse mit häufigerem Pflegebedarf steht auf den eingangsnahen Beeten. Die Gesamtfläche betrug zu Beginn 5,5 Hektar, mittlerweile wird noch rund die Hälfte davon genutzt. Neben verschiedenen Gemüsesorten, die teils an die regionale Gastronomie verkauft werden, wachsen hier auch Obstbäume in Mischkultur sowie zahlreiche Blumen. Urpsprünglich konnten auch Besucher in Chambord Gemüsekörbe kaufen. Der Verkauf hat sich allerdings nicht wirklich gelohnt und wurde deshalb eingestellt.

Für die Bewirtschaftung des Gemüsegartens sorgt eine Person, die zeitweise von weiteren Mitarbeitenden unterstützt wird. Ein modernes Gewächshaus, das ursprünglich in Sichtachse zum Schloss stand, wurde umplatziert, um das historische Ambiente nicht zu stören.

Formale Gärten um das Schloss herum

Die Gartenanlage ist Teil einer erhöhten Parkanlage aus dem 17. Jahrhundert, die auf Mauern ruht, sich harmonisch in die umgebende Landschaft einfügt und dem Besucher weite Ausblicke in die Natur ermöglicht.

Insgesamt gliedern sich Schloss und Park in vier Quadrate: den Duftgarten, einen kleinen geometrisch gestalteten Wald, der 2016/17 nach eingehender historischer Recherche angelegt wurde, sowie einen künstlerisch interpretierten französischen Garten, der die Natur im Stil des 18. Jahrhunderts formalisiert und zähmt. Das vierte Quadrat wird von der Schlossanlage gebildet. Der gestaltete Wald war in der Planungsphase Anlass intensiver Diskussionen, da er historisch nicht exakt dem Ursprungszustand entsprach, aber als Ausdruck barocker Gartenkunst verstanden werden kann.

Die pädagogische Begleitung und Vermittlung für die Gartenanlagen übernimmt unter anderem die Naturpädagogin Armonie Laubert gemeinsam mit den Teams für das Kulturerbe der Domaine. Dank ihrer Arbeit sind entlang des Spazierwegs informative Schilder entstanden, die den Besuch für Gäste jeden Alters bereichern.

Für die Pflege der drei Schlossgärten sind drei festangestellte Mitarbeitende sowie fünf Saisonkräfte verantwortlich.

Die weitläufigen Parkanlagen um Chambord laden zu Spaziergängen ein.
Die weitläufigen Parkanlagen um Chambord laden zu Spaziergängen ein. © Christoph Killgus
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