Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Statements

Eine leistungsfähige Gartenbauwissenschaft erhalten

Die Schließung des Studiengangs Gartenbauwissenschaften an der Leibniz Universität Hannover wirft die Frage auf, wie es mit der Forschung und Lehre im Gartenbau aussehen wird. Der Übergang des Gartenbaus von heute auf morgen benötigt Gartenbau-Absolventen der Universitäten, so die übereinstimmende Aussage.
Veröffentlicht am
Dieser Artikel ist in der erschienen.
PDF herunterladen
Artikel teilen:

„Wir benötigen Input aus der Gärtnergemeinde, aber auch aus Hochschulen und Universitäten, und ich habe große Sorge, dass uns dies auf die Dauer verloren geht", sagte Dr. Thomas Schmidt, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Er stellte die Frage, wer künftig die Lehrlinge an den Berufsschulen ausbilden solle. Der Wissenschaftsrat hat 2006 15 bis 20 Professuren für den Gartenbau an einem Standort empfohlen. Für Schmidt bleibt die Frage, ob dies in Hohenheim gelingt.

„Es geht um den Verlust bereits gewonnener Erkenntnisse", so Eva Kähler-Theuerkauf, Zentralverband Gartenbau. „Die Herausforderungen für unsere Branche sind enorm", sagte sie und nannte den Klimawandel, der das Pflanzenwachstum beeinflusst, Wasserstrategien erfordert, Spätfröste sowie neue Schädlinge und Krankheiten begünstigt. Auch geopolitische Einflüsse träfen den Gartenbau. Die Corona-Pandemie habe die Warenströme verändert. Dazu gesellten sich erhöhte gesellschaftl iche Anforderungen, wie weniger Pflanzenschutz, geringere Düngung, Torfreduktion, mehr Regionalität, dazu Wettbewerbsverzerrungen in Europa.

Der Gartenbau ist nicht gleich Landwirtschaft

Nötig seien gut ausgebildete Fachkräfte in den Betrieben, gute Berufsschullehrer und weiteres Lehrpersonal, hervorragend ausgestattete Beratungen, Behörden, Sachverständige und Entscheider in Gremien, um die Bedürfnisse der Branche richtig einschätzen zu können. „Wir benötigen den gartenbaulichen Sachverstand auch in den Bundes- und Landesministerien”, betonte sie.

„Wir brauchen akademisch ausgebildetes Fachpersonal für den sehr komplexen Gartenbau, denn es gibt viele Fragen, die nur Gartenbauer beantworten können", sagte Prof. Dr. Bernhard Beßler, Leiter Geschäftsbereich Gartenbau der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen in seiner Funktion als Fachausschussvorsitzender des Fachausschusses Gartenbau, in dem alle Lehr- und Versuchsanstalten für Gartenbau und Fachschulen miteinander im Gespräch sind. Die Fehleinschätzung, dass alle gartenbaulichen Fragestellungen auch aus der Landwirtschaft heraus beantwortet werden können, erlebe er in der täglichen Praxis an der LWK. So sei die Düngeverordnung für den Gemüsebau ohne genügend Gartenbausachverstand entwickelt worden.

Dass der Gartenbau ein besonderes Gebiet ist, bestätigte Prof. Dr. Ralf Vögele, Dekan der Agrarwissenschaftlichen Fakultät der Universität Hohenheim. Er befürchtet, dass in ein paar Jahren keiner mehr Pilze bestimmen kann. Es fehlten finanzielle Mittel für weitere Professuren inklusive Zusatzmittel. Die größte Fakultät in Hohenheim habe die geringsten finanziellen Kapazitäten. Sein Appell an die Politik lautet: „Wir müssen aufhören, universitäre Ausbildung als Wirtschaftsunternehmen zu verstehen. Denn dann fallen so wichtige Fächer wie die Gartenbauwissenschaften unter den Tisch, weil diese zu teuer seien. Wenn wir gartenbauliche Forschung und Lehre haben wollen, müssen wir Gelder in die Hand nehmen, um das zu finanzieren."

Man müsse dafür sorgen, dass die breite Bevölkerung wieder versteht, was wir tun. Wenn eine Transformation der Gartenbauwissenschaften gelingen soll, müsse auf transdisziplinäre Forschung gesetzt und Biologen, Ernährungswissenschaftler und Agrarwissenschaftler mit einbezogen werden.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren