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Hiedl in altusried

Ideenreich im Allgäu

Außerhalb einer großen Gartenbauregion, dafür im schönen Allgäu, kultiviert der Familienbetrieb Hiedl in dritter Generation vor allem Calluna vulgaris der Marke „GardenGirls", außerdem ein starkes eigenes Sortiment von Erica gracilis „Heidi’s". Von beiden Arten liefert Hiedl sowohl Stecklinge und Jungpflanzen als auch blühende Pflanzen.
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Gärtnerfamilienbild, von links: Angelika Hiedl, Katharina Straßer, Helmut Hiedl, Lorenz Hiedl, Sabine mit Luca und Vincent Hiedl.
Gärtnerfamilienbild, von links: Angelika Hiedl, Katharina Straßer, Helmut Hiedl, Lorenz Hiedl, Sabine mit Luca und Vincent Hiedl.Hiedl 
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Arbeiten, wo andere Urlaub machen – mit diesem bekannten Motto kann auch die Gärtnerei Hiedl interessierte Fachleute ohne Weiteres für die Mitarbeit in dem auf Calluna und Erica spezialisierten Unternehmen ansprechen, das durch sein vielseitiges und breites Programm bei beiden Gattungen abwechslungsreiche Arbeitsplätze bietet. Ebenso überzeugen dürften dabei die moderne Gebäude- und Maschinenausstattung des Unternehmens und das zeitgemäße Marketing.

Die Lage im Allgäu – Helmut Hiedl schildert die Vor- wie auch die Nachteile. Um mit letzteren anzufangen: „Wir sind von den großen Anbauzentren ziemlich weit entfernt." Das Unternehmen hat damit nicht die Möglichkeiten des grünen Großhandels oder spezialisierter Logistikunternehmen, wie es sie am Niederrhein gibt. Das bedeutet: „All das machen wir selbst – von der Kundenakquise über die Logistik und die gesamte Betreuung des Absatzes." Auf der anderen Seite ist die Lage aber auch eine große Stärke: „Wir sind hier für uns und für viele Kunden eben automatisch Ansprechpartner für Eriken und Callunen." Die Lage im Süden Deutschlands bietet einen weiteren Vorteil: nach Österreich und Südtirol ist es nicht weit und für Kunden dort kommt Hiedl deshalb als Lieferant aus Deutschland als einer der ersten infrage.

Drei Standbeine des Unternehmens

Hiedl bietet Jungpflanzen der verschiedenen Heidearten in zehn verschiedenen Plattengrößen, die vier kleinsten Ballengrößen sind als „Stecklinge" im Angebot (QP 144 bis QP 576). Die werden ohne weiteres Pikieren verkauft. Für die pikierten Jungpflanzen gibt es sechs Größen (QP 24 bis QP 104). Die Jungpflanzen machen mit um die 70 % mittlerweile den bei Weitem größten Teil der gärtnerischen Produktion aus, die Nachfrage ist in den letzten Jahrzehnten enorm gestiegen. Immer wieder wurden dafür die Kulturflächen erweitert und neue Glas- und Folienflächen geschaffen. Der Betrieb ist mit den Kunden organisch gewachsen und deshalb immer ausgelastet.

Die Produktionsmenge blühender Pflanzen ist seit vielen Jahren in etwa gleich geblieben und hat dadurch insgesamt an Bedeutung verloren. Das hängt mit dem Strukturwandel im Gartenbau zusammen – vor Jahrzehnten belieferte Hiedl noch zahlreiche kleine und kleinste Betriebe mit Fertigpflanzen. Stellt sich die Frage: Lohnt sich die Produktion blühender Pflanzen überhaupt noch, wäre die Konzentration auf Stecklinge und Jungpflanzen nicht sinnvoller? Nur auf den ersten Blick, erklärt Vincent Hiedl: „Die Kultur von Fertigware hilft uns enorm, unser Sortenangebot selbst zu testen und Kulturerfahrungen zu sammeln, die wir in der Beratung dann an unsere Kunden weitergeben können." Freilich werden die Produktionsmengen nicht ausgeweitet, man will schließlich nicht in Wettbewerb mit den eigenen Jungpflanzenkunden treten. Und angesichts relativ hoher Transportkosten in Ballungsgebieten könnte man preislich mit dort ansässigen Produzenten auch nicht mithalten.

Drittes Standbein der Gärtnerei ist die Züchtung und Produktentwicklung. Sie ist besonderer Schwerpunkt von Lorenz und von Helmut Hiedl. Letzterer engagiert sich auch im Züchtungsausschuss der Azerca. Freude macht ihm, an der Entwicklung des weit bekannten Callunen-„GardenGirls"-Sortiments mitzuwirken. Zum 1. April 2020 wurde die Heidezüchtung GardenGirls GmbH gegründet, bei der Helmut Hiedl einer von vier Gesellschaftern ist. Die weiteren Gesellschafter sind Kurt Kramer, Johannes van Leuven und Horst Marohn. Aus der Züchtung von Hiedl sind einige Callunensorten im Sortiment der „GardenGirls" zu finden.

Züchterisch aktiv ist die Gärtnerfamilie außerdem bei Erica gracilis , wo sie mit dem „Heidi’s"-Sortiment eine außerordentlich farbstarke Markenfamilie bieten kann. Ums Marketing dafür kümmert sich Sabine Hiedl, unterstützt wird sie von dem ebenfalls im Allgäu ansässigen Marketingprofi Richard Petri von der RiPlant AG. So mancher schaut erst einmal erstaunt, wenn er von Erica gracilis als Produkthighlight hört. Zumindest die Älteren haben dabei rosablühende Topfpflanzen vor sich, die vor allem auf Friedhöfen verwendet wurden und irgendwann den Verwendungskampf gegen die durchhaltenden knospenblühenden Callunen verloren. Von dieser Vorstellung gilt es, sich zu lösen, das macht das „Heidi’s"-Programm überzeugend deutlich:

  • „Heidi’s" bieten eine ganze Reihe unterschiedlicher kräftiger Farben, die Palette umfasst verschiedene Rot- und Rosatöne ebenso wie weiße und gelbe Sorten ( www.heidis.info ). Zur Wirkung der „Heidi’s" tragen auch ihre verschiedenen Laubfarben bei.
  • In unserer Zeit überzeugen die Ericen mit einer reichen Blüte im Herbst und damit in einer Jahreszeit, in der Bienen und andere Insekten immer weniger Nahrung finden. Entsprechenden Anklang finden die blühenden Pflanzen bei den Tierchen.
  • Die Gärtnerei verweist außerdem auf die intensive Marketingbegleitung der „Heidi’s" in Publikumsmedien – hier zahlt sich die Kooperation mit dem bereits erwähnten Richard Petri sicherlich aus.

Leistungsstarke Produktion

Wer Betriebe mag, in denen sich so richtig etwas dreht, hat seine Freude am Betriebsrundgang und daran zu hören, welche Mengen in der Gärtnerei angebaut werden. Jährlich sind das etwa 17 Mio. bewurzelte Stecklinge, von denen rund 5 Mio. zu Jungpflanzen weiterkultiviert werden, außerdem etwa 150.000 Pflanzen zu Rohware und an die 500.000 blühende Pflanzen. Die Vermehrung von Stecklingen und Jungpflanzen läuft von November bis Ende Mai mit Schwerpunkt im April und Mai, dann werden täglich bis zu 350.000 Pflänzlein vermehrt. Die Auslieferung der Stecklinge erstreckt sich über den Zeitraum von Mitte Juni bis Ende Juli. Pikierte Jungpflanzen werden zwischen Ende Oktober und Mitte April versandt. Ein Teil der Kunden topft noch vor dem Winter, die Mehrzahl allerdings tendiert zu einem Kulturbeginn Richtung Frühjahr.

Die überwiegende Menge wird auf Bestellung kultiviert, von einer Produktion großer freien Mengen und anschließender Suche nach Kunden hält man bei Hiedls nicht viel. Allerdings ist die Vorplanung der Vermehrung für das nächste Jahr auch nicht ganz einfach, denn die Mutterpflanzenbestände müssen bereits aufgebaut werden, bevor die verbindlichen Bestellungen eingehen. Grundsätzlich orientiert man sich deshalb an den Bestellmengen und Sortimentswünschen des Vorjahrs und ermöglicht mit einem gewissen Puffer, nachträglich auf sich ändernde Wünsche wenigstens in gewissem Umfang eingehen zu können. Hiedls freuen sich über jeden Kunden, der früh bestellt, weil das bei der Produktionsplanung und Kultur hilfreich ist.

Was bedeutet Qualität?

„Wir können uns nicht über billige Ware oder über Masse am Markt profilieren", stellt Helmut Hiedl fest. „Wir können uns nur durch perfekte Kulturergebnisse, durch gute Beratung und gute Absprachen mit unseren Kunden behaupten." Großes Ziel in der Jungpflanzenproduktion ist, so einheitlich wie möglich Pflanzen auszuliefern. Deshalb wird mit großer Schlagkraft in der Hauptsaison vermehrt, damit Unterschiede in der Pflanzenentwicklung so gering wie möglich gehalten werden können. „Qualität bedeutet für uns im Betrieb, dass die ausgelieferten Pflanzen alle gleich sind und nicht manche besser bewurzelt sind als andere", erklärt Vincent Hiedl.

Der Kundenberatung kommt besondere Bedeutung zu. „Wir bieten bei Erica und Calluna ein sehr breites Sortiment. Unsere Erfahrung ist, dass die optimalen Sorten für einen Betrieb immer regionalspezifisch sind und auch von den Gegebenheiten beim jeweiligen Kunden abhängen. Ich kann nicht automatisch Sorten, die in Emden oder Schleswig-Holstein funktionieren, auch einem Kunden in Frankfurt oder am Bodensee empfehlen." Beratung sei bei Freilandkulturen, die sich nicht so intensiv steuern lassen wie Beet- und Balkonpflanzen, besonders bedeutsam.

Technik hilft

Um schlagkräftig produzieren und Stecklinge und Jungpflanzen in großer Einheitlichkeit vermehren zu können, setzen Hiedls auf technische Unterstützung und haben sich dazu über die Jahre viel Erfahrung angeeignet. Im Betrieb stehen zwei Pikierlinien, eine davon (TTA) wurde erst letztes Jahr angeschafft.

So gut wie jede technische Lösung im Betrieb wurde in ihrer Entwicklung aktiv von der Gärtnerfamilie angestoßen und begleitet. Das gilt für die diversen Stutzmaschinen, die in der Gärtnerei im Einsatz sind und beispielsweise mit verschiedenen Rädern auf unterschiedlichen Untergründen transportabel sind. Das gilt zuletzt auch für die Gießwagen in den erst vor Kurzem gebauten Gewächshäusern. Ursprünglich wollten Hiedls hier Standardangebote von Gießwagenlieferanten kaufen. Die Angebote waren allerdings so teuer, dass sich Helmut Hiedl dazu entschloss, dann doch lieber Gießwagen nach eigenen Vorstellungen bauen zu lassen. Die Ausführung übernahm die Südtiroler Firma Rabensteiner, mit der auch alle Gewächshaus-Neubauten durchgeführt wurden. Diese Gießwagen können nun auch zum Stutzen eingesetzt werden, mit ihrer stabilen Konstruktion auch im oberen Bereich, aber auch als Plattform zum Austausch von Energieschirmen oder für Arbeiten an der Glashülle. Leider gab es beim Gießwagen kein passendes Standardmodell auf dem Markt.

Die Coronazeit erfolgreich überstehen

Kurz vor der so wichtigen Hauptvermehrungszeit sorgten die mit der Corona-Epidemie verbundenen Sicherheitsmaßnahmen und Einschränkungen für ganz besondere Herausforderungen. Oberstes Ziel war, eine Schließung des gesamten Betriebs im Falle eines Falles unbedingt zu vermeiden, und das nicht nur aus eigenem Interesse: „Die Pflanzenkulturen sind ja nicht nur unsere Grundlage, sondern auch die unserer Kunden, da hängen ganz viele andere mit dran", bringt es Helmut Hiedl auf den Punkt. „Eine Quarantänezeit von 14 Tagen für die ganze Gärtnerei wäre nicht zu verantworten." So wurde in einer Wochenendaktion der Betrieb so organisiert, dass zwei Teams in allen Bereichen getrennt arbeiten, beim Stecken und Topfen ebenso wie im Büro.

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