
BGI betont notwendigen Schulterschluss der Branche
Zur Mitgliederversammlung des Verbands des Deutschen Blumen- Groß- und Importhandels (BGI) trafen sich die Blumen- und Pflanzengroßhändler aus ganz Deutschland am 13. September 2025 in Berlin. Das Treffen stand im Zeichen des 60-jährigen Verbandsjubiläums und der Ergebnisse der Mitgliederbefragung zur Zukunftsvision BGI 2030.
von BGI erschienen am 25.09.2025BGI-Vorstand Christian Müller ging auf die angespannte wirtschaftliche Lage und die fehlende Konsumlaune der Verbraucher ein. Er bemängelte, dass die deutschen Unternehmen in ein immer engeres Korsett von Pflichten und Auflagen eingebunden worden seien. „Der wachsende Kostendruck und die Vielzahl an Dokumentations- und Berichtspflichten sind für die kleinen und mittelständischen Betriebe zu einer großen Belastung geworden“, betonte Müller. Es fehle Planungssicherheit, so dass die Betriebe Investitionen und Innovationen scheuen.
BGI-Geschäftsführerin Andrea Kirchhoff hob eine Phase intensiver politischer Arbeit hervor, die der BGI vor dem Wahlkampf in Abstimmung mit anderen Wirtschafts- und Fachverbänden durchführte. Auch innerhalb der Branche gebe es Abstimmungs- und Kooperationsbedarf, so Kirchhoff.
Andrea Kirchhoff gab einen kurzen Marktüberblick: „Dass die Preissteigerungen im Blumenhandel den Rückgang privat eingekaufter Mengen 2024 nicht mehr kompensieren konnten ist ein Warnsignal. Dies zeigt, dass die Preisschwelle wohl zunächst einmal erreicht ist. Blumen sind als Produkt des täglichen Bedarfs in den Köpfen der Konsumentinnen und Konsumenten verankert und das soll auch so bleiben. Wir registrieren den Verbraucherwunsch saisonal und regional einzukaufen, wenn möglich“, konstatierte die BGI-Geschäftsführerin. Allerdings: „Mit dem Rückgang der deutschen Anbaumengen und der im Vertragsanbau gebundenen Ware, die den deutschen Großhandelsunternehmen und damit dem Blumenfachhandel nicht zur Verfügung stehen, entsteht ein Dilemma.“
Für den deutschen inhabergeführten Großhandel seien gerade in den Saisonzeiten frei verfügbare Warenmengen auch aus deutschem Anbau wichtig, um den Fachhandel mit einem Sortiment beliefern zu können, mit dem dieser sich vom Systemhandel differenzieren kann. Hier sieht der BGI wichtige Themen innerhalb der Branchenverbände und ihrer Mitgliedsbetriebe.
Mit einer Mutiple-Choice Befragung zur Vision des Blumengroßhandels 2030 erhob der BGI im Juli 2025 ein Stimmungsbild unter seinen Mitgliedern.
Als wichtigsten Schwerpunkt für die kommenden Jahre nannten 67 % der Mitglieder den Ausbau digitaler Vertriebswege. Dazu passt die Vision der Betriebsinhaber, dass das Unternehmen bis 2030 digitaler, effizienter und zukunftsfähig aufgestellt sein soll (77 %) und als moderner verlässlicher Partner im Blumenhandel gestärkt am Markt agiert (70 %).
Als mit Abstand größte Herausforderung sehen die Betriebe die steigenden Kosten für Energie, Logistik und Einkauf (87 %), wirtschaftliche Unsicherheiten durch Konjunkturschwankungen, Veränderungen im Kaufverhalten der Kunden, bürokratische Hürden und Belastungen sowie den Fachkräftemangel.
Der BGI soll weiter die klassischen Verbandsfunktionen übernehmen, durch eine starke Interessenvertretung gegenüber Politik, Behörden und Öffentlichkeit (70 %) und Netzwerk- und Austauschmöglichkeiten mit anderen Mitgliedsunternehmen und Branchenpartnern bieten (63 %). Die Hälfte der befragten Teilnehmer sprach sich dafür aus, dass der BGI sich für die Förderung eines positiven Branchenimage in Medien und Gesellschaft einsetzen soll. Außerdem wünschen sich die Mitglieder eine weitere Intensivierung der Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Fach-, Handels und Erzeugerverbänden.
Neuer Vorstand gewählt
Nach der Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung wählten die BGI-Mitglieder einen neuen Vorstand. Thomas Berthold (FleuraMetz DACH) als neuer Schatzmeister bleibt wie Christian Müller (Marktverband Bremen) und Christian Willeke (Willeke Blumen; Büren) Mitglied des BGI-Vorstands. Neu gewählt wurde Jürgen Scheerer (Minicuci Blumen, Frankfurt). Andrea Kirchhoff wurde als geschäftsführendes Vorstandsmitglied bestellt und von der Mitgliederversammlung bestätigt.
Der BGI-Vorstand agiert weiterhin im Team-System ohne Vorstandsvorsitzenden mit einer Geschäftsordnung, die die Aufgabenverteilung regelt.
Auf den Spuren der Vielfalt
Die Blumengroßhändler besuchten in der Berliner Innenstadt zwei Blumenfachgeschäfte, die mit ihrer ganz unterschiedlichen Ausrichtung beispielhaft die Bandbreite der Kunden des Blumengroßhandels repräsentieren. „Die Dichte an Fachgeschäften in Berlin ist sehr hoch und man kann gut sehen, wie Geschäfte - auch wenn sie in direkter Nachbarschaft liegen - mit unterschiedlichen Konzepten Erfolg haben können“, erläutert Andrea Kirchhoff die Auswahl der besuchten Geschäfte.
Zinnober Blumen am Kurfürstendamm unter der Leitung des Florist-Landesmeisters Berlin/Brandenburg Lukas Ernle steht für Erlebniseinkauf und hochwertige Floristik in leuchtenden Farben. Für seine Eventfloristik und für Privatkunden setzt Ernle auf kraftvolle Kreationen aus dem gesamten Spektrum des zur Verfügung stehenden Warenangebots von saisonal bis exotisch. Seine Kunden wünschen sich etwas Besonderes in der Produktauswahl und bei der Gestaltung ein wenig Extravaganz.
Nur wenige Meter entfernt liegt das Blumengeschäft Blütenreich im Untergrund des U-Bahnhofs Adenauerplatz. Mit dem Schwerpunkt auf Rosen und einem Angebot für preissensible Kunden spricht das Geschäft eine völlig andere Kundengruppe an – und das mit Erfolg. Die BGI-Großhändler konnten erleben, wie die vietnamesischen Floristinnen und Floristen innerhalb kurzer Zeit eine lange Schlange von Kunden zu deren Zufriedenheit bedienten.
Effiziente Warenlogistik bei Exotic Garden am Blumengroßmarkt
Bereits in der Nacht zuvor hatten die Großhändler den Berliner Blumengroßmarkt besucht. Das am Blumengroßmarkt ansässige BGI-Mitglied Exotic Garden gehörte als Lokalmatador zu den Gastgebern des BGI-Verbandstages. Geschäftsführer Ray Ramsaroop nahm seine Kollegen mit auf einen Rundgang durch die Anlieferung und Kommissionierung sowie den Cash & Carry Bereich. Er erläuterte, wie er mit seinem selbstentwickelten digitalen Warenmanagementsystem die Erfassung und Verteilung der eingekauften Blumen organisiert, vereinfacht und beschleunigt.
Krönender Abschluss des BGI-Verbandstags war die Jubiläumsfeier zum 60-jährigen Bestehen des Verbands in der Neuköllner Oper. BGI-Geschäftsführerin Andrea Kirchhoff nahm die Mitglieder mit auf eine Zeitreise in das Jahr 1965, in dem der BGI in einem Essener Konzerthaus ins Leben gerufen wurde. „Ein gutes Omen, um als Verband den richtigen Ton zu treffen“, so Kirchhoff.
Ursprünglich gegründet als Wirtschaftsverein, der seinen Mitgliedern den Marktzugang zu internationalen Märkten eröffnete, hat sich der BGI angesichts stets wachsender globaler Markttransparenz stetig verändert. Gestern wie heute ist er eine Plattform für politisches Engagement und die Vertretung der Interessen seiner Mitglieder. Andrea Kirchhoff sagte: „Es geht um das Engagement und das Vernetzen der Mitglieder, unabhängig von wirtschaftlichen Profiten, zur Förderung der Branche und des Großhandels in seiner Schlüsselfunktion zwischen Produktion und Handel.“
Andrea Kirchhoff hob die Notwendigkeit der Wandlungsfähigkeit für den Verband und seine Betriebe hervor. Sie betonte die Funktion der deutschen Blumengroßhändler: „Der inhabergeführte Großhandel ist der Absatzweg auch für Produkte abseits der Massenproduktion, wie es für deutsche Gartenbaubetriebe typisch ist. Er bewahrt den Markt vor einer Verarmung der Produktsortimente und bietet dem Fachhandel das Angebot, mit dem er sich vom Systemhandel unterscheiden kann. Er ist ein Bollwerk vor einer Verarmung des Marktangebots.“
Für den Blumengroßhandel sei es essentiell, die Zeichen der Zeit zu erkennen und neue Ideen aufzugreifen. Nachwachsende Generationen im Betrieb und der Familie können Ratgeber sein, wenn Themen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit, Individualisierung des Angebots und Wertewandel bei den Konsumenten zu diskutieren sind. „Inspiration liegt manchmal näher, als man glaubt“, ermutigte Kirchhoff.
Im BGI und mit dem neugewählten Vorstand gehe es nun darum, sich auf eigene Stärken, die individuellen Marktgegebenheiten, das Marktwissen und verlässliche Partner zu besinnen und mit neuen Konstellationen und Kooperationen die eigene Wandlungsfähigkeit in einem sich verändernden Markt zu beweisen.
Klaus Götz, Präsident des Bundesverbands Fachverband deutscher Floristen, brachte seine Freude über die enge Verbundenheit der Verbände zum Ausdruck und überreichte dem BGI ein Zertifikat für die Pflanzung von 6 Klimabäumen - einen für jedes Jahrzehnt des Verbands.
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