Man spürt die Leidenschaft
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So oder so ähnlich messen sich die Auszubildenden im Berufswettbewerb für junge Gärtnerinnen und Gärtner an der Peter-Lenné-Schule in Berlin. Am 23. Februar startete dieser zum 33. Mal unter dem Motto „Gärtner. Der Zukunft gewachsen. Wir sind die Lösung" und den Hashtags #Klimawandel und #Nachhaltigkeit statt. Vom 7. Februar bis 8. März finden Erstentscheide in ganz Deutschland statt. Dabei wird in acht Stationen das Wissen und Können der jungen Gärtnergeneration auf den Prüfstand gestellt. In einem Team aus zwei oder drei Auszubildenden treten die verschiedenen sieben Fachrichtungen, teils bunt gemischt, teils aus der gleichen Fachrichtung in zwei Wettbewerbsgruppen gegeneinander an. Die Wettbewerbsgruppe A ist für das Niveau des ersten und zweiten Lehrjahres, Gruppe B für das dritte Lehrjahr und frisch ausgelernte Azubis bis einschließlich 25 Jahre.
Für das eigene Bundesland antreten
Wer sich von den teilnehmenden Teams im Erstentscheid durch den ersten Platz jeweils in Gruppe A und B qualifiziert, kann weiter zum Landesentscheid antreten. Dieser findet für das jeweilige Bundesland vom 4. bis zum 18. Juni statt. Die Gewinner repräsentieren dann ihr Bundesland und haben somit die Chance, am Bundesentscheid teilzunehmen und bestes Team 2023 für Deutschland zu werden. Besonderes Highlight wird sein, dass vor dem Bundesentscheid alle Gewinner der Landesentscheide in der Bildungsstätte Grünberg für eine Woche im Sommer zusammenkommen und dort gemeinsam von Fachexpertinnen und -experten gärtnerisch vorbereitet werden. Hier können sich die Gegner schon einmal auf Herz und Nieren prüfen. Nicht selten entstehen daraus Freundschaften. Gemeinsam geht es dann zum Bundesentscheid auf die BUGA nach Mannheim. Für die Siegerinnen und Sieger geht es dann sogar zum internationalen Berufswettbewerb 2024 nach Würzburg.
Die Organisation eines solchen bundesweiten Vorhabens ist eine Mammutaufgabe, wenn auch eine immer schöne und spannende Aufgabe für die Berufsschulen im ersten Schritt des Wettbewerbs. Weiterhin beteiligt sind neben dem Zentralverband Gartenbau (ZVG) auch federführend die Arbeitsgemeinschaft deutscher Junggärtner (AdJ), die die Berufsschulen durch die Landesvertretung jeweils vor Ort unterstützen. Schirmherr des Berufswettbewerbs ist Landwirtschaftsminister Cem Özdemir. Yvonne Grau, Leiterin des Referats Bildung und Forschung beim Zentralverband Gartenbau (ZVG), befragte Wettbewerbsrichter und Teilnehmer beim Berufswettbewerb an der Peter-Lenné-Schule in Berlin.
Stimmen der Teilnehmer
- chwierig, da alle Fachrichtungen dabei waren. Es war spannend und interessant zu sehen, was die anderen Teammitglieder können. Gärtner will ich werden, denn die Arbeit mit Pflanzen liegt mir sehr am Herzen. Es ist ein wichtiger Beruf, der in der Zukunft gebraucht wird."
- Gina Maria Schwemmlein (25 Jahre), 2. Lehrjahr, Fachrichtung Staudengärtnerei: „Besonders toll war es, mit meiner Gruppe zusammenzuarbeiten. Die Station mit dem Quiz bei Günther Lauch war wirklich cool! Das Konzept mit den Quizfragen hat mir insgesamt gut gefallen. Manchmal hätte ich mir mehr Zeit gewünscht und weniger Kreuzworträtsel. Die Ausbildung zur Gärtnerin mache ich, weil ich gern ins Ausland gehen möchte, dafür ist die Ausbildung perfekt als Basis. Weiterbilden ist mir extrem wichtig. Das ganze Leben besteht aus Lernen!"
- Miriam Anna Patton (23 Jahre), 2. Lehrjahr, Fachrichtung Staudengärtnerei: „Der Berufswettbewerb ist eine interessante Idee, um zu schauen, wo man fachlich und mit seinem Wissen steht. Mir ist das Thema Nachhaltigkeit wichtig, deswegen habe ich mich auch für die Staudengärtnerausbildung entschieden. Erst wollte ich Zierpflanzen machen, aber dann kam das Interesse zum Staudengärtner über den Botanischen Garten. Die beste Entscheidung!"
- Sella Bargel (44 Jahre), Fachrichtung Baumschule: „Die Friedhof- und GaLaBau-Stationen waren sehr anschaulich dargestellt und es gab viel neues Material zu sehen, das wir noch nicht kannten. Die größte Herausforderung war das Arbeiten auf Zeit. Das war sehr anstrengend. Warum ich Gärtnerin werden will? Ich hatte in der Vergangenheit einen Job im Büro. Im Bereich Gärtner hatte ich etwas Vorerfahrung. Ich habe mich für einen Neustart entschieden. Der Beruf ist vielfältig, kreativ und man kann gestalten!”
- Alexander Preuß, 1. Lehrjahr GaLaBau: „Ich sehe den Berufswettbewerb kritisch. Die Zeit hätte ich gern sinnvoller in der Schule gelernt. Trotzdem hat mir das Flyergestalten in einer der Aufgaben Spaß gemacht. Und das Format des Quiz mit dem Günter Lauch fand ich letztlich ganz gut. Also alles in allem war es schon gut, aber es war nicht so einfach für uns, da wir im Team bei den Aufgaben nicht glänzen konnten. Im ersten Lehrjahr hat man noch nicht das breite Wissen.”
Stimmen der Wettbewerbsrichter
- Oliver Heinrich, in der Fachrichtung Friedhofsgartenbau in der Meisterausbildung: „Den Berufswettbewerb finde ich eine super Sache. Als Lehrling kann man in verschiedene Bereiche schauen. Es gibt keinen Tunnelblick. Alle Fachrichtungen gehören zusammen. Es gibt immer eine Branchenverknüpfung und die Lehrlinge begreifen das auf dem Wettbewerb. Der Blick über den Tellerrand wird ermöglicht. Ein Wechsel in eine andere Fachrichtung ist spielerisch möglich. Die Azubis sind sehr bemüht. Sie fragen viel, diskutieren und handeln eigenverantwortlich. Gärtner ist ein Beruf, der viele Möglichkeiten bietet! Gärtner sein ist eine Berufung, nicht nur irgendein Beruf. Das merkt man auch bei den jungen Leuten.”
- Oliver Rieth, 2. Lehrjahr Meisterausbildung Galabau: „Ich habe einen sehr positiven Eindruck vom Berufswettbewerb, auch organisatorisch ist er sehr gut. Man hat allerdings gemerkt, dass nicht alle Schüler mit der kurzen Zeit und dem damit verbundenen Druck zurechtkommen. Die Teilnehmer sind engagiert. Das Miteinander der Schüler zu den Aufgaben zu sehen, ist wirklich sehr schön. Ich hätte erwartet, dass die Schüler das eher als Pflichtprogramm ansehen und bin positiv überrascht, wie die jungen Leute das meistern. Man spürt die Leidenschaft für den Beruf!”
- Gordon Rohdewald, in der Meister-Ausbildung Friedhofsgartenbau: „Der Berufswettbewerb ist neu für mich. Ich finde ihn interessant, das gilt besonders für die beruflich gemischten Gruppen. Die Teilnehmer ergänzen sich. Die Teilnehmer sind sehr interessiert und engagiert an den einzelnen Stationen.”
- Ingo Lindemann, Meister im GaLaBau: „Aus der Organisationsrolle habe ich einen guten Einblick erhalten. Aus Sicht der Schüler wird der Unterricht unterbrochen und es wird ein Bezug zum Beruf hergestellt. Vor- und Nachteile werden sichtbar. Die Azubis sind motiviert und probieren, das Beste herauszuholen. Hier herrscht eine gute Energie und alle haben Lust mitzumachen. Der Berufswettbewerb wird von den Schülern gut angenommen. Die sind motiviert und begeistert. Es gibt natürlich auch Schüler, die zwei linke Hände haben und nicht belastbar sind. Das regelt sich aber, die Unzufriedenen gehen von allein. Eine Ausbildung aus der Not heraus zu beginnen oder mit schlechten Zeugnissen im Beruf zu landen, gehört leider immer noch dazu. Die Wertigkeit des Berufs muss kommuniziert werden. Die Branche muss aufgeweckt werden. Es muss auch über Bezahlung, Urlaub, Führerschein und Sonderleistungen gesprochen werden. Gehalt ist wichtig.”
- Svenja Scholz, Berufsschullehrerin im Fachbereich Zierpflanzen: „Ich bin positiv überrascht. Ich bin das erste Mal dabei. Schüler bekommen eine Bandbreite an Fragen präsentiert. Sie sind motiviert und interessiert. Das ist eine schöne Abwechslung zum Regelunterricht. Sie müssen das vorhandene Wissen anwenden und bringen auch schon im ersten Lehrjahr viel mit. Gemischte Teams finde ich sehr gut. Das ergänzt sich, die Teilnehmer unterstützen einander und profitieren. Zeitmanagement und Druck müssen als Team gemeistert werden. Die Gestaltung der Räume war toll. Dinge aus der Praxis wurden ins Klassenzimmer geholt. Ich werde die Aufgaben später im Unterricht verwenden. Das ist eine gute Leistungsüberprüfung! Die Schüler dürfen dann aber das Handy und Fachliteratur benutzen. Wir als Schule im Natur- und Umweltbereich nehmen die Schüler als sehr motiviert, intrinsisch motiviert war. Im Bereich Zierpflanzen nehmen wir eine größere Allgemeinbildung wahr. Auch im GaLaBau ist die Schülerschaft sehr angenehm. Insgesamt ist die Schülerschaft an unserer Schule sehr angenehm und bringt viel Gemeinschaftliches mit. Hier gibt es eine geringe Abbrecherquote. Für den Beruf Gärtner müssen die Azubis viel wissen. Dieser Beruf ist mit wenig Wissen nicht leistbar. Dieser Beruf müsste einen viel höheren Stellenwert haben. In anderen Ländern ist dies der Fall. Als Lehrer wünsche ich mir mehr Verzahnung von Theorie und Praxis. Der Unterrichtsalltag könnte viel mehr von der Praxis profitieren. Experten in den Unterricht!
Der BWB am Gregor-Mendel-Berufskolleg
Am 27. Februar 2023 wurde der Berufswettbewerb auf Ortsebene am Gregor-Mendel-Berufskolleg in Paderborn durchgeführt. Er wurde von der Paderborner Junggärtnergruppe gemeinsam mit dem Gregor-Mendel-Berufskolleg organisiert. Die jungen Gärtnerinnen und Gärtner traten in Teams mit zwei bis drei Teilnehmern gegeneinander an. Sie mussten zehn Aufgaben aus verschiedenen Fachrichtungen bewältigen, zum Teil praktisch, zum Teil theoretisch. Dabei spielten gärtnerisches Fachwissen, Kreativität, handwerkliches Geschick, aber auch Team arbeit eine große Rolle. GMB
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