Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Interview mit Landgard-Vorstand Dirk Bader

„Wir brauchen auch in Zukunft viele regionale Produzenten“

Im gärtnerischen Großhandel hat kein Unternehmen einen so umfassenden Marktüberblick wie Landgard. Das Unternehmen ist mit zahlreichen Abholmärkten und Handelsaktivitäten am Markt präsent. Wir fragten Landgard-Vorstand Dirk Bader nach seiner Einschätzung der aktuellen Entwicklungen.

Veröffentlicht am
Dieser Artikel ist in der erschienen.
PDF herunterladen
Artikel teilen:

DEGA GARTENBAU: Mit welchen Gedanken blicken Sie auf die Entwicklungen des Pflanzenmarkts in der Zeit der Pandemie?

Dirk Bader: In den letzten eineinhalb Jahren hat der Gartenmarkt eine Berg- und Talfahrt erlebt. Die Corona-Schutzmaßnahmen mit den darin vorgegebenen Geschäftsschließungen und -öffnungen haben die ganze grüne Branche vor enorme Herausforderungen gestellt – und das alles sowohl vor als auch während der Hauptsaison für Blumen und Pflanzen. Es hat sich aber auch gezeigt, dass wir mit unseren Produkten ein gefragtes Gut anbieten, das einerseits der Versorgung der Menschen dient, ihnen andererseits aber auch wertvolle Gestaltungsmöglichkeiten und ein echtes Wohlfühlgefühl vermittelt. Im Rückblick erfüllt es mich daher auch mit Freude, dass unsere Branche und vor allem unsere Erzeuger*innen mit ihren hochwertigen Produkten bei den Verbraucher*innen im Zuge dieser Krise mehr Wertschätzung erfahren haben. Die Pandemie hat zudem das Einkaufsverhalten verändert. Der Trend zum „Cocooning" hält weiter an und Verbraucher*innen gestalten ihren Wohnraum mit unseren grünen Produkten.

Meine Gedanken drehen sich dabei auch stets um unsere Mitarbeiter*innen und die der Familienunternehmen, die diese tollen grünen Artikel produzieren. Die zurückliegende schwierige Zeit hat uns alle noch enger zusammengeschweißt. Hilfsbereitschaft, Unterstützung und Verständnis für die Belange der anderen haben zugenommen.

DEGA GARTENBAU: Welche Entwicklungen bereiten Ihnen Sorgen und warum?

Dirk Bader: Der Fachkräftemangel und die immer schwierigere Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften werden auch in Zukunft bestimmende Themen für die grüne Branche sein. Und auch die angespannte Situation im Speditionsgewerbe oder die Umsetzung der vielen gesetzlichen Regularien und Vorgaben stellen alle Branchenpartner*innen vor wachsende Herausforderungen – von den Betrieben über Vermarktung und Handel bis hin zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern.

DEGA GARTENBAU: Und welche Entwicklungen haben Sie überrascht?

Dirk Bader: Mich hat positiv überrascht, wie schnell der Markt sich im Zuge der Corona-Pandemie organisiert und auf neue Aspekte reagiert hat. Innerhalb weniger Tage haben Blumengeschäfte ihren Lieferservice erweitert, Gartencenter den Online-Shop für sich entdeckt oder Baumärkte ihr Sortiment erweitert. Auch LEH und Discount haben ihr Warenvolumen an Blumen und Pflanzen aufgestockt, um die je nach Bundesland unterschiedlich streng durchgeführten Schließungen des Fachhandels auszugleichen. Alle gemeinsam haben das Ziel verfolgt, die Menschen gerade in dieser schwierigen Phase mit Blumen und Pflanzen zu versorgen und möglichst viele der verderblichen Produkte unserer erzeugenden Betriebe zu vermarkten.

DEGA GARTENBAU: Was hat Sie in der Zeit der Pandemie besonders gefreut?

Dirk Bader: Mit Blick auf die Branche war das der Zusammenhalt der verschiedenen Branchenverbände mit ihren Mitgliedern, um gemeinsam wichtige Ziele durchzusetzen.

Bei Landgard haben mich besonders zwei Dinge gefreut. Einmal das gute Zusammenspiel zwischen Regionalbeiräten, Beirat Blumen & Pflanzen, Aufsichtsrat, dem Betriebsrat und den operativen Einheiten. So konnten wir schnell wichtige Entscheidungen treffen und die manchmal auch einschneidenden Maßnahmen im Zuge dieser Pandemie durchsetzen. Und zum anderen das Verständnis und die schnelle Umsetzung der getroffenen Vorgehensweise durch unsere Mitarbeiter*innen – sei es bei der Kurzarbeit oder bei den hohen zusätzlich abgerufenen Leistungen. Nur so konnten wir gemeinsam in dieser Saison Umsatzspitzen bewältigen, die höher waren als alles, was wir in der Geschichte von Landgard bisher erlebt haben.

DEGA GARTENBAU: Welche Herausforderungen für den Handel mit Pflanzen erwarten Sie 2022?

Dirk Bader: Die grüne Branche wird sich weiter an die sich verändernden Einkaufsgewohnheiten anpassen müssen. Es muss uns gelingen, jüngere Zielgruppen besser zu erreichen. Dazu müssen der Look und die Atmosphäre in den Blumenfachgeschäften und Gartencentern weiter ausgebaut werden, um so ein positives Einkaufserlebnis zu bieten.

Auf der anderen Seite steht der Handel vor der Herausforderung, zentrale Themen noch besser zu den Kund*innen zu transportieren. Das Spektrum reicht von Nachhaltigkeit über den Beitrag von Blumen und Pflanzen für ein gesünderes Leben und den zunehmenden Wunsch nach frischem Obst und Gemüse aus Eigenanbau bis hin zu exklusiven Produkten, die die grüne Branche mit viel Liebe und handwerklichem Geschick herstellt. All dies gilt es zukünftig noch überzeugender am POS darzustellen, glaubwürdig zu transportieren und auf der Fläche zu leben. Nur so wird der Mehrwert, den unsere frischen Produkte bieten, darstellbar und für Verbraucher*innen ersichtlich.

Mit Blick auf die Produktionsbetriebe muss der Handel verbindlicher und planbarer werden. Denn nur gemeinsam können wir eine kontinuierliche Versorgung der Menschen mit Blumen und Pflanzen sicherstellen. Der Strukturwandel im Gartenbau hinterlässt bereits heute seine Spuren. Der Handel und wir brauchen jedoch auch in Zukunft viele regionale Produzent*innen – vom kleinen Betrieb mit exklusiven Artikeln bis zu großen Unternehmen mit Kernprodukten in hohen Stückzahlen. Diese Kombination unterschiedlicher Betriebstypen, eine regionale Ausrichtung und die Unterstützung des Handels in Preisfindung sowie Abnahme sind mit Blick in die Zukunft Garanten für eine zuverlässige Versorgung des Handels mit frischen Blumen und Pflanzen für den Verkauf.

DEGA GARTENBAU: Was raten Sie den Händlern der grünen Branche vor diesem Hintergrund?

Dirk Bader: Partnerschaft ist in der Zusammenarbeit der entscheidende Erfolgsfaktor. Vertrauen Sie auf die hohe Qualität des Handwerks und der grünen Artikel unserer Gartenbaubranche. Setzen Sie auf Marken – sowohl auf selbst gestaltete als auch auf übergreifende Marken von Handelspartner*innen mit größerer Verbreitung, wie „Deutsche Gärtnerware". Treiben Sie wichtige gesellschaftliche Themen wie Nachhaltigkeit und die Schonung natürlicher Ressourcen voran. Auf der anderen Seite wird es immer wichtiger werden, die Kundenbindung durch eine persönliche Beratung auszubauen und zu festigen. In diesem Zuge können Sie positive Signale noch besser vermitteln und aufzeigen, wie frische grüne Produkte das Leben schöner, lebenswerter und nachhaltiger machen.

Es lohnt sich, weiter in die grüne Branche und unsere Produkte zu investieren. Wir haben in den letzten eineinhalb Jahren gesehen und gezeigt, was wir als Gemeinschaft innerhalb der Branche mit unseren grünen Produkten bewegen können. Und wir haben gezeigt, welchen positiven Einfluss wir mit unseren Artikeln auf die Menschen haben und dass wir für kommende Entwicklungen gut aufgestellt sind. Ich sehe darum insgesamt sehr optimistisch in die Zukunft des Pflanzenmarktes. Gemeinsam erfüllen wir alle Voraussetzungen für weiteres grünes Wachstum.

Die Fragen für DEGA GARTENBAU stellte Grit Landwehr, Gartenbauredaktion im Verlag Eugen Ulmer.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren