
Pflanzen, die Feuer benötigen
Im Botanischen Garten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) wächst eine ganz besondere Gruppe von Pflanzen: die „Pyrophyten“. Sie haben viele unterschiedliche Strategien entwickelt, um mit Feuern umgehen zu können, die in ihren Heimatregionen regelmäßig brennen.
von HHU erschienen am 28.10.2025Ein Streifzug lohnt sich. Der Garten ist bis Ende Oktober noch täglich bis 18 Uhr geöffnet, von November bis Februar wochentags bis 16 Uhr.
Das Kuppelgewächshaus ist ein guter Start für einen thematischen Rundgang zum Thema Pyrophyten. Hier wachsen Banksien wie Banksia oreophila und Banksia ornata. Sie stammen fast ausschließlich aus Australien und sind dort regelmäßig mit Buschbränden konfrontiert. Sie haben aus dieser Not eine Tugend gemacht: Ihre stark verholzten Früchte benötigen Feuer, damit sie sich öffnen und die Samen herausfallen können. Nach einem Brand landen die Samen dann in einem nährstoffreichen und unbeschatteten Keimbeet und können gut aufgehen.
Dr. Sabine Etges, wissenschaftliche Leiterin des Botanischen Gartens der HHU: „Wir haben dies mit einem Gasbrenner simuliert. Erst nach einiger Zeit öffnen sich die Früchte, so dass die Samen zunächst vor dem vorüberziehenden Feuer geschützt sind.“
1Weitere typische Vertreter der Pyrophyten sind Mammutbäume, von denen verschiedene Gattungen auf dem Campus der HHU wachsen – unter anderem zwischen der ULB und dem 25er-Gebäudekomplex. Drei unterschiedliche Gattungen gibt es im Botanischen Garten: den Bergmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) am Nordeingang, den Küstenmammutbaum (Sequoia sempervirens) auf den „Konifereninseln“ und den aus Asien stammenden Urweltmammutbaum (Metasequoia glyptostroboides) in der Asienabteilung. Die ersten beiden Bäume schützen durch eine dicke Borke die empfindlichen Teile des Stamms vor schnellen Grundfeuern. Die älteren Bäume sind unten am Stamm praktisch astfrei, so sind die Äste in größeren Höhen vor Grundfeuern geschützt.
Auch Kanaren-Kiefern (Pinus canariensis) weisen eine dicke Borke auf und nutzen so eine ähnliche Strategie. Dr. Etges schränkt aber ein: „Kritisch wird es für diese Bäume, wenn die Feuer die Krone erreichen und die Äste, Zweige und Nadeln angreifen.“
Pyrophyten haben sehr unterschiedliche Wege entwickelt, um sich an Feuer anzupassen. So kann die Kork-Eiche (Quercus suber) sich aus allen, auch aus stark verkohlten Stamm- und Astbereichen regenerieren. Dem Erdbeerbaum (Arbutus) ist ein unterirdischer Stockausschlag möglich, während der Eukalyptus (Eucalyptus) „Lignotuber“ besitzt, die am oder unterhalb des Bodens liegen. Diese enthalten Nährstoffe und ruhende Knospen, aus denen die Pflanzen nach einem Brand austreiben können. Durch eine ausladende „Strohtunika“, einen Mantel aus alten, abgestorbenen Blättern, schützen sich Grasbäume (Xanthorrhoea) vor einem Feuer, das so nicht an die lebenden Pflanzenteile herankommen kann.
Der Botanische Garten der HHU
Der rund acht Hektar große Botanische Garten wurde 1979 eröffnet. Er ist Teil des Frischluft- und Grüngürtels der Stadt Düsseldorf und ein wichtiges Trittsteinbiotop zwischen Rheinauen und Unterbacher Seen. Er leistet mit seiner Pflanzenvielfalt einen Beitrag, um bedrohte Arten zu erhalten und die Biodiversität zu sichern. Der Bevölkerung öffnet er sich ganzjährig als Stätte der Bildung und Erholung. An der HHU dient er der Pflanzenforschung und der Studierendenausbildung.
Das eindrucksvolle Kuppelgewächshaus beherbergt Pflanzen aller Kontinente und wird ergänzt durch ein Südafrikahaus und eine große Orangerie, in der die Kübelpflanzen überwintern. Neben dem nicht öffentlichen großen Sammlungs- und Forschungshaus und den Versuchsflächen betreibt der Botanische Garten auch die hochmodernen Forschungsgewächshäuser auf den Institutsgebäuden der HHU.
Jährlich besuchen rund 100.000 Bürgerinnen und Bürger den Botanischen Garten. Er ist für die Öffentlichkeit von November bis Ende Februar montags bis freitags bis 16:00 Uhr geöffnet. Den Besuchenden steht ein kostenfreier Audioguide auf Deutsch und Englisch zur Verfügung, der sie auf Rundgängen zu allen Besonderheiten führt.
Mit einem vielfältigen Vortrags- und Führungsprogramm werden Interessierte jeden Alters an die Geheimnisse, die im Garten zu finden sind, herangeführt und ihre Bedeutung für die menschliche Zivilisation verdeutlicht.
Eine aktive Beteiligung ist im Rahmen eines Citizen Science-Projektes möglich: Die Vielfalt von Wildarten (Pflanzen, Tiere und andere Organismen) kann über eine App dokumentiert werden. Mit diesem Wissenstransfer ist der Botanische Garten in das Selbstverständnis der HHU als Bürgeruniversität eingebunden.
Unterstützt wird die Arbeit durch den Freundeskreis Botanischer Garten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, mit dessen Hilfe bereits viele Projekte realisiert werden konnten.
Ebenso ist der Botanische Garten eine Ausbildungsstätte für bis zu zehn zukünftige Gärtnerinnen und Gärtner in der Fachrichtung „Staudengärtnerei“. Dort lernen sie auch die Besonderheiten eines wissenschaftlich orientierten Gartens kennen.
Weitere Informationen: www.botanischergarten.hhu.de.















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