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    Pflanzen kultivieren

    Hemmstoffe richtig einsetzen

    Im Nachgang zum Online-Seminar des Verlags Eugen Ulmer, das sich im Archiv auf der Website www.dega-gartenbau.de als Aufzeichnung findet, ergänzt folgender Beitrag die Ausführungen der gut besuchten Veranstaltung.
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     ‘Duo Sunfire’ von links: Kontrolle – Control 5,0l/ha – Carax 1,0 l/ha – Tankmischung Carax 1,0 l/ha + Control 5,0 l/ha. Keine Hemmwirkung durch Control, aber eine Verstärkung von Carax durch die Tankmischung.
    ‘Duo Sunfire’ von links: Kontrolle – Control 5,0l/ha – Carax 1,0 l/ha – Tankmischung Carax 1,0 l/ha + Control 5,0 l/ha. Keine Hemmwirkung durch Control, aber eine Verstärkung von Carax durch die Tankmischung. Frank Korting
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    Die Zulassungssituation bei Hemmstoffen ist noch recht gut, in Zukunft muss der Anwender mit einem schrumpfenden Angebot rechnen. Regalis Plus hat momentan den längsten Zulassungshorizont und kann inklusive Aufbrauchfrist bis Mitte 2024 eingesetzt werden. Für Bonzi und Pirouette reicht die Zulassung noch bis ins Jahr 2022, die Aufbrauchfrist endet im November 2023. Spannend ist die Zukunft von Dazide Enhance. Das Produkt darf bis 2023 eingesetzt werden, wenn der Zulassungsinhaber rechtzeitig die bis dahin fehlenden Daten einreichen kann. Gelingt dies, besteht die Möglichkeit einer langfristigen EU-Zulassung des Wirkstoffs, der Ausgang ist bisher offen. Absehbarer ist die Zukunft von Metconazol, enthalten in den Produkten Caramba und Carax. Nach einer kürzlich ausgesprochenen Zulassungsverlängerung des Wirkstoffs bis 2022, wird danach mit einem Widerruf und einer festgelegten Aufbrauchfrist gerechnet. Primo Maxx II ist bis April 2021 zugelassen, eine Verlängerung wird erwartet.

    Daminozidprodukte

    Neben dem bekannten Wachstumsregler Dazide Enhance enthält auch Shorttrack den Wirkstoff Daminozid in gleicher Menge. Wegen unterschiedlicher Preisgestaltung wird häufig nach den Unterschieden zwischen den beiden Hemmstoffen gefragt. In einem Versuch wurden beide Produkte, jeweils in zwei Aufwandmengen, verglichen. Das Ergebnis zeigte in der Wirksamkeit keine Unterschiede, die Messergebnisse waren fast millimetergenau identisch ( Bild 2 ). Die Verträglichkeit war auch bei weiteren Anwendungen bei beiden sehr gut. Genauso hellten sie die Blütenfarbe bei bestimmten Petuniensorten gleichermaßen auf ( Bild 4 ). Einziger Unterschied: Shorttrack hinterließ einen etwas stärkeren Belag als Dazide Enhance.

    Hinweise für ausgewählte Beet- und Balkonpflanzen

    Zu denAsteraceae gehören viele wichtige Kulturen wie Argyranthemum , Osteospermum , Bidens oder Brachyscome . Nach den Erfahrungen zahlreicher Versuche sind Regalis Plus, Dazide Enhance, Carax und Primo Maxx II für diese Familie besonders zu empfehlen, während reine Azole wie Bonzi und Caramba im Spritzverfahren schwächer wirken.

    In Argyranthemum sorgt besonders Regalis Plus für einen sehr kompakten und gut verzweigten Aufbau des Laubkörpers. Es sollte mit dem Beginn der Knospenbildung abgesetzt werden, weil es nicht nur die Farbe, sondern auch den Aufbau der Blüten verändern kann. Der Korb aus Röhrenblüten im Zentrum wird stärker, während die Zungenblüten kürzer bleiben, das nimmt dem ganzen Gebilde Eleganz. Bei Osteospermum und anderen Asteraceae ist Regalis Plus erste Wahl. Die Blütenform wird bei Osteospermum nicht beeinflusst, dafür kann die Farbe aufgehellt werden ( Bild 3 ).

    Aufgrund des Risikos der Blütenveränderung können Regalis Plus und Primo Maxx II (gleiche Wirkstoffgruppe) nur in der Anfangsphase der Kultur eingesetzt werden. Für den letzten Kulturabschnitt ist Carax angeraten. Dazide Enhance ist eine ausreichende Alternative bei schwächer wachsenden Argyranthemum - oder Osteospermum -Sorten.

    Calibrachoa/Petunia/Petchoa sind je nach Sorte recht stark wüchsig. Für alle drei sind Regalis Plus und Dazide Enhance die beste Wahl, um einen runden und kompakten Aufbau zu erzeugen. Primo Maxx II ist nur für schwächer wachsende Sorten interessant, da es bei stark wachsenden in der zugelassenen Aufwandmenge unzureichend wirkt. In dieser Gruppe können diese drei Produkte die Blütenfarbe verändern, deshalb ist es wichtig, diese Hemmstoffe rechtzeitig abzusetzen. Bei Regalis Plus (bis 1,5 kg/ha) und Dazide Enhance reichte es aus, drei Wochen vor der Blüte umzusteigen. Dann können Vorblüher noch leicht aufgehellt sein, bis zur Vollblüte ist der Effekt aber aufgehoben. Primo Maxx II ist diesbezüglich kritischer, weil die Wirkung länger anhält. Hier müssen vier bis fünf Wochen angesetzt werden. Regalis Plus wird sehr schnell aufgenommen, die Wirkung setzt schnell ein. Der Wirkstoff von Primo Maxx II ist komplexer aufgebaut und muss in der Pflanze noch umgesetzt werden, dadurch beginnt die Wirkung später und hält länger an. Wenn im Kulturverlauf weiter gehemmt werden muss, bleibt nur das schwächer wirkende Bonzi, weil damit die benötigte Aufwandmenge von 3,0 bis 5,0 l/ha durch die Zulassung abgedeckt ist.

    AllePelargonium reagieren sehr stark auf Bonzi, Caramba und Carax, aber auch auf Regalis Plus. Mit Bonzi hat man ein effektives Produkt mit guter Verträglichkeit bis zur Blüte. Im Vergleich zum alten Standard Cycocel hält die Wirkung länger an. Der Aufbau kann bei ungenauer Applikation unharmonisch werden. Eine gleichmäßige Benetzung der Blattstiele und Triebe ist wichtig, da der Wirkstoff nur über diese Pflanzenteile aufgenommen wird. Wirkstoff, der in die Blätter eindringt, gelangt nicht in andere Pflanzenteile. Bei unregelmäßiger Benetzung können Triebe ungleich gehemmt werden. Um diesen Umstand zu entschärfen, kann Regalis Plus im Wechsel oder in Tankmischung mit Bonzi bis zu vier Wochen vor der Blüte verabreicht werden. Caramba funktioniert ebenso, kann aber unter ungünstigen Umständen (Einstrahlung, weiches Laub) Verbrennungen an älteren Blättern hervorrufen. Carax ist für Pelargonien ideal, weil beide enthaltenen Wirkstoffe in dieser Kultur wirksam sind. Es erlaubt eine gute Höhenkontrolle mit schönem Pflanzenaufbau. Auch Carax kann Schäden verursachen, die aber vermeidbar sind, wenn man sich an die bekannten Maßnahmen früherer CCC-Anwendungen hält. Behandlung von turgeszenten Pflanzen und Schattierung sind die Grundregeln. Hinzu kommt die Verwendung von wenig Spritzbrühe. Eine tropfnasse Applikation ist unbedingt zu vermeiden. Die Ausbringung von 80 bis 100 ml/m², angepasst an die Pflanzengröße, ist optimal. Da Carax bereits ein Netzmittel enthält, ist der Zusatz weiterer Additive zu vermeiden. Die Blütenverträglichkeit ist meist gut. In Versuchen reagierten gelegentlich helle Blüten empfindlich.

    Wirken alternative Produkte?

    Das Interesse an möglichst biologischen Produkten, die sich auch flexibel durch eine Spritzbehandlung einsetzen lassen, ist groß. Immer wieder tauchen Erzeugnisse auf, die diesen Effekt versprechen. Folgt man der Vernunft, lässt man sich nicht von Versprechungen täuschen. Gleichzeitig sollte man sich seine Neugier auch auf solche Produkte bewahren. Für den Blick über den Tellerrand werden beim DLR Rheinpfalz seit einigen Jahren neben den konventionellen Hemmstoffen auch alternative Produkte geprüft.

    Effektive Mikroorganismen sind schon lange bekannt und es gibt viele Produkte am Markt. Aus der Praxis, besonders aus Österreich, kamen Hinweise, dass einige Produkte in der Lage seien, das Wachstum von Pflanzen zu bremsen. Der Mechanismus, der diesen Effekt hervor ruft, ist nicht bekannt. Er tritt auch erst auf, wenn die Dosierung über der Herstellerangabe liegt. In mehreren Versuchen konnte eine Auswirkung auf die Pflanzenhöhe festgestellt werden ( Bild 5 ). Es gab allerdings auch Versuche, in denen dieser Effekt ausblieb. Wenn es eine Wachstumsreduzierung gab, war zu beobachten, dass keine lineare Steigerung bei ansteigender Dosierung erfolgte, sondern wechselnde Konzentrationen zum besten Ergebnis führten. Das macht eine Empfehlung schwer. In vielen Fällen war eine Verbesserung des Habitus oder eine Stärkung gegenüber Echtem Mehltau gegeben.

    Einen biodynamischen Ansatz verfolgt „Die Lösung". Es handelt sich um eine Produktgruppe, deren Einzelpräparate zu bestimmten Kulturphasen oder -zwecken verabreicht werden. Für eine ideale Wirksamkeit wird die Verwendung des gesamten Systems empfohlen. Ein Bestandteil ist „Die Lösung Stauchen". Sie wird an drei aufeinanderfolgenden Tagen eineinhalb Stunden vor Sonnenuntergang appliziert, diese Prozedur kann nach Bedarf beliebig wiederholt werden. In einem größeren Demonstrationsversuch wurden Beet- und Balkonpflanzen konventionell und biologisch produziert. Das heißt, es gab neben den Spritzbehandlungen auch unterschiedliche Substrate, Töpfe und Dünger. Im Vergleich der Systeme waren die Pflanzen in torfreduziertem Substrat mit organischer Düngung und alternativen Produkten deutlich kompakter als die herkömmlich kultivierten Arten. Es ging in diesem Versuch darum, biologische Pflanzen in vergleichbarer Qualität wie konventionelle anzubauen. Dabei hatten „Die Lösung Stauchen" bei einigen Kulturen einen Einfluss auf die Pflanzenhöhe. Als isolierte Anwendung wurde kein hemmender Effekt gemessen.

    Ein weiteres Produkt, welches getestet wurde, nennt sich Control . Der Hersteller verspricht keine direkte Hemmwirkung, vielmehr sollen die Pflanzen ihr Wachstum in die Bildung von Seitentrieben legen und früher in die generative Phase gehen. Dadurch werde ein kompakterer Habitus erzeugt. In zwei Versuchen konnte keine nennenswerte Wachstumshemmung erreicht werden, interessant war die Beobachtung, dass eine Tankmischung mit Carax die Wirkung gegenüber der einfachen Applikation verbesserte ( Bild 1 ).

    Als Fazit gibt es zu den alternativen Produkten zwei Antworten: Die vernünftige Antwort stellt fest, dass solche Mittel keine Auswirkung auf die Pflanzenhöhe haben. Die neugierige Antwort erkennt Effekte, die sich nicht konventionellen Gesetzmäßigkeiten oder Boniturmethoden unterwerfen. Sie können in einer integrierten Strategie ihren Platz finden. Weitere Effekte, wie die Unterdrückung von Krankheiten oder stabilere Triebe, können zusätzlich auftreten.

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