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Gabriele Harring, Bundesverband Zierpflanzen

„Die Äußerungen sind unseriös"

Nach den Ergebnissen seines Zierpflanzentests folgert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): Die Belastung von Zierpflanzen mit Pflanzenschutzmitteln ist viel zu hoch. Und noch drastischer: Als bienenfreundlich verkaufte Pflanzen seien hoch gefährlich für die Bienen. Was ist dran an den Vorwürfen?

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DEGA GARTENBAU: Welche sachlichen Rückmeldungen haben Sie bislang aus der Branche zu dieser Pressemeldung bekommen?

Gabriele Harring: Die Branche ärgert sich über Pauschalverurteilungen. Die Branche unternimmt sehr große Bemühungen, den Pflanzenschutz immer weiter zu optimieren und erwartet eine wissenschaftlich fundierte Berichterstattung und keine Polemik, die die Kunden verunsichert.

DEGA GARTENBAU: Inwiefern akzeptieren Sie die erhobenen Vorwürfe als etwas, worin sich die Branche ändern muss – und wo sehen Sie die Vorwürfe als überzogen oder unberechtigt?

Gabriele Harring: Wenn Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, die nicht zugelassen sind, geht das gar nicht. Da gibt es null Toleranz. Was die Branche sehr ärgert, ist, dass für die Untersuchungen nicht auf die europäische Zulassungsmethodik zurückgegriffen wird. Wir haben in Deutschland ein sehr strenges Zulassungsrecht. Das ist sicher für Mensch, Tier und Umwelt und die Basis des gärtnerischen Handelns, an dem wir uns auch gerne messen lassen. Dank moderner Analytik kann man aber sicher sein, immer irgendetwas zu finden, was nicht zwingend im Zusammenhang mit einer Applikation stehen muss. Das wissen die NGOs sehr genau. Bei der vom BUND gewählten Methode werden Rückstandswerte berücksichtigt, die oft nur knapp über der Nachweisgrenze liegen. Daraus Pauschalverurteilungen abzuleiten, ist wissenschaftlich haltlos und unseriös._Insbesondere bei der Bewertung zur Gefährdung von Bienen hat die Veröffentlichung für uns wenig Aussagekraft, da dann explizit der Pollen hätte untersucht werden müssen. Davon ist aber keine Rede. Bei der üblichen sachgemäßen Anwendung wird vor der Blüte gespritzt, die Rückst.nde haben dann keine negative Auswirkung auf die Bienen. Zudem akzeptiert der BUND nach wie vor nicht die Klassifizierung zur Bienengefährlichkeit der Wirkstoffe, B1-B4, die der Pflanzenschutzmittelzulassung zu Grunde liegt. Auch aus diesem Grund halten wir die Äußerungen des BUND für unseriös.

DEGA GARTENBAU: Gibt es Anhaltspunkte dafür, wie repräsentativ die vom BUND erhobenen Stichproben sind?

Gabriele Harring: Wie repräsentativ kann eine „Studie“ sein, bei der man in einem engen regionalen Umfeld 22 Pflanzenproben eingekauft hat? Bekannterweise gibt es bei der Produktion von nicht der Ernährung dienenden Pflanzen keine Verpflichtung von Rückstandsuntersuchungen und damit auch keine belegbare Datenbasis. Wenn wir jetzt zur Repräsentativität eine Aussage treffen würden, würden wir uns auch in den Bereich der Unseriosität begeben und das werden wir nicht tun. Vom amtlichen Dienst haben wir bislang aber keinen Hinweis erhalten, dass Handlungsbedarf besteht und Mittel unsachgerecht eingesetzt werden.

DEGA GARTENBAU: Für wie bedeutend halten Sie die These, dass die Belastung der Pflanzen mit bienengefährlichen oder verbotenen Pflanzenschutzmitteln auf eine vorige Behandlung der Jungpflanzen im Ausland zurückzuführen ist?

Gabriele Harring: Den in der Fachgruppe Jungpflanzen im Zentralverband Gartenbau organisierten Betrieben ist die Problematik sehr bewusst. Sie agieren hier sehr sensibel. Aus diesem Grund setzen die uns bekannten Unternehmen auch in Drittländern für Ware, die für die EU bestimmt ist, nur die Wirkstoffe ein, die auch in der EU zugelassen sind. Sollte dies nicht für alle Betriebe gelten, wäre es sicher auch unser Wunsch, dass alle entsprechend agieren.

DEGA GARTENBAU: Was empfehlen Sie Einzelhandelsgärtnern, die von Kunden auf eine solche Pressemeldung angesprochen werden?

Gabriele Harring: Wir empfehlen den Einzelhandelsgärtnern sich auf das deutsche Zulassungsrecht zu beziehen. Das steht für einen sicheren Einsatz von zugelassenen Wirkstoffen, für Mensch, Tier und Umwelt. Es ist eines der strengsten weltweit und die Basis der deutschen Produktion. Es hilft sicher auch der Vergleich der Pflanzenmedizin mit der Humanmedizin. Die Dosis macht bei beiden die Wirkung aus. Und die gefundenen Werte belegen, dass von den Pflanzen die beprobt wurden, keine Gefahr für Insekten ausging.

DEGA GARTENBAU: Steht der ZVG im Austausch in der Diskussion mit dem BUND?

Gabriele Harring: Ja, der ZVG steht im Austausch. Zuletzt im Frühjahr 2023 hat es ein Gespräch mit dem BUND gegeben, an dem neben dem ZVG auch Vertreter der Produktion, der Pflanzenschutzdienste und des Handels teilgenommen haben.

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