Bei hoher Arbeitslast Infos schnell abrufen
- Veröffentlicht am

DEGA: Was war der Anstoß für die Entwicklung von KALEO?
Fokko zur Mühlen: 2015 bin ich in unser 1979 gegründetes Familienunternehmen zurückgekehrt. Mir fiel im Laufe der ersten Jahre auf, dass wir bessere und schnellere Entscheidungen für unsere Kulturen treffen könnten, wenn wir unser Wissen und unsere Tätigkeiten gut dokumentiert und schneller abrufbereit hätten. Außerdem war unser Wissen überall verteilt. Verschiedene Ordner für Düngung, Pflanzenschutz und Substrate, dazu ein Tagebuch über Tätigkeiten im Betrieb und ein kleiner Teil auf dem PC. Oft kam der Satz: „Wie haben wir das denn letztes Jahr gemacht?" Wollte man einen genauen Kulturablauf rekonstruieren, so wurde es zur echten Sisyphusarbeit. Der restliche Teil unseres Wissens, und der ist mindestens genauso wichtig, war auf viele Köpfe verteilt. Man musste sich durchfragen, wenn man etwas über Maschinenreparaturen oder Düngeeinstellungen wissen wollte. Deshalb wollte ich eine schnelle, mobilfähige Software, welche die wesentlichen Informationen für den Gärtner abrufbereit hält. Letztendlich sollte es möglich sein, auch bei hoher Arbeitslast schnell Informationen abzurufen, um richtige Entscheidungen treffen zu können. Und Erlerntes schnell zu dokumentieren.
DEGA: Was haben Sie dann gemacht?
Nachdem ich keine für uns passende Software gefunden hatte, habe ich eines Abends bei einem Kleinanzeigenportal nach „App-Entwicklung" gesucht. Dort gab es nur eine Anzeige von einem jungen Software-Entwickler (Toby Gallenkamp) aus Oldenburg. Ihm habe ich eine Leistungsbeschreibung sowie eine App-Struktur gesendet. Dies war der Startpunkt, von dem wir uns bis zur heutigen Version von KALEO vorgearbeitet haben.
DEGA: Welche Zielgruppe haben Sie mit der App besonders im Auge?
Zuerst war allein unser Betrieb meine Zielgruppe. Mit Blick auf die künftigen Anwender haben wir versucht, die App von „draußen nach drinnen" zu entwickeln. Dazu haben wir uns zum Beispiel das Ziel gesetzt: Wenn ein Gärtner in der Mitte seines 100 m langen Gewächshauses steht, muss er eine Tätigkeit auf dem Weg zum Ausgang eintragen können. Schnell haben befreundete Betriebsnachfolger Interesse bekundet. So habe ich einen von ihnen in das Projektteam geholt, um die Anforderungen eines weiteren Betriebs in die Software einfließen zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt wurde klar, dass wir nicht mehr nur für uns entwickeln. Zur Anwendbarkeit kann ich sagen, dass KALEO für Ein-Mann-Betriebe genauso wie für mittelständische Betriebe funktioniert. Natürlich wurde KALEO für die Fachsparte Baumschule entwickelt. Die App funktioniert aber im Prinzip für jede produzierende Gärtnerei.
DEGA: Was kann die App?
Der Kern von KALEO ist die Erfassung von Kultur- und Wartungsarbeiten. Man kann erledigte Aufgaben, auch mit Foto, hinterlegen oder zukünftige Aufgaben anlegen und delegieren. Um zügig arbeiten zu können, gibt es für die unterschiedlichen Kulturarbeiten vorgefertigte Eingabemasken. Diese greifen auf vom Betrieb hinterlegte Tabellen mit Arbeitsmitteln wie Dünger oder Substrate und Geräte zurück. So kann sich jeder Kunde die App personalisieren. Mit der Zeit entstehen komplette Lebensläufe der Kulturen. Diese kann die Baumschule jederzeit abrufen, wenn das Wissen und die Erfahrungen benötigt werden.Momentan entwickeln wir eine Art Wiki-Funktion für KALEO. Dort können allgemeine Infos zu Geräten, Arbeitsmitteln und Kulturen hinterlegt werden. Wenn man zum Beispiel wissen möchte, wie groß ein bestimmtes Quartier ist oder was man beachten muss, wenn man mit einer bestimmten Maschine arbeitet, schaut der Anwender dort nach.
DEGA: Gibt es eine solche Softwarelösung nicht schon längst am Markt? Was ist die Stärke Ihrer App?
Ja, es gibt Software für die grüne Branche. Ich habe mir auch viele Anbieter genau angesehen. Diese bieten oft einen riesigen Leistungsumfang und sind sehr gut in der Kostenkalkulation, da der Zierpflanzenbau häufig die Zielgruppe ist. Oft war der Preis dieser Programme auch dementsprechend hoch. KALEO hingegen konzentriert sich auf den Alltag eines Gärtners. Es geht um die Erfassung konkreter Arbeitsabläufe und darum, als Praktiker schnell wieder den Kopf frei zu bekommen, ohne erst ins Büro fahren zu müssen, um sich etwas zu notieren. Darum haben wir auch alle Benutzeroberflächen so intuitiv wie möglich gestaltet.
DEGA: Welchen Mehrwert erhoffen Sie sich von KALEO für Ihre Baumschule?
Ich hoffe, dass sich durch den schnellen Wissenszugang unsere Lernkurve als Firma sowie die Selbstständigkeit der Mitarbeiter verbessern. Außerdem mache ich das Wissen und die Erfahrung einzelner Mitarbeiter langfristig für mein Unternehmen verfügbar. Sicherlich wird das Arbeiten mit Smartphone und App auch die Attraktivität als Arbeitgeber verbessern. Denn die Generationen Y und Z arbeiten alles andere als gerne mit Papier und Ordnern. Und da die Dokumentationspflichten in der Landwirtschaft in Zukunft bestimmt nicht weniger werden, können wir dem gelassen entgegenblicken.
DEGA: Mit welchen Kosten muss der Nutzer rechnen?
Die Software kostet einmalig 1.995 €. Danach zahlt man 6,65 € pro Benutzer im Monat. Je nach Nutzeranzahl kann es noch günstiger werden. Die Software muss auf einem Server installiert werden. Falls man keinen eigenen Server hat, kann man diesen ab 10 € im Monat online mieten. So habe ich selbst es auch gemacht. Ich denke, dass wir so eine Kostenstruktur geschaffen haben, die sich auch kleine Betriebe gut leisten können. Das war mir persönlich ein Anliegen. Insgesamt bin ich davon überzeugt, dass Kosten und Nutzen in einem sehr guten Verhältnis stehen.
DEGA: Können Sie schon Betriebe nennen, die mit KALEO arbeiten und Erfahrungen sammeln?
Wir arbeiten schon seit Juli 2020 mit der ersten Testversion von KALEO. Aus den Praxiserfahrungen ist die heutige Version entstanden. Da der Vertrieb jetzt erst startet, gibt es außer uns und einem Kollegen, der die App testet, noch keine Anwender. Gerade wenn Anbauberater im Betrieb sind, hilft KALEO jetzt schon sehr. Wir sind nun in der Lage, gezielt Auskunft über unsere Kulturen zu geben. So können wir Probleme genau identifizieren und lösen. Sollte mal ein Fehler in der App auftreten, wird dieser innerhalb kurzer Zeit von Toby behoben. Interessenten bietet GFI-Ernst e. K. einen gratis Testzugang, um sich die App auf dem eigenen Smartphone anzusehen. Die ersten Interessenten arbeiten derzeit schon mit Demoversionen von KALEO.
Barrierefreiheit Menü
Hier können Sie Ihre Einstellungen anpassen:
Schriftgröße
Kontrast
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.