Wie können wir zukunftsorientiert ausbilden?
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„Ich habe einen tollen Beruf”, stellte Jakob Hokema fest. Gärtner sei kein technischer, sondern ein pflegerischer Beruf. „Wenn wir das den Leuten vermitteln können, dann haben wir sie.”
Strukturdiskussionen zur gärtnerischen Berufsausbildung gibt es deshalb, weil die Zahl der Betriebe abnimmt und der Berufsstand an allen Ecken und Enden mit Rückgängen zurechtkommen muss. Hokema lobte viele gute Initiativen in den Landesverbänden. „Dort wird eine sehr gute Arbeit gemacht.” Schade sei, dass man über die Verbandsgrenzen hinaus wenig voneinander wisse. Hokema will deshalb vernetzen und moderieren.
Sieben Sparten bleiben, eine achte ist Wunsch
Hokema berichtet von den Diskussionen um die Neuausrichtung der Berufsausbildung. Es habe die Überlegung gegeben, die sieben Sparten zu den drei Sparten Produktion, Dienstleistung und Verkauf zusammenzufassen. Dies hätte aber beispielsweise im Bereich Produktion bedeutet, dass sich Auszubildende mit der Kultur von Zierpflanzen, Obst und Gemüse hätten befassen müssen, was eine deutliche Überforderung gewesen wäre. Aus diesem Grund sei man sich in den Verbänden nach ausführlichen Gesprächen einig, bei den bekannten sieben Fachrichtungen zu bleiben.
Wunsch vieler sei darüber hinaus, eine achte Sparte für eine Ausbildung als Verkaufsgärtner zu etablieren. Der Bedarf hierfür sei enorm, diese Leute werden auch in den grünen Verkaufsabteilungen der Baumärkte gebraucht. Wenn dort fachgerecht beraten wird, kommt dies dem Gartenbau insgesamt zugute.
Auf Seiten der Baumschuler sei man aktuell noch nicht von der Notwendigkeit dieser Sparte überzeugt. Es werde wohl befürchtet, junge Leute könnten sich statt für eine Ausbildung in einer Produktionsrichtung für einen Weg als Verkaufsgärtner entscheiden. Diese Angst hält Hokema für unbegründet. Eine Ausbildung im Einzelhandel sei insgesamt sehr beliebt, insofern werde ein gärtnerisches Angebot in diesem Bereich zu mehr Interesse an einer Ausbildung im Gartenbau führen, ohne anderen Sparten etwas wegzunehmen. „Wir wollen nicht, dass unsere Azubis aus der Produktion nachher im Verkauf landen”, so Hokema. Wenn es einen eigenen Ausbildungsweg für den Verkauf gebe, sei dieses Ziel leichter erreichbar.
Geplant ist eine Neugliederung der Ausbildungszeit. In den ersten beiden Jahren sollen alle Sparten eine gemeinsame Grundausbildung an der Berufsschule erhalten, im dritten Jahr dann den spartenspezifischen Unterricht. Die Zwischenprüfung soll aufgewertet werden. Es soll anders als bisher eine genaue Note geben, die dann auch in die Endnote der Ausbildung einfließt. Ziel einer Ausbildung sei auch, für die spätere Berufstätigkeit den Wechsel zwischen den Sparten zu erleichtern.
Die Betriebe sind rund um die Ausbildung mehr gefragt
Keinen Zweifel ließ Hokema daran, dass sich die Branche auf schwierigere Zeiten im Blick auf den Berufsschulunterricht einstellen müssen. Zum einen werden Berufsschulen geschlossen und zusammengelegt. Dies wird teilweise mehr Internatsunterbringung nötig machen, welche wiederum mit Kosten verbunden ist.
Die Berufsschullehrer, die noch umfangreiche eigene praktische Erfahrungen aus einer eigenen gärtnerischen Ausbildung mitbrachten, werde es immer weniger geben, damit müsse die Branche umgehen lernen.
Angesichts dieser Entwicklungen ermunterte Hokema die Unternehmer, selbst alles zu tun, um die Qualität der Ausbildung zu steigern, die leider längst nicht überall berauschend sei. „Nehmen Sie das Heft einer guten Ausbildung selbst in die Hand!”, so sein Appell.
Und noch ein dringendes Anliegen formulierte der engagierte Staudengärtner aus Schwäbisch Gmünd: In den Prüfungsausschüssen fehlen zunehmend qualifizierte Prüfer. „Stellen Sie sich zur Verfügung!”, so Hokema. Es könne nicht sein, dass diese wichtige Aufgabe an wenigen Engagierten hängenbleibe.
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