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Nordrhein-Westfalen

Was junge Friedhofsgärtner an ihrem Beruf gefällt

Auf dem Neuen Friedhof in Bad Honnef haben sieben junge Frauen und Männer erfolgreich ihre Abschlussprüfung im Beruf Friedhofsgärtner absolviert. Zwei der jungen Fachkräfte, die 33-jährige Ramona Griebel von der Gärtnerei Geschwind in Gemünd-Eifel, und der 22-jährige Tim Adams von der Friedhofsgärtnerei Wittstock in Bonn erzählen von ihrer Motivation für den Beruf.

von Sabine Meißner, Berlin erschienen am 11.07.2025
Wer Pflanzen liebt, gerne kreativ ist und den Kontakt mit Menschen mag, für den ist eine Ausbildung zum Friedhofsgärtner genau richtig. (Bildnachweis: GdF, Bonn) © GdF, Bonn
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Die Aufgabe bei der Abschlussprüfung bestand darin, eine Grabstätte zu gestalten und dabei von der Pflanzenauswahl bis zur Anlage und Bepflanzung des Grabs eigene Vorstellungen umzusetzen.

Tim Adams wünscht sich Auswahlmöglichkeiten für die Arbeit und deren Umfang.
Tim Adams wünscht sich Auswahlmöglichkeiten für die Arbeit und deren Umfang. © Landesverband Gartenbau NRW/Benedikt Jäger
Sie hatten bei der Wahl des Gärtnerberufs vermutlich bestimmte Vorstellungen. Welche waren das? Haben sich Ihre Erwartungen im Ausbildungsberuf erfüllt? Ramona Griebel: Ich habe den Beruf als zweiten Bildungsweg erlernt und hatte die Vorstellung, meine Aktivität und Kreativität mehr ausleben zu können. Ich wollte im Wandel der Jahreszeiten mit und in der Natur arbeiten, mir Arbeiten frei und flexibel einteilen können und am Ende des Arbeitstages mein Tagwerk betrachten und mich daran erfreuen können. Meine Erwartungen haben sich im Ausbildungsberuf absolut erfüllt. Es ist eine sehr abwechslungsreiche und noch dazu präzise Arbeit, die zwar manchmal körperlich sehr anstrengend ist, mich aber glücklich macht.
„Es ist eine sehr abwechslungsreiche und noch dazu präzise Arbeit, die zwar manchmal körperlich sehr anstrengend ist, mich aber glücklich macht“ Ramona Griebel
Tim Adams: Mir war es bei meiner Wahl des Ausbildungsberufes besonders wichtig, Menschen unterstützen zu können, die selbst nicht mehr in der Lage sind, die Grabpflege ihrer verstorbenen Angehörigen zu erledigen. Gleichzeitig hatte ich den Wunsch, das Ökosystem zu unterstützen und dabei mitzuhelfen, es auszubauen. In der Ausbildung und im Beruf konnte ich nun schon meinen Teil beitragen, da wir durch die Dauerbepflanzung kleine Lebensräume schaffen. Mir wurde dabei auch bewusst, dass wir die Menschen nicht nur mit den handwerklichen Arbeiten unterstützen, sondern auch in der Trauerphase wichtige Arbeit leisten. Die Trauerarbeit ist ein wesentlicher Teil meiner Tätigkeit, die ich sehr gerne ausübe.
Ramona Griebel bedeutet es sehr viel, auf Friedhöfen tätig zu sein.
Ramona Griebel bedeutet es sehr viel, auf Friedhöfen tätig zu sein. © Landesverband Gartenbau NRW/Benedikt Jäger
Sie haben den Beruf erfolgreich abgeschlossen. Werden Sie ihn nun auch ausüben? Und werden Sie im Ausbildungsbetrieb bleiben? Ramona Griebel: Ich werde den Beruf in Zukunft ausüben und möchte mein Fachwissen weiter vertiefen. Die Ausbildung habe ich in einem Betrieb absolviert, in dem ein sehr gutes und familiäres Arbeitsklima herrscht und in dem ich fachlich auch weiterhin noch viel lernen kann. Neben der Tätigkeit auf dem Friedhof pflegen wir auch Privatanlagen oder planen und gestalten Gärten. Dadurch ist der Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich. Ich freue mich wirklich, in diesem Betrieb weiterhin arbeiten zu können. Tim Adams: Vorerst werde ich den Beruf weiterhin ausüben. Längerfristig möchte ich aber gerne eine Tätigkeit finden, bei der ich mehr mit Menschen zu tun habe. Was meinen Sie: Welche Kriterien oder Voraussetzungen können dazu beitragen, dass junge Leute im Beruf bleiben und sich nach der Ausbildung nicht eine andere Tätigkeit suchen? Ramona Griebel: Wie in jedem Beruf, so müssen auch bei uns Gärtnern die Arbeitsbedingungen den Erwartungen junger Leute entsprechen. Das bezieht sich nicht nur auf das Gehalt, sondern auch auf die Arbeitszeiten und das betriebliche Miteinander. Außerdem spielt die bestehende Aussicht auf eine betriebliche Unterstützung, beispielsweise für Weiterbildungen oder bezüglich Aufstiegsmöglichkeiten überhaupt, eine Rolle. Junge Leute müssen die Möglichkeit bekommen, sich in Betriebsabläufe mit einzubringen, Verantwortung zu tragen und eigene Ideen zu verwirklichen, dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Betrieb bleiben.
„Aus meiner Erfahrung schränkt es viele ein, nur nach dem einen, festen System beschäftigt zu sein“ Tim Adams
Tim Adams: Ich meine, dass man junge Menschen dazu bewegen kann, im Ausbildungsberuf zu verbleiben, wenn die Arbeit an das jeweilige Leben der Beschäftigten angepasst wird. Aus meiner Erfahrung schränkt es viele ein, nur nach dem einen, festen System beschäftigt zu sein. Das betrifft zum Beispiel die 40-Stunden-Woche, da es heutzutage viel Variabilität im Leben benötigt, um glücklich zu sein. Angebote wie die Drei-Tage-Woche können Freiheit bieten und zugleich finanzielle Sicherheit. Das soll nicht heißen, dass generell jeder Beschäftigte nur noch drei Tage in der Woche arbeiten soll. Aber es sollten mehr Auswahlmöglichkeiten als bisher geboten werden. Was bedeutet es für Sie, auf Friedhöfen tätig zu sein? Ramona Griebel: Gegenwärtig, da wir in einer Zeit zunehmender Urbanisierung leben, ist es enorm wichtig, diese Lebensräume zu erhalten. Mir bedeutet sehr viel, auf Friedhöfen tätig zu sein, denn sie sind Orte der Ruhe, des Gedenkens und der Erholung. Noch dazu sind sie so wichtige Lebensräume, die für vielerlei Insekten und Säugetiere erforderlich sind und für die Artenvielfalt sorgen. Zudem eröffnet mir die Arbeit Wege, mich mit den Menschen auszutauschen und deren Vorstellungen in einer Grabanlage kreativ zu verwirklichen. Tim Adams: Wir behandeln ja ein sehr tiefgründiges und sensibles Thema, den Tod. Deswegen ist es für mich von sehr großer Bedeutung, das Vertrauen der Kunden geschenkt zu bekommen. Mir ist bewusst, was es bedeutet, die Arbeiten erledigen zu dürfen, die diese Menschen selbst nicht machen können.

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