Der Holzfasertopf aus den Vogesen
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Der erste Eindruck und auch der Geruch auf dem Werksgelände in dem Vogesenort sind ähnlich wie bei einem Sägewerk: Neben dem Parkplatz ist gleich das Lager mit vielen aufeinandergeschichteten Fichtenstämmen, dem außer Wasser einzigen Rohstoff, der im Werk benötigt wird.
Mehrere in verschiedenen Zeiträumen entstandene Gebäude bilden ein Ensemble. Das Verwaltungshaus am Eingang des Geländes ist noch recht neu, die Produktionsgebäude stammen teils aus den Anfangsjahren des Unternehmens. Auf der anderen Seite der Landstraße, an der das Werk direkt liegt, befindet sich die Lagerhalle.
Die Geschichte des Unternehmens geht bis ins Jahr 1880 zurück, als hier eine kleine Fabrik zur Herstellung von Pappe entstand, deren Produkte unter anderem in die Schuh- und an die Druckereiindustrie gingen. Mehrfach orientierte sich die Firma mit ihren Produkten neu. Anfang der 1960er-Jahre schließlich und damit seit rund 60 Jahren verlegte sich Fertil auf die Produktion von Kulturtöpfen aus Holzfasern. Dies lange vor einer Zeit, in der sich jeder um ein umweltfreundliches und nachhaltiges Etikett bemüht.
Nur Holz und Wasser
Bei der Herstellung der Töpfe kann man an das deutsche Reinheitsgebot für Bier denken: Die Zutatenliste für die Fertilpots ist äußerst kurz – mit zwei Rohstoffen sogar noch knapper als beim Bier. Gebraucht wird lediglich Holz und Wasser. Das Holz wiederum stammt aus den Wäldern der Region und aus Auslichtungsmaßnahmen dort.
Die Produktion ist einfach erklärt: Die Fichtenholzstämme werden mit martialischen Maschinen zerkleinert und zu Holzfasern aufgearbeitet. In großen Behältern werden die Fasern mit heißem Wasser vermischt. Der Holzfaserbrei ist Ausgangsstoff für die Herstellung von Töpfen in allen möglichen Größen, Formen und Einheiten. Bei der Herstellung werden keinerlei Zusatzstoffe verwendet, also auch keine Kleber, wie man vermuten könnte.
Die für die Herstellung der unterschiedlichen Töpfe nötigen Maschinen wurden im Unternehmen selbst gebaut und weiterentwickelt, sind damit auch selbst zu reparieren, ein mit Blick auf Kosten und schwierige Ersatzteil-Lieferketten heutzutage nicht zu unterschätzender Vorteil.
Der Fertilpot, wie die Holzfasertöpfe aller Größen und Formen heißen, ist sowohl in runder wie auch eckiger Vierkantausführung erhältlich. Im Lauf der Jahre und Jahrzehnte hat sich ein breites Sortiment entwickelt, das auf recht unterschiedliche Wünsche der Kunden zurückgeht.
Holzfasertöpfe tun sich bei den Profis noch nicht leicht
Der größere Teil der Topfproduktion, rund zwei Drittel, geht an den Hobbygartenbau – der Profigartenbau als Absatzmarkt gewinnt aktuell an Fahrt, was mit den Nachhaltigkeitserwartungen in der Gesellschaft und der Nachfrage des Markts zu tun hat. Allerdings wuchs die Nachfrage des Profigartenbaus zuletzt nicht so stark, wie Fertil das erwartet hätte.
Das hat mehrere Gründe: Der wichtigste ist der Preis – die nachhaltigen Holzfasertöpfe kosten rund das Dreifache eines Kunststofftopfs, was andererseits bei soliden Absatzwegen nicht wirklich ins Gewicht fällt. Eine leichte Kostenentlastung entsteht immerhin dadurch, dass die Töpfe für das duale System nicht relevant sind.
Die Praxis war außerdem lange zurückhaltend mit dem Einsatz der Fertilpots, weil diese nicht maschinentauglich waren. Mit der Produktreihe Fertilpot NT konnte dies geändert werden, diese Töpfe lassen sich wie ihre Kunststoffkollegen automatisch entstapeln und sollen auf allen gängigen Topfmaschinen einsetzbar sein. Sigrid Hansen-Catania, die seit vielen Jahren in Europa in Verkauf und Beratung unterwegs ist, wundert sich über die Zurückhaltung, die manche Kunden immer noch zeigen, obwohl ihnen ihr lang gehegter Wunsch für die automatische Verarbeitung doch nun erfüllt wurde. Die NT-Töpfe gibt es in den Größen 10,5, 12 und 14 cm.
Ein weiterer Grund für Gärtnerskepsis bei biologisch abbaubaren Töpfen allgemein war und ist die nicht leicht zu kalkulierende Lebensdauer. Je nach Kulturführung und damit je nachdem, wie feucht oder nass die Töpfe stehen, zersetzen sich diese langsamer oder schneller. Hilfreich ist hierbei eine Bewässerung von unten, ohnehin die Regel in vielen Betrieben.
Gefragt ist der Gärtner zudem, eigene Kulturerfahrungen mit den Töpfen zu sammeln. Freilich ist jeder zurückhaltend, wo es zusätzliche Zeit zu investieren gilt. Überlegenswert ist allerdings, ob in Zeiten, in denen auch der allmähliche Wechsel auf torfreduzierte Substrate ansteht, der ebenfalls viel mehr begleitende Aufmerksamkeit erfordert, gleichzeitiges Experimentieren mit Kulturtöpfen aus biologischem Material unterm Strich gar nicht so viel Aufwand mehr bedeuten? Können 100 % biologische Töpfe nicht gerade bei direkt absetzenden Betrieben ein einleuchtendes umweltrelevantes Zusatzargument darstellen? Das muss freilich jeder für sich beantworten.
Mehr Info und Beratung nötig
Ähnlich wie bei Substraten mit höheren Anteilen von Torfersatzstoffen ist es bei den Töpfen auch im Hinblick auf die Beratung: Es gilt, die Kunden mehr zu informieren, an die Hand zu nehmen und Bedenken zu zerstreuen – beispielsweise dazu, dass ein leichter Pilzbesatz nicht tragisch ist.
Betriebsindividuelle Erfahrungen gilt es für Gärtner in der Kultur zu sammeln mit den besonderen Topfeigenschaften: Die Wände sind luftdurchlässig und wasserleitend und für Wurzeln durchlässig, was insbesondere dazu führt, dass es bei diesen keine Ringbildung gibt. Wo es Praxisfragen gibt, berät Sigrid Hansen-Catania gern.
Neue wasserabweisende Töpfe
In jüngster Zeit kommen von Fertil sogenannte „Hydro Longlife"-Töpfe, die so gefertigt sind, dass sie in den ersten Wochen wasserabweisende Eigenschaften besitzen und so eine längere Lebensdauer auch unter feuchten Bedingungen haben. Auch diese sind in den wichtigen Topfgrößen 10,5, 12 und 14 cm erhältlich. Allgemein verweist Fertil auf die große Sortimentsbreite, die den Einsatz der Töpfe für ganz unterschiedliche Kulturen und Zwecke erlaubt. So sind die Töpfe nicht nur einzeln, sondern auch als Strips verfügbar. Es gibt Strips mit und ohne Abstandshalter. Die Töpfe sind außerdem sowohl einzeln erhältlich als auch schon in einem Tray untergebracht – auf manchen Märkten gibt es dafür eine gute Zusammenarbeit mit den Systemen von HerkuPak und QuickPot. Julien Perreve-Genet, der Geschäftsführer des Werks in Le Syndicat, unterstreicht auch besonders seine Offenheit für individuelle neue Lösungen. Wo Kunden besondere Wünsche für neue Produkte haben, sei hier sehr viel möglich.
Die Profimärkte von Fertil sind sehr international, die Holzfasertöpfe gehen in über 40 Länder, unter anderem nach Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Österreich, die USA, Großbritannien, Spanien, Neuseeland und Australien. Auch die Verwendungsfelder für die Fertilpots sind vielfältig – für Zierpflanzen ebenso wie für Obstjungpflanzen, für Bodendecker oder für die Rebveredlung.
Längst spielt der Fertilpot für Bio-Betriebe eine wichtige Rolle. In der Liste der landwirtschaftlichen Betriebsmittel ist er aufgeführt. Die entsprechende EG-Verordnung Nr. 834/2007 (ecocert.com/intrants) listet auf, was in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt werden darf. Fertil kann zudem auf verschiedene weitere Zertifikate von Organisationen verweisen, welche die Umweltleistung der Töpfe unterstreicht.
Kontakt zu Fertil
- Vertrieb: FERTIL, 38 rue de Bellevue, 92100 Boulogne Billancourt/Frankreich, Telefon +33 (0)1 46 04 41 24, E-mail: adv@fertil.fr
- Beratung: Sigrid Hansen-Catania, Gartenbau-Ingenenieurin, Export Manager Europa, E-Mail sigrid-hansen@fertil.fr, Telefon +33 (0)6 71 70 71 61
- Produktion: FERTIL, 1 Rte du Saut de la Cuve, 88120 Le Syndicat, Frankreich
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