
Schnittblumen für den Wochenmarkt
Dutzende verschiedener Arten, zudem zahlreiche Sorten von Schnittblumen und Schnittgrün kultivieren Piet-Hein van der Geer, seine Frau Ajša und ihr Team in Gewächshäusern und im Freiland. Zuverlässiger Absatzweg ist der Stuttgarter Wochenmarkt, auf dem die Gärtnerei drei Mal wöchentlich mit einem großen Stand präsent ist.
von Christoph Killgus erschienen am 08.04.2025Vor Jahren, so erinnert sich Piet-Hein van der Geer, gefiel es ihm gut, als Gärtner auf dem Traktor zu sitzen und allein den Kulturarbeiten nachzugehen. Diese Einstellung hat sich längst geändert. Mehrmals in der Woche fährt er auf den Stuttgarter Schillerplatz, wo nach wie vor mehrere produzierende Gärtner mit Blumen und Pflanzen präsent sind. Piet-Hein kann sich sein Berufsleben ohne die vielen Kundenkontakte jetzt nicht mehr vorstellen – und freut sich darüber, dass zu vielen treuen Kunden über die Jahre eine echte Beziehung entstanden ist.
1Der Vorname Piet-Hein bringt auf die richtige Spur: Die Eltern haben niederländischen Hintergrund. 1960 kam Vater Henk van der Geer aus den Niederlanden nach Deutschland und arbeitete in der Gärtnerei Noz in Bad Cannstatt. Dort lernte er die Inhabertochter, seine spätere Frau Heide kennen. Sie heirateten und gründeten 1970 die Gärtnerei Van der Geer. Gute gärtnerische Voraussetzung: Die Böden des Schmidener Felds sind fruchtbar.
Die internationale Einstellung prägte auch die nächste Generation, die heute in Verantwortung ist: Piet-Hein absolvierte sein Studium an einer Fachhochschule für Gartenbau in Holland. Anschließend sammelte er praktische Erfahrungen durch Praktika und zeitlich begrenzte Auslandseinsätze in Gärtnereien auf den Philippinen, in Costa Rica und in Südamerika, ehe er 1995 im elterlichen Betrieb mit einstieg. Auch er lernte seine künftige Frau im Betrieb kennen: Ajša kam 1992 aus Bosnien nach Deutschland, wo sie bei der Gärtnerei van der Geer zu arbeiten anfing.
Seit dem Jahr 2008 leiten Ajša und Piet-Hein van der Geer den Betrieb. Henk und Heide sind weiterhin aktiv im Unternehmen tätig, und auch die vier Kinder von Ajša und Piet-Hein sind regelmäßig auf dem Wochenmarkt präsent, wie es ihre eigenen Berufswege zulassen. Sohn Johann macht derzeit eine Ausbildung zum Gärtner.
Nachdem sich der Absatz auf dem Wochenmarkt schon vor Jahren sehr positiv entwickelt hatte, hatten schon die Eltern die Topfpflanzenproduktion eingestellt, sich auf Schnittblumen konzentriert und die Flächen schrittweise vergrößert.
2Drei Mal in der Woche ist Markt – das ganze Jahr!
Beim Stichwort Wochenmarkt mag manch einer an ein paar wassergefüllte Kübel mit Blumenbunden denken und sich wundern, wie man damit einen ganzen Betrieb führen kann. Wer Van der Geer auf dem Wochenmarkt besucht, staunt: Auf dem großen Stand aus vier Pavillons stehen zahlreiche unterschiedliche Blumen in großartiger Qualität und allen möglichen Zusammenstellungen. Kunden können Fertigsträuße mitnehmen oder sich direkt auf dem Markt auch einen Wunschstrauß binden lassen. Mit dem Stand von Van der Geer ist ein großes mobiles Blumengeschäft mit reicher Auswahl in der Stuttgarter Innenstadt vor Ort. Man könnte – hipper formuliert – auch von einem regelmäßig auftretenden Pop-up-Store für Blumen sprechen.
Auf dem Markt ist die Gärtnerei dienstags, donnerstags und samstags von 7 bis 13 Uhr, am verkaufsstärksten Samstag in der Regel eine halbe Stunde länger.
Viele Kunden wissen: Die Blumen stammen aus eigener Produktion. Und so ist auf dem Wochenmarkt viel los: Unter der Woche bedienen dort je nach Jahreszeit drei bis vier Mitarbeiter. Samstags ist oft doppelt so viel los, dann können es auch fünf bis sieben Mitarbeitende sein.
Eine wesentliche Basis für den Markterfolg: Van der Geer ist durchgehend das ganze Jahr präsent – unabhängig von der Jahreszeit, unabhängig vom Wetter. Wenn es kalt und nass ist, wird mit Seitenwänden für Schutz gesorgt, im Winter kommen auch gasbefeuerte Öfen zum Einsatz.
A propos Wetter: Der Kundenzuspruch auf dem Markt lässt sich nicht so ohne Weiteres am Wetter festmachen, wie man vermuten könnte und ist immer wieder nicht vorhersagbar, berichtet Piet-Hein. Anfang des Jahres wird mit weniger Ware der gleiche Umsatz gemacht wie später mit deutlich mehr Blumen, weil die Preise in der kalten Jahreszeit höher sind.
Da die Blumen für Bunde und Sträuße überwiegend aus eigener Kultur stammen, sind darunter auch solche mit kurzen Stielen. Würde er auf dem Großmarkt verkaufen, hätte er damit bei Floristen wohl keinen Erfolg, meint Piet-Hein. Auf dem Wochenmarkt ist das anders: Kleine, kompakte Sträuße sind oft als erste verkauft, weil viele Leute diese für ihre Tischdekoration besonders mögen.
Wenn Markttag ist, steht der Unternehmer morgens um vier oder halb fünf auf, um die Ware zusammenzustellen und alles für den Verkauf vorzubereiten. Als Stärke des Absatzes über den Wochenmarkt schätzt Piet-Hein, dass er unmittelbar erfährt, was bei den Kunden ankommt und wie sich deren Vorlieben über die Jahre ändern. Bei so mancher Schnittkultur kann er in den Kulturen dann durchaus kurzfristig reagieren. Andere wie Gerbera und Rosen stehen länger.
Aktuelle Beobachtungen: Die Nachfrage nach Chrysanthemen hat deutlich nachgelassen, ein satzweiser Anbau wie in früheren Jahren lohnt sich nicht mehr. Bei Gerbera sind Sorten mit spinnenartigen Blüten gefragt. Und bei Dahlien sind die Kunden im Sommer wild auf Pomponsorten, selbst wenn die Verkäufer deutlich darauf verweisen, dass deren Haltbarkeit in der warmen Jahreszeit doch recht begrenzt ist. Die naturhaft wirkenden Limonium gehen ebenfalls sehr gut, zumal neuere Sorten nicht mehr den intensiv unangenehmen Geruch früherer Zeiten haben. Auch Levkojen werden gut nachgefragt. Beim für die Binderei wichtigen Schnittgrün kann die Gärtnerei ebenfalls auf ein Sortiment aus eigenem Anbau zurückgreifen, Buchs, Spiraea und Koniferen gehören ebenso dazu wie Eucalyptus.
3Erntezeiten der Kulturen möglichst streuen
Letztes Jahr hat Van der Geer ein neues Gewächshaus gebaut und freut sich über das gute Lichtangebot darin. Das ist nicht in allen Häusern optimal, auch deshalb, weil das Wohnhaus im Süden teils für Schatten sorgt – und die Gärtnerei zudem auf einem leichten Nordhang liegt.
Durch die zahlreichen Kulturen in der Gärtnerei hat sich Piet-Hein über die Jahre ein umfangreiches Fachwissen angeeignet – und ist für Interessierte ein offener Gesprächspartner. Vom Besuch Ende Februar einige Eindrücke: Tulpen spielen Anfang des Jahres, teils bis Muttertag, eine wichtige Rolle. Die mit Knollen belegten Kisten werden im Freiland überwintert. Das Substrat ist mit feinkörnigem Blähton abgedeckt. Über die Jahre kann dieser mehrfach verwendet werden. Der Blähton bietet mehrere Vorteile: beim Gießen wird das Substrat nicht aus den Kisten geschwemmt. Der Blähton hat auch eine isolierende Wirkung bei starkem Frost. Zum Schutz vor Frost werden die Kisten im Freiland außerdem mit Stroh abgedeckt. Die Treiberei muss aufmerksam begleitet werden: Wird es sehr warm, wird das Stroh entfernt und die Kisten an einen schattigen Platz gestellt, damit in der Folge nicht zu viele Stiele auf einmal kommen, schließlich hat der Tulpenverkauf im Frühjahr über viele Wochen Bedeutung. An die 50 verschiedenen Sorten sorgen ebenfalls für eine Streuung der Erntetermine.
Auch bei anderen Kulturen ist im Blick auf den Wochenmarkt eine möglichst breite Streuung der Ernte wichtig. Das geschieht über einen Mix aus Folgesätzen, die teils unter Glas oder Folie, teils im Freiland stehen.
In früheren Jahren hat Van der Geer bei den Sommerkulturen vieles selbst ausgesät. Das ist weniger geworden, weil dafür einfach die Zeit fehlt. Die ist zum überwiegenden Teil für Ernte und Aufbereitung der Schnittstiele und für den Verkauf selbst nötig.

Gärtnerei van der Geer, Fellbach bei Stuttgart
- Inhaber: Piet-Hein und Ajsa van der Geer
- Geschichte: Henk und Heide van der Geer gründen den Betrieb im Jahr 1970
- Ausrichtung: Schnittblumen und Schnittgrün unter Glas und im Freiland
- Kulturen: Rosen 1.200 m2 unter Glas und 800 m2 im Freiland; Tulpen etwa 80.000 Stück; Gerbera 450 m2; vielfältige Saisonkulturen wie Amaryllis, Freesien, Ranunkel, Anemonen, Levkojen, Löwenmaul, Matricaria, Bartnelken, Lisianthus und Chrysanthemen. Freilandkulturen wie Rittersporn, Dahlien, Pfingstrosen, Sonnenblumen, Wicken und Phlox.
- Absatz: Direktverkauf ganzjährig dreimal in der Woche auf dem Stuttgarter Wochenmarkt (Schillerplatz); dienstags und donnerstags von 7 bis 13 Uhr, samstags von 7 bis 13.30 Uhr
- Zukauf: nur im Winter; im Sommer ausschließlich eigene Ware
- Flächen: 4.500 m2 Venlo-Gewächshäuser, 500 m2 Filclair-Folienhaus unbeheizt, 4.000 m2 Freilandflächen für Schnittblumen und 4.000 m2 für Schnittgrün
- Energieträger: Gas und Fernwärme (zusammen 250.000 kWh jährlich), außerdem Scheitholz
- Mitarbeitende: 4 Familienmitglieder, 2 Vollzeitkräfte, 4 Teilzeitkräfte, 8 Minijobber
- Arbeit: Zwei Drittel der Arbeitszeit entfallen für Ernte, das Vorbereiten der Ware für den Markt und den Verkauf; ein Drittel der Zeit bleibt für Kulturarbeiten
- Jahresumsatz: rund 600.000 Euro
- Kontakt: Gärtnerei van der Geer, Bittenfelder Str. 23, 70736 Fellbach, Telefon +49 711 511139, www.vandergeer-schnittblumen.de
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