E-Commerce – was bleibt vom Corona-Hype?
- Veröffentlicht am
Prof. Dr. Julia Dittrich, Technische Hochschule Rosenheim, zeigte Trends und Entwicklungen im E-Commerce auf:
- Trend eins: Der Aufbau eines Direktvertriebs mit eigenem Onlineshop ist gerade für Hersteller von starken Qualitätsmarken ein attraktiver Weg. Immer mehr Mittelständler wagen sich auf dieses Terrain, das mit vielen Vorteilen wie dem unmittelbarer Kundenzugang, Kontrolle über das Markenimage und Datenverfügbarkeit verbunden ist.
- Trend zwei: Auch im B2B-Bereich, also zwischen zwei Unternehmen, wird E-Commerce immer relevanter.
- Trend drei: Online-Marktplätze machen mittlerweile fast die Hälfte des Online-Handels im B2C-Bereich aus. Im Gegensatz zum klassischen Onlineshop eines einzelnen Händlers können die Kunden die Produkte von unterschiedlichen Anbietern online erwerben, der Marktplatz stellt dabei die digitale Infrastruktur für den Kaufprozess zur Verfügung. Der Verkauf über einen Marktplatz kann ein Einstieg für kleinere Firmen sein, um E-Commerce ohne eigenen Online-Shop zu erproben.
- Trend vier: Der Online-Handel ist im Vergleich zum stationären Handel nicht per se schlechter in der CO2-Bilanz. Es kommt auf die Umstände an, etwa auf die Retourenquote, technologische Innovationen können hier einen Beitrag leisten. Start-ups entwickeln hier sinnvolle Ansätze (hey circle: Mehrwegversand; Keepoala: Retourenvermeidung).
Ein Online-Gartencenter: Plantura
Plantura ist ein Münchner Start-up, das neben Pflanzen für drinnen und draußen Produkte wie torffreie Erden, organischen Dünger ohne tierische Bestandteile oder Nützlinge über den eigenen Online-Shop vertreibt ( www.shop.plantura.garden ). Maßgeblich für den Erfolg sind die Anleitung und Begleitung von die Plantura der Kundschaft bietet. Mit eigenen digitalen Zusatzangeboten beantwortet es Kundenfragen. Ziel ist eine enge Kundenbindung. Den Kontakt fördert Plantura durch eine kostenlose App und über Online-Kanäle. Beispiele dafür sind:
- Pflanzen erkennen via Foto: Sieht der Nutzer irgendwo eine Pflanze, die er nicht kennt, kann er sie mithilfe der Plantura-App identifizieren und kann sie auch im Plantura-Shop bestellen.
- Erinnerungen zur Pflanzenpflege: Nutzer können Pflege-Erinnerungen für ihre Pflanzen einstellen. Sie erhalten zum Beispiel eine Push-Mitteillung mit der Erinnerung, dass sie düngen müssen
- Video-Anleitungen gibt es sowohl in der Plantura-App als auch im eigenen Online-Magazin und auf den Plantura-Social-Media-Kanälen.
- Pflanzen-Krankheiten erkennen: Die Plantura-App hilft auch, via Foto Krankheiten sowie Schädlinge zu identifizieren und gibt Tipps zur Lösung.
Kiefl in Gauting: Erlebniswelt mit Online-Shop
Wie ein Online-Shop Teil eines erfolgreichen Unternehmens-Konzepts ist, zeigte Wolfgang Kiefl aus Gauting bei München. Er schuf in seinem inhabergeführten Gartencenter eine eigene Gartenwelt. Das Ambiente lädt nicht nur zum Einkaufen, sondern auch zum Bummeln und Genießen ein. Alle Produkte aus dem Gartencenter können die Kunden auch im Online-Shop kaufen. Im Gartencenter gibt es Pflanzen aus eigener Produktion, selbst angebautes Gemüse und Kreatives aus der eigenen Floristik. Serviceangebote wie Friedshofspflege runden das Angebot ab. Darüber hinaus enthält das Angebot Wohn-Accesoires und Feinkost. Im Gartencenter gibt es ein Restaurant und ein Café.
Biokiste punktet mit Regionalität
Zusätzlich zu einem Bio-Supermarkt betreibt die Lebensgemeinschaft Höhenberg einen Online-Shop für frisches Bio-Gemüse und andere frische Bio-Lebensmittel ( www.hoehenberger-biokiste.de ). Mit Abo-Kisten bieten die Höhenberger den Kunden einmal pro Woche Bio-Waren im Abonnement an. Ein zentraler Punkt ist Regionalität, das Gemüse kommt aus einem Umkreis von 50 km, das Obst von 200 km. Die Verpackung ist eine Napfkiste, die lange wiederverwendbar ist. Geliefert wird mit der eigenen Flotte. Das Ausliefern geschieht mit einem Touren-Programm. Es fasst die jeweils kürzeste Entfernung zwischen zwei Haushalten und ohne Leerfahrten zusammen. Der Liefer-Radius beträgt bis zu 75 km. Mithilfe des Programms wird auch ein Pack-Plan für jede einzelne Abo-Kiste erstellt. Die Packerin sieht die Wünsche des einzelnen Kunden auf dem Computer-Display, das über jeder Waage angebracht ist.
Das Packen der Kisten geschieht einen Tag vor dem Liefern. Den Inhalt der Abo-Kiste plant das Team jede Woche neu. Der Kunde wählt eine Kiste aus dem Angebot, wählt den Liefer-Zyklus und überlässt die Zusammenstellung der Kiste dem Betrieb. Der Kunde kann auch bestimmte Gemüsearten oder Lebensmittel ausschließen. Die andere Möglichkeit ist, vor jeder Lieferung den Inhalt der Kiste nach eigenen Wünschen selbst zusammenzustellen und den gewünschten Termin festzulegen. Es gibt kleine, mittlere und große Kisten. Für alles kann der Kunde die einmal getroffene Wahl wöchentlich im Online-Shop, per Fax oder telefonisch verändern und Sonderwünsche anmelden. Der Service-Gedanke steht auch beim Liefern im Vordergrund: Der Kunde kann die Bestellung bis zum Vortag der Lieferung kündigen oder eine Lieferpause einlegen. Es gibt keine Mindestvertragslaufzeit. Außerdem ist die Kundenbetreuung täglich für Kunden-Fragen da.
Das Garten Fräulein und ihr Blog
Seit zehn Jahren gibt es den Gartenblog „Garten Fräulein". Er gehört im deutschsprachigen Raum zu den bekanntesten ( www.garten-fräulein.de ). 40.000 Follower lesen ihn jeden Monat, informieren sich im Newsletter und begeistern sich für Fotos auf Instagram und Pinterest. Die Follower sind zu 89 % weiblich. 84 % kommen aus Deutschland und 37 % sind 35 bis 44 Jahre alt – und urban. Das Garten-Fräulein vermittelt das wohltuende Lebensgefühl, selbst etwas auf dem Balkon anzubauen und daraus etwas Tolles zu machen. Die 37-jährige Silvia Appel ist Bloggerin und Influencerin, hat keine gärtnerische Ausbildung, sondern Medienmanagement studiert. Sie teilt ihr Wissen im Internet, veröffentlichte bereits mehrere Bücher und ist auch in TV-Sendungen wie „ARD Buffet" zu Gast.
Über ihren Blog verkauft Silvia Appel Balkongarten-Online-Kurse und erstellt Fibeln und E-Books. Bisher bekannteste Werk ist eine Tomaten-Fibel, von der es 1.500 gedruckte Versionen und 500 E-Books gibt. Im Blog arbeitet sie auch mit künstlicher Verknappung: „Wir haben nur eine begrenzte Anzahl Tomaten-Fibeln, seinen Sie schnell." Zusätzlich bewirbt sie auf ihrer Website die Produkte von Unternehmen. Dafür erhält sie eine Provision. Außerdem geht sie Kooperationen ein, zum Beispiel mit dem Haushaltswarenhersteller Emsa.
Barrierefreiheit Menü
Hier können Sie Ihre Einstellungen anpassen:
Schriftgröße
Kontrast
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.