Auf gutem Wege
- Veröffentlicht am
Daniela Hoffmann wuchs im Gartenbaubetrieb ihrer Eltern auf, sodass der Gartenbau immer präsent war. In einer Region, in der die Zahl der Produktionsbetriebe mangels Betriebsnachfolger immer weiter abnimmt, entschied sie nach dem Abitur in Gesprächen mit den Eltern Friedhelm und Elke Laege, die Betriebsnachfolge in dritter Generation anzutreten. Schließlich macht die Arbeit mit Pflanzen, die Begleitung dieser in ihrer Entwicklung, Freude. Dazu kommt die Vielfältigkeit der Aufgaben als Unternehmerin, sodass der Arbeitsalltag teils im Büro und teils in der Produktion immer interessant bleibt.
Gezielt folgte ein Schritt dem anderen. Nach einer Gartenbaulehre von 2006 bis 2008 bei Marco Quebe in Stemwede absolvierte sie ein Bachelor-Studium Fachrichtung Produktionsgartenbau in Osnabrück. Es schlossen sich berufliche Stationen in den Gartenbaubetrieben Rieke Blumen von Manfred Rieke und Wilhelm Baum an. Das über ein halbes Jahr laufende, von der Landgard organisierte, betriebswirtschaftlich und managementorientierte Weiterbildungsprogramm mit unterschiedlichen Dozenten für junge Betriebsinhaber und Nachwuchskräfte ließ sich berufsbegleitend mit einem wöchentlichen Treffen am Landgard-Standort Herongen absolvieren. Die Gruppe der rund 20 Jungunternehmer wuchs nebenbei netzwerkartig zusammen, was sicher auch zukünftig von Vorteil ist.
Daniela Hoffmann gewann 2019 den Landgard-Award als „Nachwuchserzeugerin Blumen & Pflanzen", mit dem junge Betriebsinhaber ausgezeichnet werden, die als Nachfolger in einem bestehenden Betrieb erfolgreich die Weichen neu stellen und den Betrieb damit zukunftsfähig am Markt positionieren. Sie erhielt den Preis, da sie in einer dezentralen Gartenbaulage erfolgreich den Betrieb übernahm.
Der familiäre Hintergrund muss stimmen
Hoffmann betonte, wie wichtig der familiäre Hintergrund für eine Betriebsübernahme ist. Priorität neben der Übernahme zum 1. Januar 2016 hatte erst einmal die Familiengründung. Der Betrieb musste nach dem letzten Gewächshausneubau 2014 erst einmal in ruhigen Bahnen nebenherlaufen, aber nicht unbedingt wachsen.
Die auf dem Grundstück lebenden Eltern sind noch immer einsatzbereit. Hoffmanns Ehemann reduzierte seine Wochenarbeitszeit und nahm Elternzeit, um für den Jüngsten da zu sein. Die vierjährige Tochter geht in den Kindergarten und der kleine Sohn kommt nach der Elternzeit zu einem Tagesvater. „Als Frau und Mutter allein einen Betrieb führen, funktioniert nicht", sagte Hoffmann aus Erfahrung. Wichtig ist zudem zuverlässiges Personal, um nachmittags auch einmal für die Kinder da sein zu können. Wichtig ist es auch, Grenzen zu ziehen. Jungpflanzenlieferungen bis 18 Uhr sind in Ordnung, aber um 21 Uhr sollen keine Lieferungen mehr angenommen werden. Solcherart Versuche gibt es immer wieder, da die Lieferanten wissen, es wohnt jemand auf dem Gärtnereigrundstück. Aber Feierabend muss sein, auch für die Inhaberfamilie. Urlaub ist rar und beschränkt sich derzeit auf eine Woche Sommerurlaub an der See mit den Kindern. Noch traut sich die Betriebsinhaberin nicht, länger fort zu sein. Der Senior sieht zwar nach dem Rechten, aber es gibt auch im Büro viel zu tun.
Ein zukünftiges Betriebswachstum ist geplant, um sich breiter aufstellen zu können, zukunftsfähig und lieferfähig zu bleiben.
Neues Folienhaus geplant
Die erste Investition nach der Betriebsübernahme war der Ballenzerkleinerer vor der Topfmaschine, der das Leben erleichtert. Früher lagerte das Substrat lose in der Halle und wurde manuell in den Vorratsbehälter der Topfmaschine gefüllt. Heute werden Bigbales geliefert.
Aktuell werden in einem älteren Haus die ehemals fest stehenden Tische auf Rolltische mit Ebbe-Flut-Bewässerung umgerüstet. Neben den allgemeinen Instandhaltungsinvestitionen soll die nächste Investition ein vollautomatisierbares Foliengewächshaus sein. Folie bietet ein besseres Klima für die Pflanzen. Hoffmann liebäugelt bereits mit einer F-Clean-Folie, die für einen gedrungenen Pflanzenwuchs sorgt und so Hemmstoffe einspart.
Interessante Kulturfolge für ganzjährigen Verkauf
Die sicher nicht gewöhnliche Zusammenstellung der Topfpflanzenkulturen ergab sich mit der Zeit und wurde weitgehend vom Vater übernommen. Begonien sind schon lange die Hauptkultur. Zunehmend weniger Elatior-Produzenten finden sich auf dem Markt und auch der Absatz schrumpft. Mit immer wieder neuen großblütigen, gefüllten und zweifarbigen Sorten in modernen Farben wie kräftigem Pink und dunkler Laubfarbe für einen guten Kontrast versucht Hoffmann gegenzusteuern. Im Aufwärtstrend hingegen befinden sich die „Outdoor"-Begonien. Neben der stehenden „Betulia"-Serie ist eine eigene Sortenzusammenstellung in den Farben Rosa, Weiß, Rot und Apricot in der Produktion.
Die zweite Hauptkultur Neu-Guinea- Impatiens mit Sorten der „Paradise"-Serie hat ihren Absatzschwerpunkt im Frühjahr.
In Verbindung mit den weiteren Kulturen Primula , Pelargonium , Exacum , Hortensien, Cyclamen und Poinsettien ergeben sich ein Absatz und damit auch Einnahmen rund um das Jahr. „Wir verkaufen ganzjährig, die Flächen und damit auch die Arbeitskräfte sind ganzjährig ausgelastet", nannte die Inhaberin weitere Vorteile.
Exacum sind nicht leicht zu produzieren, da sie sehr empfindlich gegenüber Kulturfehlern sind. Diese Kultur erfordert Erfahrung, dafür ist das Angebot nicht überall vorhanden.
Für die großteils im 10-cm-Topf produzierten Midi- Cyclamen werden Jungpflanzenkisten bezogen.
Ein reichhaltiges Poinsettien-Sortiment inklusive weißer und bunter Sorten mit Jungpflanzen von Beekenkamp, Dümmen und regionaler Herkunft von Cramer aus Bad Salzuflen wird zu einem Teil für den frühen Absatz Anfang November verdunkelt, der größere Anteil jedoch unverdunkelt kultiviert. Dieses Jahr wird der Pflanzenschutz bei den Poinsettien biologisch mit Schlupfwespen von Katz Biotec durchgeführt. Thripse, Hauptschädlinge der Cyclamen , bekämpfen Raubmilben biologisch, die regelmäßig bei optimalem Klima ausgebracht werden müssen. Dann funktioniert deren Bekämpfung relativ gut.
Immer wieder stehen neue Sorten und Arten versuchsweise in Kultur, um das Sortiment aktuell zu halten. „Wir gucken immer wieder, was in unser Produktionsschema passt und sich außerdem gut vermarkten lässt, um das Sortiment zu erweitern, aktuell zu erhalten", erklärte Hoffmann. „Wir müssen junge Menschen mit unseren Pflanzen erreichen", so das Ziel der Betriebsinhaberin.
Vielversprechend sind beispielsweise die Dahlien im 12-cm-Topf, während die Canna schwer zu kultivieren sind und nicht in das Kulturschema passen.
Unkomplizierter Absatzweg
Der Absatz über Landgard macht vieles einfacher und der Kopf bleibt frei für all die anderen Dinge im Betrieb. Oft fährt Senior Friedhelm Laege die Pflanzen mit dem betriebseigenen Lkw zu den umliegenden Cash-&-Carry-Märkten Hannover-Sehnde, Osnabrück, Bielefeld, Paderborn und Hamm. Auch Daniela Hoffmann hat einen Lkw-Führerschein, denn die gesamte Absatzmenge wird an die Märkte angeliefert.
Die Corona-Pandemie bescherte zwei Wochen Schock in der Vermarktung, da die Floristikläden geschlossen hatten und der Absatz in den Keller sank. Nach zwei schlimmen Wochen öffneten die Läden in Nordrhein-Westfalen wieder und es folgte eine recht gute Verkaufssaison.
Nachhaltig in die Zukunft
Nachhaltigkeit ist für Daniela Hoffmann ein absolut wichtiges Thema. Bezüglich der Wärmeenergie ist der Betrieb durch den Wärmebezug von einer Biogasanlage bereits nachhaltig unterwegs. Zusätzlich stehen noch ein Öl- und ein kaum noch im Einsatz befindlicher Kohlekessel bereit, um die Spitzen abzufedern.
Statt der ehemals genutzten schwarz-weißen Kulturtöpfe werden heute die recycelbaren, taube-grauen PCR-Töpfe von Pöppelmann verwendet. Noch werden die Normpack-Trays von Modiform für je sechs Töpfe genutzt, bis Landgard seinen Mehrweg-Florytray auf den Markt bringt. „Aus ökologischer Sicht ist es an der Zeit, auf ein Mehrwegsystem umzusteigen", meinte Hoffmann.
Die bereits seit Jahren in dem Betrieb genutzten langlebigen Mehrweg-Kulturpaletten der Marke Trabajo für 12- und 13-cm-Töpfe bezeichnete Hoffmann ebenfalls als ökologisch, da sie bestimmt schon 15 Jahre in Benutzung sind. Sie sind hilfreich beim Füllen der Töpfe und den Transport von der Topfmaschine auf die Kulturtische. Erst zum Zeitpunkt des Rückens werden die Töpfe entnommen.
Immer geht es darum, dranzubleiben und Stück für Stück weiter in Richtung Nachhaltigkeit zu gehen. Wert legt die Betriebsnachfolgerin auf eine möglichst ökologische Produktion. Pflanzenschutz erfolgt zielgerichtet und möglichst biologisch.
Bislang ist der Betrieb nicht zertifiziert, beispielsweise nach GlobalGap, weil bisher keine Kunden beliefert werden, die das voraussetzen. Der Zertifizierungsaufwand lohnt daher bisher nicht, eine entsprechende Produktionsweise ist trotzdem möglich.
Qualifiziertes Fachpersonal
Herausforderungen sieht Hoffmann zum einen im Klimawandel und dem Finden immer neuer Kulturen, die dem zunehmenden Hitzestress Stand halten und die in den heißen Sommermonaten auch vermarktungsfähig sind.
Die CO 2 -Besteuerung, zunehmende Auflagen beim Pflanzenschutz und Fachkräftemangel gilt es zu handeln, obwohl der Betrieb mit qualifizierten Arbeitskräften in Form von drei Gesellen und einer angelernten Teilzeitfachkraft derzeit gut aufgestellt ist. Zusammen mit der Betriebsinhaberin und dem Senior ist eine hohe Dichte an Qualifizierung anzutreffen. „Man muss sich auf das Personal verlassen können, es muss selbstständig arbeiten können", so die Begründung. Fachpersonal gibt in der Regel viel schneller Rückmeldungen, wenn irgendetwas nicht stimmt.
Gartenbaubetrieb Laege
Schulstraße 30
32130 Enger
Telefon +49 52 24/44 53
Barrierefreiheit Menü
Hier können Sie Ihre Einstellungen anpassen:
Schriftgröße
Kontrast
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.