
Wunderwelt Kuppelgewächshaus
Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) feiert 2025 ihr 60-jähriges Jubiläum. In ihrem Botanischen Garten steht eine weitere Jubilarin: ikonische „Kuppel“ wird 50 Jahre alt, eine kleine Ausstellung im Eingangsbereich würdigt das Ereignis.
von Dr.rer.nat. Arne Claussen, Stabsstelle Presse und Kommunikation, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf erschienen am 05.06.2025Das Kuppelgewächshaus beherbergt Pflanzen aus der Mittelmeerklimazone, von denen jetzt viele in voller Blüte stehen. Insbesondere die Natternköpfe mit ihren zum Teil über einen Meter großen Blütenständen fallen sofort ins Auge. Der Garten ist bis Ende September täglich bis 19 Uhr geöffnet.
Kaum ein anderes Gebäude an der HHU ist markanter als das 1975 fertiggestellte Kuppelgewächshaus mit seinen 18 Metern Höhe und einer Grundfläche von rund 1.000 Quadratmetern. Die Außenansicht des halbkugelförmigen Baus prägt das gelbe Gittergerüst, das insgesamt 630 Dreiecke bildet, an denen die ebenfalls dreieckigen Plexiglasscheiben montiert sind. Insgesamt 92 dieser Fenster können geöffnet werden, um das Haus zu belüften.
Dr. Sabine Etges, wissenschaftliche Leiterin des Botanischen Gartens der HHU, ist fasziniert von dem Bau: „Architekten der Technischen Universität Darmstadt wählten ein halbes Ikosaeder als Grundkörper. Dieser besteht aus 20 gleichseitigen Dreiecken und jedes von diesen wurde wiederum in 64 gleichseitige Teildreiecke zerlegt.“ Diese Form wurde nun auf eine Kugel projiziert, wodurch die Teildreiecke unterschiedlich groß werden. „Im Endeffekt ist es den Architekten durch kleine Verschiebungen gelungen, die Form mit insgesamt nur noch zehn verschieden großen Dreiecken nachzubilden“, erklärt Etges. Weitere Erläuterungen zur Architektur finden sich hier.
Das Kuppelgewächshaus ist als „Kalthaus“ ausgelegt, das dem Mittelmeerklima angepasst ist: kühle, feuchte Winter und heiße, trockene Sommer. Es beherbergt in insgesamt sieben geografischen Bereichen – Mittelmeerraum, Kanaren, Ozeanien, Asien und Amerika – eine vielfältige Pflanzenwelt, darunter eine Reihe von Bäumen. Etges: „Von der Neuseeländischen Warzeneibe (Podocarpus dacrydioides) haben wir in Düsseldorf vermutlich das einzige männliche Exemplar in ganz Europa.“ Die Bäume gedeihen prächtig, „so gut, dass zum Beispiel die Gewöhnliche Taiwanie (Taiwania chryptomerioides) schon mehrfach zurückgeschnitten werden musste“, betont Etges. Auch der Neuseeländische Kauri-Baum (Agathis australis) fällt mit seinen kugelförmigen Zapfen ins Auge. Dieser Nationalbaum Neuseelands kann in seiner Heimat bis 50 Meter hoch werden. Er ist dort gefährdet, nicht zuletzt, weil sein Holz sehr begehrt ist.

Eine Besonderheit ist die in der Natur sehr seltene australische Wollemie (Wollemia nobilis), die männliche und weibliche Zapfen zeigt. Es ist in Düsseldorf gelungen, den Baum zu vermehren und mit den Ablegern sowie gespendeten Exemplaren im Außengelände einen kleinen Hain anzulegen.
Aktuell besonders auffällig sind im Eingangsbereich die verschiedenen Arten von Natternköpfen (Echium) mit ihren teilweise über einen Meter großen Blütenständen, die selbst aus Hunderten von Einzelblüten bestehen. Ihr Farbspektrum reicht von weiß über rot, zartlila bis hin zu einem tiefen Blauviolett. Lars Leonhard, der für die Kuppel verantwortliche Reviergärtner: „Spannend sind die Natternkopfhybride zwischen Echium candicans und Echium wildpretii. Die Merkmale der genetischen ‚Eltern‘ sind gemischt, zum Beispiel die Blütenfarbe oder die Blätter.“
Nicht nur Echium blüht nun zum Anfang des Sommers. Überall in der Kuppel sind farbige Blüten in verschiedensten Formen zu sehen. Im Eingangsbereich finden sich zwei sehr unterschiedliche Pflanzen: Der in die Höhe schießende lila Blütenstand der in Südamerika beheimateten Puya venusta und die auf den ersten Blick unscheinbare, bodennahe graue Punktierte Felsenrose (Graptopetalum paraguayense) aus der Familie der Dickblattgewächse.
Auffällig magentafarbene, trichterförmige Blüten zeigt die Heilige Blume der Inkas (Cantua buxifolia), während der Schönstrauch (Calothamnus quadrifidus subsp. asper) fein gefiederte rote Blüten neben seinen nadelförmigen Blättern aufweist. Strahlend gelb kommt die Blüte eines Johanniskrauts (Hypericum) daher, während der nun ebenfalls blühende Eukalyptus (Eucalyptus petiolaris) eine Vielzahl fadenförmiger Staubblätter zeigt, die aus dem Blütenbecher herausragen.
Etges: „Besonders filigran sind die lila Blüten des Purpur-Sternanis (Illicium floridanum ‘Woodland Ruby’). Er fällt vor allem durch seine sternförmigen Samenkapseln auf, die dann später – im getrockneten Zustand – als Weihnachtsgewürz oder in der indischen Küche verwendet werden.“
Lars Leonhard weist auf den Neuseeländischen Flachs (Phormium tenax) hin und führt vor, wie stabil dessen faserhaltige Blätter sind, er kann sie kaum zerreißen: „Aus den Blättern wurden früher salzwasserstabile Flechtwerke wie Taue gemacht, die sowohl bei der ursprünglichen Bevölkerung Neuseelands als auch bei den eingewanderten englischen Kolonisten beliebt waren.“
Nicht nur in der Kuppel blüht es. Direkt vor dem Eingang stehen bei den Sukkulenten verschiedene Farbvarianten des Kalifornischen Mohns (Eschscholzia californica) in strahlendem Orange und zartem Lila. Die Blume ist auch als „Schlafmützchen“ bekannt, denn bevor sich die Blüte entfaltet, ist ihre Spitze von einer Haube bedeckt, die abfällt.
Bei einem weiteren Rundgang bieten sich viele Perspektiven auf das Kuppelgewächshaus. Auf dem Weg gelangen die Besucher zur Roten Rosskastanie (Aesculus x carnea ‘Briotii’). Im Mai fanden sich überall auf dem Baum rote rispige Blütenstände, aus denen Kastanien werden können. Etges: „Aber immer nur wenige Blüten der Rispen entwickeln sich zu Kastanien, da der Baum die Last nicht tragen könnte.“
Ein Abstecher in die Abteilung „Ökologisches Gärtnern“ lohnt sich. Die Wege führen durch üppiges Grün, und immer wieder lugen Blüten hervor. Dann, in der Nutzpflanzenabteilung angelangt, sei der Weg in den Apothekergarten empfohlen. Dort finden sich noch die Früchte der Echten Alraune (Mandragora officinarum), die nicht nur den Leserinnen und Lesern der Harry-Potter-Romane bekannt ist. Die Pflanze produziert verschiedene Alkaloide, sie wurde unter anderem als Schlafmittel und Aphrodisiakum eingesetzt.
Zum Abschluss des Rundgangs lohnt sich ein Blick auf die Kiefern (Pinus) neben der großen Gewässeranlage. Sie zeigen jetzt zu Sommeranfang zarte Zapfenansätze, die im weiteren Verlauf des Jahres größer werden und verholzen.
Also: Selbst, wenn die Sonne einmal nicht lacht, hat der Botanische Garten gerade in seiner Kuppel auch bei schlechtem Wetter viel zu bieten. Und die Blütenpracht ist in einem stetigen Wandel.
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