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Gartenbau Köder

Jungpflanzen aus Jagstzell

Drei Standbeine hat Köder Gartenbau: Das Unternehmen kultiviert Fertigware für Abholmärkte von Landgard, außerdem in großem Umfang ein breites Jungpflanzensortiment. Und schließlich ist das Unternehmen in der Züchtung und Produktentwicklung tätig.

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Johannes Köder ist ein fröhlicher und ausgeglichener Optimist.
Johannes Köder ist ein fröhlicher und ausgeglichener Optimist.Christoph Killgus
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Die betrieblichen Schwerpunkte bei Gartenbau Köder haben sich über die letzte Dekade deutlich verändert: Die Produktion von Jungpflanzen kam vor etwa zehn Jahren auf, zunächst für den eigenen Bedarf. Am Anfang stand die Vermehrung von Calocephalus und Hebe , daraus ist inzwischen ein breites Sortiment geworden. Calocephalus ist schon sehr lange in der Gärtnerei Kultur, weswegen sie mit silbrig-grauem Zweig auch im Firmenlogo zu finden ist.

Jungpflanzen für Nischenkulturen

Was in kleinem Umfang begann, hat sich mittlerweile zum Unternehmensschwerpunkt entwickelt. Der Firmenkatalog (auf der Website www.koeder-gartenbau.de auch zum Download erhältlich) stellt die Angebotspalette vor. Johannes Köder hat sich, und das ist ein Teil seines Erfolgsrezepts, auf Besonderheiten spezialisiert, unter denen Blattschmuckpflanzen wiederum eine besondere Rolle spielen. Petunien und Pelargonien sucht man in der Gärtnerei vergebens. Althernantheren, Ajuga , Coprosma , Helichrysum , Isotomia , Topfnelken , Hebe , Lavendel , Muehlenbeckia , Sagina und Scleranthus , Sedum , Trifolium und Gräser prägen das Angebot. Manche Sorten, beispielsweise von Hebe oder von Isotome , stammen aus eigener Züchtung, manche aus Lizenzen auch von kleinen Züchtern, mit denen Köder zusammenarbeitet. Die teils exklusiv bei ihm erhältlichen Sorten testet Köder in der eigenen Fertigwareproduktion auf ihre Leistungsfähigkeit. Bei der Kultur der Jungpflanzen ist ihm über teils kühle Temperaturführung und häufig schon durchgeführtes Stutzen ein Anliegen, den eigenen Kunden eine anschließend zügige Weiterkultur zu ermöglichen. Mittlerweile gehen die Jungpflanzen an Abnehmer in vielen europäischen Ländern. Köder arbeitet dabei mit verschiedenen freien Agenturen zusammen. Um die Sortimentsentwicklung vor Ort kümmert sich als Produktmanager für die Jungpflanzen der erfahrene Gartenbauingenieur Andreas Rinnergschwentner.

Erfreuliche Bilanz zur Saison in Coronazeiten

Der Besuch bei Köder für diesen Bericht erfolgte Anfang März, kurz bevor die Coronaepidemie erst einmal direkte Kontakte und auch das Wirtschaftsleben weitgehend zum Erliegen brachte. Jetzt im Juni, interessiert natürlich, wie die dynamische Gärtnerei die schwierigen Monate überstanden hat? Johannes Köder kann eine insgesamt erfreuliche Bilanz ziehen: „Am Anfang der Coronazeit war es tatsächlich ,mau‘" mit dem Verkauf. Im katholisch geprägten Bayern und Österreich wurde zu Ostern und zum Weißen Sonntag deutlich weniger verkauft als wir das sonst kennen. Aber die Nachfragesituation änderte sich schnell wieder zum Positiven – und mittlerweile haben wir eher zu wenig Ware verfügbar als zu viel!" Die Nischenartikel von Köder sind auf den Abholmärkten gefragt, weswegen Köder schon das letzte Jahr, das nicht überall ein gutes gewesen ist, mit einer positiven Saison erlebt hat. Dieses Jahr ist die Saison mit erfreulich gutem Wetterverlauf noch besser gewesen – und das trotz der Coronaeinschränkungen.

Ungewöhnlicher Ersatz für die Saisonarbeitskräfte

Wie bei anderen auch fehlten in den letzten Monaten im Betrieb die gewohnten Saisonarbeitskräfte, die ein wichtiges Rückgrat in der Produktion sind. Die meisten dieser Mitarbeiter kommen seit Jahren nach Jagstzell und sind intensiv mit der Gärtnerei verbunden. Dieses Jahr nun konnten sie nicht anreisen. Hilfe und Ersatz für die fehlenden Saisonmitarbeiter aus Nachbarländern kam ungeplant aus ganz unterschiedlichen Richtungen: Da war der Student, der sein Praktikum in Australien vorzeitig beenden musste und dafür in der Gärtnerei mitarbeitete. Da waren Leute aus der Gastronomie und der Industrie, die in Kurzarbeit oder ganz ohne Arbeit nach einer alternativen Beschäftigung suchten. Insgesamt war zur Saison eine recht bunte und aufgeschlossene Gruppe in der Gärtnerei aktiv, stellt Johannes Köder fest und hat auch da positive Erfahrungen gemacht: „Man hat sich kennengelernt und auch viel Spaß miteinander bei der Arbeit gehabt!" Eine Studentin blieb sogar länger, weil ihr die Arbeit in der Gärtnerei viel Freude machte. Die Mitarbeit hat den branchenfremden Teilzeitkräften einen teils überraschenden Einblick in den Gartenbau gegeben: „Die Leute waren überrascht, wie modern, technisiert und gut organisiert es bei uns zugeht," berichtet Johannes Köder.

Die Gärtnerei liegt nicht gerade in einem Gartenbauhotspot Deutschlands. Für die Suche nach Mitarbeitern ist das durchaus eine Herausforderung. Auf der Website ermutigt Johannes Köder Interessierte, sich doch einfach mit einer Initiativbewerbung zu melden. Auch Ausbildungsplätze bietet er gerne an, wenn sich engagierte junge Leute melden. Im Frühjahr hat der Sohn eines Kunden aus Frankreich ein Praktikum im Betrieb absolviert, den Branchennachwuchs fördert Johannes Köder gern.

Viel testen und ausprobieren

Mit den Blattschmuckpflanzen, die vielfach aus dem Staudenprogramm kommen, macht sich Köder und seine Kunden auch ein ganzes Stück weit von der Hauptsaison im Frühjahr unabhängig, auch wenn diese wichtig ist und bleibt. „Wir sind sehr herbstlastig", bringt es Johannes Köder auf den Punkt.

Seine Experimentierfreudigkeit zeigt sich nicht nur bei der Pflanzenauswahl. Schon seit Längerem bietet er insbesondere kleine Pflänzchen als Fertigware im Tontopf an. „Das sorgt für eine höhere Wertigkeit", begründet er. Sagina oder Muehlenbeckia beispielsweise sehen als Minipflanzen im Tontopf bezaubernd aus. Ansonsten stehen die meisten Pflanzen entweder in pinken oder hellgrünen Kunststoffkulturtöpfen – die Topffarbe wird je nach korrespondierender Laubfarbe der Pflanze gewählt. Derzeit testet Köder außerdem, wie das Interesse an Pflanzkombinationen in Minikästen ist. Deutlich zeigt sich die Experimentierfreudigkeit Köders daran, dass er auch selbst züchtet, obwohl das nicht immer mit einer Erfolgsgarantie verbunden ist: „Züchtung ist Leidenschaft, nicht Kommerz", meint er.

Dass Köder sich als Gärtner sowohl mit Jungpflanzen als auch mit Fertigware beschäftigt, kommt der Sortimentsentwicklung zugute. „Wir testen viel und bringen es dann auf den Markt", sagt er. Schließlich will er bei Neuheiten erst einmal klären: „Lässt sich das überhaupt produzieren?" Aus der eigenen Weiterkultur erfährt er, welche Sorten besonders lohnend sind und welche Kulturdetails es auch an die Kunden weiterzugeben gilt. Der Absatz der Fertigware über die Landgard-Abholmärkte wiederum bringt Infos darüber, auf welche Pflanzideen die Kunden besonders ansprechen.

Flexibel und nachhaltig eingerichtet

Bei der Konzeption des neuen Betriebsteils war Johannes Köder vor allem Flexibilität wichtig. 20.000 m 3 Erde wurden angefahren, um die Anbindung an das bestehende Gelände zu ermöglichen. Die Innenausstattung der Anlage ist so gewählt, dass von der Jungpflanzenkultur bis zu Pflanzen in Containern alles möglich ist, schließlich weiß man nicht, in welche Richtung sich die Marktlage entwickelt. Genau das empfindet Johannes Köder als große unternehmerische Herausforderung unserer Zeit: „Was heute richtig ist, ist morgen schon wieder falsch. Das macht die Zukunftsplanung schwierig." Alle Abteile im Neubau sind gleich groß. Die Wege sind breit genug, sodass sie mit E-Fahrzeugen für den innerbetrieblichen Transport befahren werden können.

Nachhaltigkeit war und ist im Betrieb kein Schlagwort, sondern Realität. Die Wärmeversorgung auf der Ostalb in recht rauem Klima ist eine zentrale Frage, sie erfolgt über ein BHKW, in dem zwei Motoren laufen, die sich sehr genau und in Verbindung mit einem Pufferspeicher nach dem jeweiligen Bedarf steuern lassen. Energieträger ist Pflanzenöl („wir gehören zu den wenigen, die dabei geblieben sind"), der Betrieb somit CO 2 -neutral, weswegen Köder künftigen Abgaben auch gelassen entgegensehen kann.

Der im BHKW erzeugte Strom wird komplett ins Netz eingespeist. Für den Stromeigenbedarf bedient sich Köder dafür aus einer Photovoltaikanlage auf dem Dach neuer Betriebsgebäude – der PV-Strom wird in Akkus gespeichert und deckt den Grundbedarf ab. Für wenige Spitzenlastzeiten stehen noch Ölkessel zur Verfügung

Auch beim Wasser ist Köder weitgehend autark: Zwei Regenwasserbecken sorgten dafür, dass 2019 der Bedarf daraus zu über 90 % gedeckt werden konnte. Eine Bewässerung im Betrieb ist sowohl über Gießwagen möglich als auch über Ebbe-Flut – die Wasserkreisläufe für die beiden Systeme sind im Interesse einer Kultursicherheit getrennt. Die Gießwagen können bewässern, sprühen und nebeln und lassen sich vielseitig auch für Pflanzenschutzaufgaben einsetzen. Eine simple Steuerungsmöglichkeit der Gießwagen vom Hersteller Rathmakers ist im Betriebsalltag ungemein hilfreich: Schnell an den Führungsrohren verteilte Magnete machen es möglich, die Gießwagen bedarfsgerecht dort und nur dort einzusetzen, wo es sich nach einer Inspektion der Bestände als nötig erwiesen hat.

Eine gewisse Unabhängigkeit ist dem Inhaber auch bei den Betriebsmitteln wichtig, um bei Versorgungsengpässen nicht schnell ins Schleudern zu kommen. Deshalb wurden im Neubau großzügige Lagerflächen für Töpfe, Trays oder auch Düngemittel eingeplant.

Der Neubau ist sehr energieeffizient gebaut mit Doppelfolie, einem Doppelenergieschirm und ausgefeilter Klimasteuerung. Der Altbau ist mit einem Doppelenergieschirm ausgestattet. „Wir sparen Ressourcen, wo es nur geht. Man kann grün leben, ohne dass man es wählt", schmunzelt Johannes Köder.

Auch bei der Kulturführung sucht er die umweltverträglichen Wege. Nützlingseinsatz und Klimaprogramme sind Standard, um den Einsatz chemischer Mittel auf ein Minimum zu beschränken. „Chemie ist für uns ein Randartikel", bringt es Johannes Köder auf den Punkt. Und überlegt: „Wenn wir nicht mehr mineralisch düngen würden, wären wir schon fast ein Biobetrieb!"

Nicht groß, sondern schlagkräftig sein

Der Zukunft sieht Johannes Köder optimistisch entgegen, auch und vor allem deshalb, weil mit Sohn Mark ein Nachfolger bereit steht und einen Weg im Gartenbau eingeschlagen hat.

Für den Berufsstand ist Johannes Köder bei Landgard engagiert, nachdem er früher im Aufsichtsrat von Fleurfrisch Stuttgart aktiv gewesen ist. Bei Landgard ist er seit 2017 Vorsitzender des Regionalbeirats Süd und vertritt damit die Interessen der Erzeuger im Süden.

Was empfiehlt er aus eigener Erfahrung Kollegen? „Viele klagen immer über den schwierigen Markt – besser ist, rauszugehen, sich umzusehen, Ideen zu entwickeln, etwas auszuprobieren, etwas umsetzen!" Dabei sieht er es gar nicht als entscheidend an, auf enorme Betriebsgröße zu setzen: „Es ist gut, klein und schlagkräftig zu sein."

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