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Edgar Gugenhan

Gärtner, Lehrer, Fachjournalist

Edgar Gugenhan, der am 16. September seinen 90. Geburtstag feierte, blickt auf ein außerordentlich abwechslungsreiches Gärtnerleben zurück. Er war Fachlehrer und Versuchsleiter in Hohenheim und Heidelberg, Referent am Landwirtschaftsministerium in Stuttgart, Schulleiter der Justus-von-Liebig-Schule in Göppingen, nebenbei Fachjournalist und Buchautor – und schreibt noch immer.
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Gott sei Dank bin ich noch im Gartenbau aktiv", sagt Edgar Gugenhan, während er dem Redaktionsgast Kaffee einschenkt. „Leute, die im Ruhestand nichts mehr tun, werden viel eher dement, das habe ich mehrfach erlebt." Nicht mehr aktiv – das kann man sich bei dem rüstigen 90-Jährigen wirklich nicht vorstellen, bis heute begegnet man ihm auf gartenbaulichen Fachmessen oder Veranstaltungen wie dem Beet- und Balkonpflanzentag in Hohenheim, von wo er dann für verschiedene Fachzeitschriften berichtet. Und sein Gedächtnis ist gut, er kann aus vielen Jahren berichten und erzählen.

Die Schulzeit war für Edgar Gugenhan früh zu Ende. 1945 war er wie andere als damals 15-Jähriger angehalten, die Schule zu verlassen und eine Ausbildung zu beginnen. Sein Onkel hatte einen Feinkostladen, in der Ferienzeit hatte er Edgar immer einmal mit auf den Großmarkt genommen, wo dieser eben auch Gärtner kennenlernte. Diese Kontakte waren so sympathisch, dass der junge Mann sagte: „Ich will Gärtner lernen!" Die Ausbildungszeiten waren von Montag bis Samstag von 7 bis 20 Uhr, zusätzlich war vierzehntägig auch sonntags Dienst zu leisten. Es folgte ein Gehilfenjahr ebenfalls in Stuttgart.

Gießen mit der Kanne

Was fällt ihm besonders auf und ein, wenn er die Anfangsjahre seines Berufslebens im Gartenbau mit der Branchensituation heute vergleicht? Fasziniert ist Edgar Gugenhan da vor allem von der immensen Technisierung und Automatisierung, die der Gartenbau erfahren hat, die den Arbeitsalltag auch deutlich einfacher macht. Gut in Erinnerung ist ihm seine Ausbildungszeit: Die drei Lehrlinge in der Stuttgarter Gärtnerei hatten das Vergnügen, täglich mit der Kanne Frühbeete unter 1.000 Fenstern zu gießen – jeder Lehrling davon ein Drittel – und für jedes Fenster war eine Kanne fällig, eine Arbeit, die am späten Nachmittag fast drei Stunden in Anspruch nahm. Den innovativen Vorschlag Gugenhans, auf eine Bewässerung per Schlauch umzusteigen, lehnte der Chef ab, vermutlich, weil ihm bei dieser bequemeren Variante die einfache Kontrolle fehlte, die es mit dem „Eine-Kanne-pro-Fenster"-Verfahren gab.

Warum der 20. Geburtstag so wichtig war

Bei den Junggärtnern lernte Edgar Gugenhan einen Abiturienten kennen, der ihn ermutigte, sich nach der Lehrzeit doch weiterzubilden. Edgar Gugenhan bewarb sich 1949 an der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Freising-Weihenstephan, wo in einer Vorortprüfung Kenntnisse der mittleren Reife nachgewiesen werden mussten. Beim Auswertungsgespräch gab es eine gute und eine schlechte Nachricht für den Bewerber aus Stuttgart – der Direktor gratulierte ihm zu seiner sehr guten Leistung, sagte ihm aber, leider sei er noch nicht 20 Jahre alt und könne deshalb nicht anfangen. Nach einer kurzen Schrecksekunde konnte Gugenhan darauf verweisen, dass er kurz vor dem Studienbeginn noch Geburtstag feiern werde.

Bis 1951 studierte Gugenhan in Weihenstephan. Anschließend kam er an die Gartenbauschule Hohenheim und machte eine Fachlehrerausbildung in Stuttgart. Mitte der 50er-Jahre schloss sich eine Zeit an der LVG Heidelberg an, wo Edgar Gugenhan Fachlehrer und Versuchsleiter für Zierpflanzen- und Gemüsebau war. Über 20 Jahre schlossen sich in Hohenheim an, wo er bis 1977 an der Staatsschule für Gartenbau Versuchsleiter war. Mehrere Jahre arbeitete Edgar Gugenhan dann am Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten als Referent für Erwerbsgartenbau, ehe er 1980 seine letzte und lange berufliche Station als Schulleiter der Justus-von-Liebig-Schule in Göppingen antrat, an der damals von mehr als 100 Lehrern rund 1.200 Gärtner und 350 Floristen unterrichtet wurden.

Der Weg zum Schreiben

Man könnte meinen, die verantwortlichen beruflichen Tätigkeiten hätten wenig Spielraum für sonstige Aktivitäten gelassen, aber Edgar Gugenhan war an allen möglichen weiteren Stellen ehrenamtlich aktiv – in den 50er-Jahren als Geschäftsführer der württembergischen Junggärtnergruppen, als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Gartenbau oder auch in verschiedenen Ausschüssen rund um Ausbildungsfragen. Auf Gartenschauen war er über 30 Jahre lang als Preisrichter tätig.

1950 startete Edgar Gugenhan in den Fachjournalismus. Das war nicht geplant, sondern ergab sich durch eine Alltagsgeschichte: In diesem Jahr fand in Stuttgart die „Deutsche Gartenschau" als Vorläufer der dann 1951 erstmals in Hannover durchgeführten Bundesgartenschauen statt. Edgar Gugenhan war als Student auf dem Ausstellungsgelände für einen Landschaftsgärtner tätig. Dabei fiel ihm auf, dass einige Pflanzenetiketten nicht stimmen konnten. Als er Leo Jelitto begegnete, dem damaligen nebenamtlichen Schriftleiter des „Süddeutschen Erwerbsgärtners" (später DEGA), sprach er diesen auf den Fehler an. Der meinte nur: „Schreiben Sie über Ihre Beobachtung doch einen Artikel!" Was er damals anfing, hat bis heute nicht aufgehört. „Das Schreiben sorgt dafür, dass ich mit meinen Gärtnern die Verbindung halte."

Edgar Gugenhan ist dankbar für viele gute Fügungen in seinem Leben: „Ich hatte sehr viel Glück in meiner Laufbahn, das darf ich ehrlich sagen." Als besonders hilfreich hat er immer wieder die Verbindungen zu anderen Leuten erlebt.

Mehrfach wurde Edgar Gugenhan für sein großes Engagement für den Gartenbau geehrt: Er ist Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft Württembergischer Junggärtnergruppen, des Württembergischen Gärtnereiverbands (damalige Namen dieser Organisationen). 1983 wurde er mit dem Hans-Bickel-Preis des Verbands ehemaliger Weihenstephaner Gartenbaustudierender ausgezeichnet und 1998 mit der Staatsmedaille in Silber des Landes Baden-Württemberg.

Gartenwissen

Bekannter Berater für Hobbygärtner

In vielfältiger Weise hat Edgar Gugenhan sein umfangreiches gärtnerisches Wissen nicht nur innerhalb des Berufsstands weitergegeben, sondern umfassend auch an die vielen Gartenliebhaber im Ländle und darüber hinaus. Seit über 60 Jahren schreibt er für Redaktionen von Liebhaberzeitschriften. Beim Süddeutschen Rundfunk war er von 1956 bis 2004 regelmäßig als Gartenexperte zu hören. Und mehr als 20 Bücher hat Edgar Gugenhan geschrieben, einige Auflagenhits sind im Verlag Eugen Ulmer erschienen.

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