Auf die wesentlichen Aufgaben konzentrieren
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DEGA GARTENBAU: Elke, was waren für dich persönlich die Highlights deines Berufslebens?
Dr. Elke Ueber: Meine persönlichen Highlights waren die praxisbezogenen, abwechslungsreichen Tätigkeiten mit immer neuen Herausforderungen sowie die tollen Kontakte zu Kollegen anderer Versuchseinrichtungen und zu vielen weiteren im Gartenbau tätigen Menschen. Das waren viele Gärtner, Berater, aber auch Verbandsmitarbeiter, Firmen-, Behörden- und Pressevertreter – sowohl national als auch international.
DEGA GARTENBAU: Wie hat sich aus deiner Sicht die Zierpflanzenbaubranche innerhalb der letzten 20 Jahre verändert?
Dr. Elke Ueber: Für mich ist der starke Rückgang an Betrieben besonders auffällig, auch der Jungpflanzenbetriebe. Es gibt mittlerweile eine starke Konzentrierung auf bestimmte Anbauregionen mit dem dortigen Ausbau und der Zunahme des Freilandanbaus. Die Technisierung/Automatisierung im Gartenbau hat stark zugenommen und ersetzt zunehmend die Menschen.
DEGA GARTENBAU: Was wurde besser? Was schlechter?
Dr. Elke Ueber: Da könnte ich jetzt natürlich weit ausholen. Aber beeindruckend finde ich beispielsweise die Sortimentserweiterung in allen Bereichen. Es gibt mittlerweile ein riesiges, vielfältiges Pflanzenangebot. Belastend sind natürlich der starke Preisdruck, die gefühlt eher steigenden bürokratischen Hürden sowie die fehlende Planungssicherheit – man denke allein an die Energiesituation der letzten Jahre. Ein großes Problem ist auch der Arbeitskräftemangel und der Rückgang der Betriebe, insbesondere durch fehlende Nachfolge.
DEGA GARTENBAU: Wie siehst du die Zukunftsaussichten für den Zierpflanzenbau? Wie wird es weitergehen?
Dr. Elke Ueber: Die Zeiten werden nicht einfacher werden und die Betriebsleiter müssen zunehmend bürokratische Hürden nehmen. Die Herausforderungen, insbesondere im Bereich Wasser- und Pflanzenschutz, bei der Arbeitskräftebeschaffung, sowie die politischen und gesellschaftlichen Anforderungen werden weiter zunehmen. Ich nenne hier nur Stichworte wie Torfersatz, CO 2 -Abgabe, Energieverfügbarkeit, Umweltauflagen et cetera. Insbesondere für kleine Betriebe, in denen sich der Betriebsinhaber um alles Mögliche selbst kümmern muss, wird dieses Umfeld immer schwieriger. Das Produzieren, also das eigentliche Gärtnern, gerät zunehmend in den Hintergrund. Dennoch gibt es viele Betriebe, die diese Aufgaben hervorragend meistern und auch zukünftig Bestand haben werden. Es gilt, flexibel zu bleiben.
DEGA GARTENBAU: Was wünschst du der Branche?
Dr. Elke Ueber: Ich wünsche der Branche alles Gute. Notwendig dafür sind unter anderem ein Bürokratieabbau, mehr Vorhersehbarkeit und damit Planungssicherheit, eine bessere Wertschätzung unserer Produkte, ausreichend Nachwuchskräfte und weiterhin eine gute, unabhängige Beratung sowie eine enge Zusammenarbeit mit den Versuchseinrichtungen.
DEGA GARTENBAU: Wie siehst du die Zukunft der Lehr- und Versuchsanstalten (LVGs)? Wie wirkt sich der Strukturwandel auf die LVGs aus?
Dr. Elke Ueber: In Zeiten, in denen es immer weniger Betriebe gibt, müssen sich auch die Versuchseinrichtungen zunehmend auf die wesentlichen Aufgaben konzentrieren. Aktuelle Fragestellungen müssen noch stärker in den Fokus genommen werden. Ich sehe beispielsweise einen hohen Versuchs- und Forschungsbedarf zu den Themen Wasserschutz und Ressourcenschonung. Auch das Thema Pflanzenschutz in Zeiten abnehmender Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln sowie der Bereich Nachhaltigkeit erfordern Versuchsarbeiten. Neben diesen allgemeinen Fragestellungen werden die Anforderungen an die LVGs auch immer spezieller, zum Teil werden mehr spezifische, einzelbetriebliche Fragen zu bearbeiten sein. Der Druck, Gelder einzuwerben, wird höher werden. Damit steigt leider auch die Gefahr, Unabhängigkeit zu verlieren. In den nächsten Jahren werden viele meiner Kollegen aus der Babyboomergeneration in den Ruhestand gehen. Aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen wird es schwieriger werden, Hochschulabsolventen mit praktischem gärtnerischem Hintergrund als Nachwuchskräfte zu gewinnen.
DEGA GARTENBAU: Was wirst du nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben am meisten vermissen? Wie wirst du die Zeit künftig nutzen?
Dr. Elke Ueber: Vermissen werde ich sicher die vielen schönen beruflichen, aber auch zwischenmenschlichen Kontakte. Ich freue mich darauf, meine Zeit selbst und frei gestalten zu können. Ich werde mich meinen Hobbys, unter anderem der Naturfotografie, stärker widmen sowie mich auch mehr um Haus und Garten kümmern. Auch der Müßiggang soll nicht zu kurz kommen, so möchte ich wieder mehr lesen. Und wenn dann noch Zeit übrig bleibt, sehen wir mal weiter …
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